2019: Die Welt schaut nach Deutschland, welches das 100-jährige Jubiläum der Gründung der revolutionären und legendären Hochschule für Gestaltung, das Bauhaus, feiert. Die Augen sind vor allem auf die drei Wirkungsstätten Weimar, Dessau und Berlin gerichtet.
Ganz besonders am 6. und 7. April 2019, als die Klassik Stiftung Weimar nach dreijähriger Bauzeit die Eröffnung des Bauhaus-Museums feierte. Gleichzeitig wurde auch das Neue Museum wiedereröffnet.
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Weimar wird gerne als Wiege des Bauhauses gesehen. Das Bauhaus nahm hier die Form an, experimentierte, revolutionierte und wurde dann seiner Existenzberechtigung beraubt. Das Bauhaus wurde hier zu dem, was wir kennen oder anders: erwachsen. Bevor es zwangsweise nach Dessau umziehen musste.
Die Vorgeschichte des Bauhaus Weimar
Was ist das Bauhaus eigentlich und wie kam es zur Gründung? Heute steht der Begriff gerne für die gesamte Epoche der Moderne. Dabei existierte das Bauhaus nur von 1919 bis 1933 – also rund 14 Jahre. Doch die Wurzeln reichen zurück bis ins 19. Jahrhundert, dem Beginn der Industrialisierung in England.
Ursprünge in der industriellen Revolution
Der Umbruch, der mit der Industrialisierung einher ging, stellte die bisherige Welt auf den Kopf. Doch es gab auch eine Gegenbewegung zur maschinengetriebenen Entwicklung. Eine Rückbesinnung auf das Handwerk. Neue Ausbildungsgänge und Akademien (Kunstgewerbeschulen) entstanden, in denen Schüler eigenständig entwerfen mussten.
Um die Jahrhundertwende fand erneut ein Umdenken statt. Moderne Künstler wurden Lehrende und Schulen wurden um Werkstätten erweitert. Aus diesem Grund wurde der belgische Architekt Henry van de Velde 1902 zum künstlerischen Berater für Industrie und Kunstgewerbe im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach berufen und leitete erfolgreich die Kunstschule in Weimar ab Herbst des Jahres.
Gleichzeit löste Deutschland England als führende Industrienation ab. Bis zum Ersten Weltkrieg 1914 behaupteten die Deutschen diese Stellung. Vor allem sollte sich eine Stilsprache entwickeln, die Deutschlands Bedeutung in der Welt widerspiegeln sollte.
Der Deutsche Werkbund
Aus diesen Überlegungen heraus entstand 1907 der Deutsche Werkbund (DWB), der zur wichtigsten Vereinigung von Kunst und Wirtschaft avancierte und Jahrbücher veröffentlichte, verschiedene Ausstellungen organisierte und mit den Kunstschulen zusammenarbeitete.
Walter Gropius trat 1912 in den Werkbund ein, nachdem er mit seinem Partner Adolf Meyer das Fagus-Werk in Alfeld baute und damit bekannt wurde. Mit einer weiteren Fabrik sowie einem Bürogebäude konnte er 1914 in der großen Kölner Werkbundausstellung an diesen Erfolg anknüpfen.
Der Erste Weltkrieg – Zäsur und Umbruch
Dann die Zäsur. Der erste Weltkrieg, der fast überall positiv begrüßt wurde, zog auch viele Künstler in seinen Bann, darunter Otto Dix, Franz Marc, Max Beckmann und August Macke. Während sich viele Künstler einen geistigen Umschwung wünschten, erhofften sich der Kaiser und die breite Bevölkerung einen endgültigen Beweis für den deutschen Weltmachtanspruch. Der Werkbund sprach in diesem Zusammenhang vom „Sieg der deutschen Form“. Erst 1916/17 kam ein Umdenken und auch Gropius beteiligte sich ab 1917 an kulturellen Umwälzungen.
Den Werkbund halte ich für tot, es kann nichts mehr daraus werden. – Walter Gropius
Schon während Gropius noch an der Westfront weilte, korrespondierte er aber mit Weimar wegen der Nachfolge von Henry van de Velde an der von ihm gegründeten Kunstgewerbeschule. Durch den stärker werdenden Nationalismus in Deutschland wurde der Belgier schon vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges angefeindet, trat bereits 1914 als Leiter der Schule zurück und empfahl neben anderen auch Gropius als Nachfolger.
Gropius und die Nachfolge von Van de Velde
Dieser verfasste an der Front „Vorschläge zur Gründung einer Lehranstalt als künstlerische Beratungsstelle für Industrie, Gewerbe und Handwerk“, die er Anfang 1916 an das Großherzogliche Sächsische Staatsministerium schickte. Darin forderte er eine enge Gemeinschaft und zeichnete das idealisierte Bild der mittelalterlichen Bauhütten, bei denen schon als Einheit an einer gemeinsamen Idee gearbeitet wurden. Doch der Vorschlag stieß auf Ablehnung. Das in Thüringen ansässige Handwerk würde zu kurz kommen.
Da hatte die Schule von van de Velde kriegsbedingt bereits seit 1915 geschlossen. Doch auch die zweite Kunstschule in Weimar unter der Leitung von Fritz Mackensen war an Gropius interessiert. Mackensen (später auch seine Lehrerschaft) forderte den Ausbau der Schule um eine Architekturklasse, deren Leitung Gropius übernehmen sollte. Er blieb auch nach der Ablehnung mit der Hochschule in Kontakt. Die Lehrerschaft setzte sich einstimmig für Gropius als neuen Direktor ein, als es Anfang 1919 immer noch keine Berufung gab. Das Hofmarschallamt und die provisorische Regierung des damaligen Sachsen-Weimar-Eisenach gaben nach.
Die Geburt des Bauhauses – Walter Gropius‘ Berufung
Im März 1919 wurde sein Antrag genehmigt und Gropius konnte beide Schulen ab 01. April 1919 unter dem Titel „Staatliches Bauhaus in Weimar – Vereinigte ehemalige großherzogliche Hochschule für bildende Kunst und ehemalige großherzogliche Kunstgewerbeschule“ führen. Am 12. April 1919 wurde er offiziell als Leiter der umstrittensten und modernsten Kunstschule berufen – auch Dank der nicht immer klaren Zustände in den Wirren der Revolutionszeit. Oft war nicht klar, ob noch das Hofmarschallamt oder schon die neue Räteregierung zuständig war. Später, als konservativere Kräfte erstarkten, wäre das Bauhaus in seiner damaligen Form sicherlich nicht genehmigt worden.
Erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft, der alles in einer Gestalt sein wird: Architektur und Plastik und Malerei. – Walter Gropius
Der Beginn des Bauhauses in Weimar
Endlich sollten Künstler und Handwerker gemeinsam an dem „Bau der Zukunft“ arbeiten. Mit dem Manifest zum Bauhaus und dem ersten Programm setzte Gropius führende Reformideen um und versöhnte verschiedene Berufe in der gemeinsamen Arbeit. Bereits kurze Zeit nach der Veröffentlichung des Manifests schrieben sich 150 Studenten ein, wobei fast die Hälfte Frauen waren. Nach dem Krieg suchten auch sie einen Sinn im Leben und wagten am Bauhaus einen Neuanfang, den die Weimarer Republik ihnen bot.
Zum Erfolg trug aber auch der Umstand bei, dass das Bauhaus die erste reformierte Kunstschule in der neuen Republik war, die ihren Betrieb nach dem Krieg aufnahm. Sie unterschied sich auf den ersten Blick auch nicht viel von den schon vor dem Krieg reformierten Schulen – die Schüler erhielten eine handwerkliche, zeichnerische sowie wissenschaftliche Ausbildung.
Neu war aber das übergeordnete Ziel, das Gropius dem Bauhaus in Weimar setzte – der gemeinsam errichtete Bau, zu dem alle durch ihr Handwerk beitragen sollten. Aus Schülern wurden Lehrlinge, aus Professoren Meistern, aus Lehrlingen später Gesellen und Jungmeister. Ein Meisterrat wurde eingesetzt, um über alle Belange der Schule zu entscheiden. Die Schüler wurden gleichzeitig durch einen Meister der Form und des Handwerks ausgebildet. So sollte die „hochmütige Mauer“ zwischen Künstlern und Handwerkern laut Manifest fallen.
Gropius wollte erziehen und so erzieherisch auf die Gesellschaft wirken – eine Sonderstellung in der Weimarer Republik, die auch zum Erfolg der Schule beitrug. Dazu berief er revolutionäre Vordenker als Meister, wie Johannes Itten und Lyonel Feininger.
Probleme und Schließung in Weimar
Doch das Bauhaus hatte in den Nachkriegsjahren einige Probleme. Die angekündigten Werkstätten kamen erst nach und nach. Viel war während des Krieges zerstört worden und die Einrichtung neuer Werkstätten brachten die Schule an den Rand finanzieller Schwierigkeiten. Dazu gesellte sich der gesellschaftliche Gegenwind und das Bauhaus geriet zwischen die (politischen) Fronten. Als staatliche Schule war es von der jeweiligen Regierung stark abhängig und wurde 1925 aufgelöst. Gropius war in Weimar ständig mit dem Abwehren von Angriffen beschäftigt und versuchte, das Bauhaus aus dem politischen Geplänkel heraus zu halten. Dafür zog er vor Gericht, wehrte sich mit Schriften und warb so um Verständnis. Gropius‘ Führung hielt alles zusammen, trotz Austritte, Meinungsverschiedenheiten und Gegenbewegungen.
Doch der 10. Februar 1924 markierte den Dolchstoß für das Bauhaus in Weimar. Die thüringischen Wahlen prägten das Schicksal der Schule. Die rechtskonservativen Parteien sahen kommunistische und bolschewistische Tendenzen an der Schule und wollten die Schließung. Dies erreichten sie schrittweise, da eine sofortige Schließung politisch brisant gewesen wäre. Gropius wurde am 18. September 1924 als Leiter zum 31. März 1925 gekündigt und wenig später wurden die Haushaltsmittel der Schule um 50% gekürzt.
So wurde das Bauhaus langsam aber sicher zu Tode gedrosselt. – Max Greil, ehem. Volksbildungsminister
Die Bauhausmeister entschlossen sich daraufhin zu einem spektakulären, wenn auch rechtlich nicht ganz sauberen Schritt. Sie verkündeten in einer Presseerklärung, dass sie ihren Vertrag mit dem Land Thüringen zum März 1925 als aufgelöst betrachten und mobilisierten so die Öffentlichkeit. Unruhe bestimmte die nächsten Monate. Eine Alternative hatte keiner in Aussicht. Verhandlungen zur Gründung einer GmbH scheiterten. Das Bauhaus stand vor dem Ende. Doch die Schule hatte einen hervorragenden Ruf erarbeitet und mehrere Städte unterbreiteten Angebot, u.a. Frankfurt, Mannheim, Darmstadt, Hamburg und Krefeld. Doch nur das Angebot aus Dessau hatte schließlich Bestand.
Bauhausorte in Weimar
Als Besucher in Weimar kannst Du viel entdecken. Die meisten Besucher kommen sicherlich wegen des „Klassischen Weimars“ mit den Wirkungsstätten von Herder, Goethe und Schiller sowie Schlössern und Gärten. Andere kommen wegen des nahegelegenem KZ Buchenwald, in dem u.a. Ernst Thälmann starb.
Karte mit allen erwähnten Orten rund ums Bauhaus in Weimar:
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Mehr InformationenDas Land Thüringen und die Stadt Weimar bemühten sich in den vergangenen 10-20 Jahren auch stark darum, dem klassischen Übergewicht in der Historie der Stadt mit Bauhaus-Projekten etwas entgegenzusetzen. Die sechs Jahre Bauhaus haben in der kleinen thüringischen Stadt, die einer ganzen geschichtlichen Epoche ihren Namen gab, Spuren hinterlassen.
Bauhaus-Universität – Hauptgebäude
Allen voran die Bauhaus-Universität Weimar. Das Hauptgebäude in der Geschwister-Scholl-Straße wurde 1904 bis 1911 in drei Bauphasen nach den Entwürfen von Henry van de Velde als Ateliergebäude der Kunstschule (Großherzoglich Sächsische Hochschule für bildende Kunst) errichtet. Neben dem Bauhaus nutze auch das Baubüro Gropius ab 1919 das Gebäude.
Gegenüber steht das bereits 1905/06 von Van de Velde errichtete Gebäude der Kunstgewerbeschule (Van-de-Velde-Bau der Großherzoglich Sächsische Kunstgewerbeschule) – ein etwas niedriger Bau mit markantem Südgiebel, für den Oskar Schlemmer 1923 die Neugestaltung des Treppenhauses konzipierte. 1930 wurden diese Arbeiten entfernt, doch einige Wandbilder und Reliefs konnten 1979/80 rekonstruiert werden.
Foto: R.Möhler via Panoramio
Lizenz: CC BY 3.0
via Wikipedia
Beide Bauwerke sind noch vom Jugendstil geprägt, doch als Gründungsorte des Bauhauses von großer Bedeutung und sehenswert! Im elliptischen Haupttreppenhaus steht seit 1912 die Bronzestatue „Eva“ von Auguste Rodin. Darüber kannst Du das Direktorenzimmer von Walter Gropius im Hauptgebäude, welches 1999 rekonstruiert wurde, besuchen (nach Absprache). Die restaurierte, 1930 übertünchte Wandgestaltung von Herbert Bayer sowie ein 1976 rekonstruiertes Relief von Joost Schmidt im Nebentreppenhaus lohnen einen Besuch. Die Gebäude sind öffentlich zugänglich.
Beide Gebäude wurden 1996 ins UNESCO-Welterbe aufgenommen.
Haus am Horn
Das einzige Gebäude, was ich bei meinem kurzen Tagesausflug nach Weimar im Oktober 2018 leider nicht gesehen habe – das Haus am Horn. Das Musterhaus ist das erste und einzige architektonische Zeugnis des Bauhaus in Weimar und ebenfalls seit 1996 Teil des UNESCO-Welterbes.
Wie die Bilder von Oskar Schlemmer im Van-de-Velde-Bau entstand das experimentelle Einfamilienhaus zur ersten Werkschau des Bauhauses 1923. Entworfen wurde das Haus am Horn vom jüngsten Meister Georg Muche. Eigentlich sollte eine ganze Siedlung entstehen, doch Inflation und die allgemein schlechte finanzielle Lage in der Nachkriegszeit ließen nur ein Musterhaus zu.
Bob Borson, Life of an Architect
Walter Gropius setzte das innovative Bauvorhaben mit modernsten Bautechnologien und mit einer in den Werkstätten hergestellten Innenausstattung unter der Leitung von Adolf Meyer um. Aktuell wird es noch restauriert und mit einer neuen Ausstellung am 18. Mai 2019 wiedereröffnet.
Haus Am Horn
99425 Weimar
Öffnungszeiten:
Sommer (21. März – 1. November)
Mittwoch bis Montag 10–18 Uhr
Dienstag geschlossen
aktuell von der Winterschließung betroffen
Jeder dritte Sonntag im Monat ist Museumssonntag, der Eintritt ist ab 14 Uhr frei (im Sommer).
Preise:
Erwachsene: 5 Euro
ermäßigt: 4 Euro
Schüler (16 – 20 J.): 2 Euro
Die Besucherzahl ist aus konservatorischen Gründen limitiert. Eine Besichtigung ist nur zu festen Zeiten möglich. Tickets am besten vorab buchen.
Barrierefreier Zugang ist beschränkt möglich.
Haus Hohe Pappeln
Das Privathaus von Henry van de Velde und seiner Familie wurde 1907/08 nach seinen Plänen errichtet. Im Haus, welches zurückgesetzt in einem Garten liegt, hat er jedes Detail selbst im Jugendstil gestaltet. Seit 1902 war Van de Velde in Weimar und seine Mietwohnung wurde für seine 7-köpfige Familie langsam zu klein. Daher kaufte er 1906 das Grundstück, welches von hohen Pappeln gesäumt war, etwas außerhalb Weimars. 1917 musste er mit seiner Familie als „feindlicher Ausländer“ während des Ersten Weltkriegs Weimar verlassen und verkaufte das Haus.
Wegweiser für den Bauhausstil
Das Haus Hohe Pappeln ist ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk. Jeder Raum wurde präzise nach seiner speziellen Funktion, nach Repräsentanz im Haus sowie nach den Prinzipien der Zweckmäßigkeit konzipiert. Auch der Lauf der Sonne berücksichtigte er. Die innere Struktur des Hauses bestimmte somit seine äußere Hülle. Sie wirkt daher oft verschachtelt und verspielt.
Van de Velde betrachtete das Haus als eigenständigen Organismus. Einbauten, Möbel, Stoffe, die Farbe an den Wänden – alles entwarf er selbst und stimmte es aufeinander ab, wobei er sich an der Ästhetik der modernen Industrie orientierte. Die Möbel im Erdgeschoss stammen aus dem Besitz der Familie von Münchhausen und wurden nach Entwürfen von Van de Velde 1904 angefertigt.
Jede Fassade ist einem anderen Gartenbereich zugeornet. Direkt hinter dem Speisezimmer befindet sich eine Freifläche zum Verweilen mit einem kleinen Brunnen. Dieser ist mit einer Figur des flämischen Bildhauers George Minne verziert. Garten und Haus werden seit 2003 als Museum der Klassik Stiftung Weimar genutzt, seit 2012 ist das Grundstück auch im Besitz der Stiftung.
Haus Hohe Pappeln
99425 Weimar
Öffnungszeiten:
Sommer (21. März – 1. November)
Mittwoch bis Montag 10–18 Uhr
Dienstag geschlossen
aktuell von der Winterschließung betroffen
Jeder dritte Sonntag im Monat ist Museumssonntag, der Eintritt ist ab 14 Uhr frei (im Sommer).
Preise:
Erwachsene: 5 Euro
ermäßigt: 4 Euro
Schüler (16 – 20 J.): 2 Euro
Barrierefreier Zugang ist beschränkt möglich – Rollatorzugang im Erdgeschoss möglich, sofern Stufen am Eingang überwunden werden können.
Bauhaus-Museum Weimar
Das bisherige Museum befand sich in der 1823 errichteten großherzoglichen Wagenremise am Theaterplatz. Mit mehr als 10.000 Exponaten umfasste die Sammlung der Klassik Stiftung Weimar schon am alten Standort die älteste und von Gropius autorisierte Bauhaus-Sammlung der Welt.
Gropius wählte bereits 1925 gemeinsam mit dem Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen zu Weimar, Wilhelm Köhler, 165 Werkstattarbeiten aus, die die Basis der Sammlung bilden.
Begegnung vor dem Bauhaus-Museum
Was mich persönlich mit dem Theaterplatz sowie dem alten Bauhaus-Museum verbindet, ist eine Begegnung aus dem Jahr 1999. Weimar war europäische Kulturhauptstadt und gefühlt zum ersten Mal zog eine ostdeutsche Stadt internationales Interesse auf sich.
Mit einer Projektgruppe war ich für eine Woche im Thüringer Wald unterwegs und wir unternahmen einen Tagesausflug nach Weimar und ins KZ Buchenwald. Zur damaligen Zeit beschäftigte ich mich stark mit dem Judentum. Wie der Zufall so wollte, traf ich auf dem Theaterplatz vor dem alten Bauhaus-Museum Alex. Der Musiker, mit dem ich mich anschließend mit Händen und Füßen und ein wenig auf „Denglish“ unterhielt, spielte vor dem Museum auf dem Platz seine Lieder.
Seine gedrehten Locken, die ihm an den Schläfen herabhingen, identifizierten ihn als orthodoxen Juden. Er war überhaupt der erste Mensch jüdischen Glaubens, dem ich jemals meines Wissens begegnete. Zu der damaligen Zeit, mit meiner Faszination, ein bedeutender Moment für mich. Er erklärte mir ein wenig Hebräisch und erst dann wurde mir klar, dass die Sprache von rechts nach links geschrieben wird. Mein kleines Reklamheft zum Judentum, welches ich damals immer in der Tasche hatte zum Lesen, signierte er mit dem hebräischen Alphabet und den Worten „Ani ohev otcha“ (Ich liebe Dich). Wie Du siehst, habe ich ihn nie vergessen. Doch kommen wir zurück zum Bauhaus Weimar.
Eröffnung des neuen Museums
Seit 06. April 2019 ist nun die bereits auf 13.000 Exponate angewachsene Sammlung im neuen Gebäude, im eigens dafür erbauten Bauhaus-Museum am Weimarhallenpark, zu sehen.
Die Ausstellung „Das Bauhaus kommt aus Weimar“ widmet sich dabei der Bedeutung des Bauhauses – seiner Ideen, seiner Gestaltungen, seiner Fragestellungen – auf die heutige Zeit.
Bauhaus-Museum Weimar (seit 06.04.2019)
99423 Weimar
Website
Öffnungszeiten:
Mittwoch-Montag: 09:30-18 Uhr
Dienstag geschlossen
Jeder dritte Sonntag im Monat ist Museumssonntag, der Eintritt ist ab 14 Uhr frei.
Preise:
Eintritt: 10 Euro
ermäßigt: 7 Euro
Schüler (16-20 Jahre): 4 Euro
Barrierefreier Zugang ist möglich.
Weitere Orte
Weitere Orte, die mit der Geschichte des Bauhauses in Weimar verbunden sind -meine Empfehlungen (siehe Karte):
- Deutsches Nationaltheater: Bronzeplatte links neben dem Eingang mit moderner Antiqua-Schriftart, entworfen vom Baubüro Gropius, Hinweis auf spätere Bauhaustypografie
- Denkmal der Märzgefallenen: Erinnerung an Kapp-Putsch (Weimarer Republik), 1922 nach Entwurf von Walter Gropius, teilzerstört durch die Nazis, 1946 rekonstruiert
- Nietzsche-Archiv: „Villa Silberblick“ mit 1894 gegründetem Nietzsche-Archiv, 1902 Umbau durch Henry van de Velde, eine seiner bedeutendsten Schöpfungen mit klarer, einfacher Formensprache
- Ruine des Tempelherrenhauses (Park an der Ilm): neogotischer Pavillon, Atelier und Unterrichtsraum von Johannes Itten, 1945 durch Bomben zerstört
- Restaurant Ilmschlösschen: legendäre Feste waren Teil des Mythos, oft im Ilmschlösschen, Treffpunkt der Bauhäusler, es gibt Thüringer Spezialitäten
- Museum Neues Weimar: auf dem Weg zwischen Bahnhof und dem Bauhaus-Museum, in den 1920ern wegweisende Ausstellungen der Moderne, 1923 einer der Orte der Werkschau
- Goethes Wohnhaus: Universalgelehrter Goethe und seine Theorien zu Metamorphose sowie Farbenlehre beeinflussten das Bauhaus-Lehrer und -Schüler
- Schlossmuseum im Stadtschloss: seit 1923 Museum, Verwaltungssitz der Klassik Stiftung Weimar, Gemäldesammlung als Anlaufpunkt für Bauhäusler, mit „Kunst der Lebenden“ Startpunkt der Sammlung für das Bauhaus-Museum 1925
- Thüringisches Hauptstaatsarchiv: Bauhausakten stehen zu Forschungszwecken zur Verfügung
- Gedenkstätte Buchenwald: Arbeits- und Konzentrationslager auf dem Ettersberg, Inschrift am Lagertor (1938) vom ehemaligen, dort inhaftierten Bauhaus-Schüler Franz Ehrlich, in Anlehnung an Schriften von Joost Schmidt und Herbert Bayer
Museum Neues Weimar
99423 Weimar
Öffnungszeiten:
Mittwoch-Montag: 09:30-18 Uhr
Dienstag geschlossen
Jeder dritte Sonntag im Monat ist Museumssonntag, der Eintritt ist ab 14 Uhr frei.
Preise:
Erwachsene: 8 Euro
ermäßigt: 6 Euro
Schüler (16 – 20 J.): 3 Euro
Barrierefreier Zugang ist möglich.
Warum solltest Du nach Weimar?
2019 lebte die Stadt auf und widmete sich dem bisher nicht ganz so beachtetem Bauhaus-Erbe. Zum 100-jährigen Jubiläum der wegweisenden Schule, die 1919 in Weimar gegründet wurde, fanden in Weimar die zentralen Veranstaltungen statt. Das neue Bauhaus-Museum öffnete seine Pforten und auch die Wirkungsstätten und seine Vorläufer haben sich herausgeputzt, um den Weg des Bauhauses und seiner Entstehung in Weimar aufzuzeigen. Ein Besuch abseits des Klassischen Weimars lohnt nun noch mehr.
Weitere Informationen zu Bauhaus in Weimar
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- Margaretha-Reichardt-Haus – Bauhaus-Spuren in Erfurt
- Bauhaus und die Fotografie – Ausstellung im NRW-Forum Düsseldorf
- Bauhaus und Amerika – Ausstellung im LWL-Museum Münster
Fotos: Soweit nicht anders angegeben stammen die Fotos von mir. Alle meine Fotos zum Bauhausjahr 2019 kannst Du auf Flickr ansehen. Sie unterliegen meinem Urheberrecht.
Offenlegung: Die Fotos sind im Rahmen einer von mir begleiteten Pressereise der Deutschen Tourismus-Zentrale (DTZ) und des in Weimar im Oktober 2018 von der DTZ veranstalteten Summits entstanden. Meine Meinung blieb davon unbeeindruckt.
Dieser Beitrag erschien zuerst am 05.04.2019 und wurde zuletzt am 29.10.2022 aktualisiert.
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