LWL-Museum Münster - "Bauhaus und Amerika"-Ausstellung

Bauhaus und Amerika –
LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster

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Die Ausstellung “Bauhaus und Amerika” wäre mir fast durch die Lappen gerutscht. Dabei fand sie in Münster und somit quasi um die Ecke statt. Doch ich hatte sie ein wenig verdrängt, Arbeit, Reisen. Du kennst das sicherlich. Erst in der letzten Woche der Ausstellung habe ich den Weg nach Münster gefunden.

Bauhaus und Amerika – die Idee dahinter

Im Rahmen des Projekts 100 jahre bauhaus im westen zeigte die Ausstellung in sechs Kapiteln die wechselseitige Beziehungen zwischen Bauhaus- und amerikanischen Künstlern sowie die Rezeption des Bauhauses und seiner Ideen in der amerikanischen Kunst bis in die heutige Zeit. Die Kuratoren konzentrierten sich dabei auf den Bereich Licht- und Bewegungsexperimente.

Die Bauhaus-Bühne als interdisziplinäres Laboratorium diente als Ausgangspunkt für “Bauhaus und Amerika” und widmete sich in sechs Räumen im 2. Stock des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster der Licht- und kinetischen Kunst, Op Art, experimentellem Film und Fotografie sowie Tanz und Performance.

Die Bauhaus-Bühne: Werkstatt für Innovation

Viele der Werkstätten des Bauhauses gab es durchaus in der damaligen Zeit an den existierenden Kunstgewerbeschulen und Akademien. Doch eine Bühne war etwas Neues. 1921 wurde die Bühnenwerkstatt von Lothar Schreyer ins Leben gerufen, der bereits in Berlin die “Sturm”-Bühne, eine expressionistische Versuchsbühne, gründete.

Schnell wurde die Bauhaus-Bühne fester Bestandteil der künstlerischen  Ausbildung und Umsetzung von Bauhaus-Idealen. Studenten und Lehrer experimentierten hier mit Raum, Körper, Farbe, Form, verschiedensten Materialien und Technologien.

Oskar Schlemmer – Triadisches Ballett

Nach dem Fiasko um seine “Mondspiel”-Aufführung und starken Studentenprotesten verließ Schreyer 1922 das Bauhaus. Oskar Schlemmer übernahm erst inoffiziell, dann im April 1923 offiziell die Werkstatt und arbeitete verstärkt mit dem Prinzip des “Amerikanismus” – Mechanisierung und Standardisierung. Internationale Bekanntheit erlangte er mit seinem “Triadischen Balletts”, dass 1922 in Stuttgart uraufgeführt wurde.

Ich bin zu modern, um Bilder zu malen. Bühne, Musik – meine Leidenschaft. Hier kann ich neu sein, abstrakt, alles. – Oskar Schlemmer

Im Kapitel 1, im ersten Raum des LWL-Museums und der “Bauhaus und Amerika”-Ausstellung, war das zentrales Element für mich ein “Merry-Go-Round”. Das Karussell stammte vom Künstler Marcel Dzama, der bis 1997 an der University of Manitoba in Winnipeg Kunst studierte und sich u.a. mit Oskar Schlemmers Werken auseinander setzt.

Marcel Dzama, Merry go round #2, 2011, Sammlung Monika Schnetkamp, Düsseldorf, © Marcel Dzama, 2018, Foto: Hendrik Reinert
Marcel Dzama, Merry go round #2, 2011, Sammlung Monika Schnetkamp, Düsseldorf,
© Marcel Dzama, 2018,
Foto: Hendrik Reinert

Als ich den Raum betrat, saß gerade eine Gruppe Kinder – vielleicht letztes Jahr Kindergarten oder schon Grundschule – um das Karussell herum. Gemeinsam mit einer Pädagogin erforschten sie fasziniert die Farben und Formen der Metallfiguren, die an die Kostüme des “Triadischen Balletts” von Schlemmer erinnern. Sie hatten sichtlich Spaß an der Ausstellung.

Bauhaus-Bühne: Kandinskys “Bilder einer Ausstellung”

Unabhängig von Schlemmer hatten sich auch andere Bauhaus-Lehrer – Moholy-Nagy und Wassily Kandinsky – mit der Bauhaus-Bühne beschäftigt. Kandinsky beschäftigte sich mit der Synthese aus allen Künsten auf der Bühne und konnte 1928 am Bauhaus zum einzigen Mal mit “Bilder einer Ausstellung” von Modest Mussorgsky eine solche Synthese realisieren. Dazu zeichnete er die “Bilder einer Ausstellung” nach. “Das Große Tor von Kiew” ist eines der 16 szenischen Bilder, die er in der Aufführung aus dem Klavierzyklus aufgriff.

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Studenten und die Bauhaus-Bühne

Die Studenten am Bauhaus entwickelten darüber hinaus eigene “mechanische” Werke, in denen Farben und Formen dominierten sowie Tänze, bei denen Licht auf Materialien wie Glas, Metall und Holz traf und so mittels Reflexionen als gestalterisches Mittel eingesetzt wurde. Häufig fotografisch begleitet und belegt von Lucia Moholy.

Alexander (Xanti) Schawinsky war einer dieser Schüler am Bauhaus, der bis 1929 in der Bühnenwerkstatt arbeitet. In den 1930er Jahren ging er wie viele Schüler und Lehrer nach Amerika. Er wurde 1936 ans Black Mountain College in North Carolina berufen und gründete 1938 die sog. Stage Studies und entwickelte Ideen zu multimedialen Theaterinszenierungen. In Kapitel 1 der Ausstellung in Münster fanden sich daher seine “Bühnenelemente 1-9” (1925) wieder. Grafiken, die verschiedene Elemente einer Bühne, wie er sie sich vorstellt, verdeutlichen.

Des weiteren gab es auch eine Zeichnung von Andor Weininger zu entdecken, die den Entwurf der Bauhaus-Bühne in Dessau zeigt. Weininger studierte ab 1921 am Bauhaus und arbeitete ab 1925 bei Schlemmer. Sein mechanisches Theater, das Menschen auf der Bühne ersetzen wollte, gilt als theoretischer Vorläufer der kinetischen Kunst, bei der Kunstobjekte in Bewegung gesetzt werden. Auch dazu befand sich in der Ausstellung ein Exponat.

Kunst in Bewegung: Tanz und Performance

Das Kapitel 2 in Raum zwei der Ausstellung “Bauhaus und Amerika” zeigte die Fortsetzung der Bühnenexperimente am Black Mountain College und ihrer Rezeption in der Neuzeit. Videoinstallationen und Tanzperformances standen im Vordergrund.

Fortsetzung der Bühnenkunst – Xanti Schawinskys experimentelle Theaterstücke

Nachdem 1933 Josef und Anni Albers nach Amerika emigrierten und ans Black Mountain College wechselten, holten sie wenig später Xanti Schawinsky nach. Dieser erarbeitet mit Studierenden experimentelle Theaterstücke, die viele Bereiche wie Musik, Tanz, Wissenschaft, Malerei, Schauspiel, Kunst, aber auch Bühnenbild und Lichtgestaltung miteinander verknüpften. Collagen von Schawinsky zur Veranschaulichung der Bühnenbilder waren in diesem Raum zu sehen.

Xanti Schawinsky, Spectodrama, 8: Gebäude (Spannung), 1937, © The Xanti Schawinsky Estate
Xanti Schawinsky, Spectodrama, 8: Gebäude (Spannung), 1937,
© The Xanti Schawinsky Estate

Die Bühne ist ein hervorragender Ort, um sämtliche Begabungen eines Individuums zu aktivieren, ein Ort, der die Verwendung aller Medien erlaubt!” – Xanti Schawinsky

Schawinksy ging es um das übergreifende Engagement der Studierenden über alle Bereiche und den Prozess der Kreativität an sich. Gemeinsam an Projekten zu arbeiten, stand für ihn im Mittelpunkt. Dies wurde von Lehrenden und Studierenden auch nach dem Weggang Schawinskys 1938 weiter beibehalten und verinnerlicht.

Merce Cunningham Dance Company

Der Komponist John Cage, der Choreograph Merce Cunningham und der Künstler Robert Rauschenberg führten dies weiter und prägten mit ihrem gemeinsamen Werk Untitled Event wesentlich die Tanz- und Performancekunst der 1950er und 1960er Jahre. Cunningham und Cage lernten sich in Seattle kennen und wurden später beide (Gast-)Professoren am Black Mountain College, an dem Merce Cunningham auch seine gleichnamige Dance Company gründete.

Rauschenberg arbeitete in dieser Zeit für Cunningham als Kostüm- und Bühnendesigner, entwickelte aber ab 1963 eigene Performances. Seine rund 2-minütige Performance von Pelican (1963) war ebenfalls zu sehen.

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Ich entdeckte außerdem Fotoaufnahmen, die Robert Rauschenberg von der Merce Cunningham Dance Company 2003 aufnahm, ebenso Videoinstallationen von Nan Hoover (1987-1997 Professorin für Film und Video, Kunstakademie Düsseldorf), die auf alten Röhrenfernsehern gezeigt wurden.

Besonders gefallen hat mir aber das Kunstwerk “Homo Ludens IV Lascaux” von Johanna Reich, das Malerei und Video zusammenbringt und dem Smartphone ein Denkmal setzt. Die künstlerische Darstellung von Licht und Bewegung sowie der Einsatz neuer Technologien stehen ganz in der Tradition von Moholy-Nagy.

Barbara Morgan, Merce Cunningham, Totem Ancestor, 1942, Bruce Silverstein Gallery, New York, © Barbara and Willard Morgan photographs and papers, Library Special Collections, Charles E. Young Research Library, UCLA., Courtesy Bruce Silverstein Gallery, New York
Barbara Morgan, Merce Cunningham, Totem Ancestor, 1942, Bruce Silverstein Gallery, New York,
© Barbara and Willard Morgan photographs and papers, Library Special Collections, Charles E. Young Research Library, UCLA., Courtesy Bruce Silverstein Gallery, New York

Daneben fanden sich Fotos, die von Dance Companies aufgenommen wurden. Die Fotografin Barbara Morgan hat zahlreiche Protagonisten des modernen Tanzes auf Film eingefangen. Auch sie wurde von Moholy-Nagy inspiriert, widmete sich der experimentellen Fotografie und wurde von Josef Albers an das Black Mountain College in North Carolina (1943/44) eingeladen.

Lichtrequisit für eine elektrische Bühne – Moholy-Nagy

In einem kleinen abgetrennten Bereich des zweiten Raumes wurde ein Museumsnachbau von 2006 des auch als “Licht-Raum-Modulator” bekannten Lichtrequisit für eine eine elektrische Bühne von László Moholy-Nagy ausgestellt. Am Bauhaus beschäftigte sich Moholy-Nagy mit der Einbeziehung von Bewegung in die Gestaltung. Eine Drehscheibe rotiert mit Elementen aus Glas, Metall und Kunststoff, die wiederum über eine eigenständige Motorik verfügen. Eine Vielzahl an Konstellationen und Eindrücke sowie Licht- und Schattenspielen ist so möglich.

László Moholy-Nagy, Lichtrequisit für eine elektrische Bühne, 1930, Nachbau 2006, Harvard Art Museums/Busch- Reisinger Museum, Hildegard von Gontard Fund, Foto: Imaging Department, © President and Fellows of Harvard College
László Moholy-Nagy, Lichtrequisit für eine elektrische Bühne, 1930, Nachbau 2006, Harvard Art Museums/Busch- Reisinger Museum, Hildegard von Gontard Fund,
Foto: Imaging Department,
© President and Fellows of Harvard College

Bewegte Malerei: Farbe und Licht

Moholy-Nagy brachte mit seiner Apparatur Formen zum Tanzen. Einem ähnlichen Thema widmete sich auch Ludwig Hirschfeld-Mack bereits am Weimarer Bauhaus. Dabei experimentierte er mit farbigem Licht und schuf sozusagen “bewegte Malerei” mit einem 1923 entwickelten Apparat. Bekannter dürfte er aber den meisten durch seinen Farbkreisel sein.

Beeinflusst wurde vor allem Moholy-Nagy durch den russischen Konstruktivisten Naum Gabo, der seit den frühen 1920er Jahren in Kontakt mit dem Bauhaus stand und als Vordenker der kinetischen Kunst gilt. Sein Werk (besser gesagt der Nachbau von 1985), eine kinetischen Konstruktion einer stehenden Welle, ist wahrscheinlich die erste motorisierte Skulptur der Kunstgeschichte und kann direkt neben dem Lichtrequisit ausprobiert werden. Es braucht einen kleinen Moment, bis sich der Stab einpendelt und die optische Illusion einer stehenden Welle entsteht.

Ludwig Hirschfeld-Mack, Farbenlichtspiele, 1923, Rekonstruktion 1999, Stiftung MUSEION. Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Bozen, © Estate of Ludwig Hirschfeld-Mack
Ludwig Hirschfeld-Mack, Farbenlichtspiele, 1923, Rekonstruktion 1999, Stiftung MUSEION. Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Bozen,
© Estate of Ludwig Hirschfeld-Mack

Es schloss sich ein Raum mit einem kleinen Kino und Vorraum an, in dem Farblichtinstallationen von Hirschfeld-Mack sowie experimentelle Filme von Viking Eggeling, Hans Richter, Walter Ruttmann, Werner Graeff, Mary Ellen Bute sowie László Moholy-Nagy gezeigt wurden. Hier hätte ich mir wirklich mehr Zeit gewünscht, die ich mir leider nicht nehmen konnte.

Die Interaktion der Farben: Op Art

Im Kapitel 4 der “Bauhaus und Amerika”-Ausstellung standen die Farben und Formen und somit auch viele Werke von Josef Albers, dem ehemaligen stellvertretenden Direktor des Bauhauses, im Vordergrund (vor allem Raum 4). Er prägte mit seinen Werken und seiner Lehre auch die Studierenden am Black Mountain College sowie später an der Yale University.

Wenn ich male, sehe und denke ich zunächst – Farbe. Und zumeist Farbe als Bewegung. – Josef Albers

In seiner Publikation Interaction of Color von 1963 fasste er seine Erkenntnisse zur Optik und Wahrnehmung zusammen, die als Vorbereitung der Op-Art-Bewegung der 1960er Jahre gilt. Die Werke der Op Art (Optical Art/Optische Kunst) sollen das menschliche Auge täuschen, in dem sie z.B. ein Flimmern auslösen oder Bewegungen simulieren.

Richard Anuszkiewicz, Ohne Titel, 1965, Tate, London, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018, Foto: Tate, London
Richard Anuszkiewicz, Ohne Titel, 1965, Tate, London,
© VG Bild-Kunst, Bonn 2018,
Foto: Tate, London

Mir ging das so beim Werk “Temple to Albers” (1984) von Richard Anuszkiewicz, der in Yale unter Albers studierte, so. Das großflächige, orangefarbene Bild zieht einen mit seinen schwarzen Umrandungen regelrecht in die tempelförmige Struktur hinein, mit dem Anuszkiewicz seinem Lehrer Albers ein Denkmal setzt.

Frauen am Bauhaus & in der Kunst

Im Raum 4 befanden sich auch beeindruckende textile Werke von Anni Albers, die ab 1922 am Bauhaus studierte und ab 1931 die Webereiwerkstatt leitete. Sie emigrierte mit ihrem Mann 1933 in die USA und lehrte bis 1949 ebenfalls am Black Mountain College. Im gleichen Jahr ehrte sie das Museum of Modern Art mit einer Ausstellung. Wie viele Bauhaus-Frauen, finde ich, kam auch Anni Albers und ihr Einfluss auf die Kunst in der Ausstellung zu kurz.

Anni Albers, GR I, 1970, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster, © The Josef and Anni Albers Foundation/ VG Bild-Kunst, Bonn 2018, Foto: LWL / Sabine Ahlbrand- Dornseif
Anni Albers, GR I, 1970, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster,
© The Josef and Anni Albers Foundation/ VG Bild-Kunst, Bonn 2018,
Foto: LWL / Sabine Ahlbrand- Dornseif

Wenn eine Arbeit mit Fäden entsteht, dann wird sie als Handwerk betrachtet; auf Papier wird sie als Kunst angesehen.”- Anni Albers

Doch Raum 5 zeigt Werke zweier beeindruckender Frauen. Zum einen Sue Fuller, die bei Josef Albers am Black Mountain College studierte. Ihre String Compositions (Fadenkompositionen) sind in ihrer geometrischen Abstraktion nah mit den Werken Albers verwandt.

Blick in die Ausstellung mit Bildern von Sue Fuller, Xanti Schawinsky und Hannes Beckmann. Foto: LWL/Christoph Steinweg
Blick in die Ausstellung mit Bildern von Sue Fuller, Xanti Schawinsky und Hannes Beckmann.
Foto: LWL/Christoph Steinweg

Zum anderen eine Vertreterin der Neuzeit, Tauba Auerbach (*1981). Sie zeigte abstrakte Wandarbeiten, die die Op Art der 1960er und 70er Jahre in die Gegenwart überführen.

Die Körperlichkeit des Lichtes: Lichtkunst

“Bauhaus und Amerika” widmete sich aber auch den lichtkinetischen Pionierarbeiten der 1950er und 1960er Jahre, die auf das Lichtrequisit für eine elektrische Bühne zurückgehen. Die Künstler des Kapitel 5 der Ausstellung faszinierte die Körperlichkeit des Lichts und seine Wahrnehmung im Raum. Auch Xanti Schawinsky traf ich hier wieder an, der schon in den 1960ern mit Airbrush Lichtkunst erschuf.

Heinz Mack, Lichtrelief, 1965, Sammlung Van Abbemuseum, Eindhoven, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018, Foto: Van Abbemuseum, Eindhoven
Heinz Mack, Lichtrelief, 1965, Sammlung Van Abbemuseum, Eindhoven,
© VG Bild-Kunst, Bonn 2018, Foto: Van Abbemuseum, Eindhoven

Heinz Mack nutzte für sein “Lichtrelief” (1965) zum Beispiel Aluminium, dass das Licht reflektiert. Aber auch mit Glas, Silberfolie oder Eichenholz schaffte er spannende Werke. Gemeinsam mit Otto Piene, der ebenfalls in diesem Raum zu finden war, gründete er 1957 die Gruppe ZERO und griff Experimente von Moholy-Nagy aus seiner Bauhauszeit auf.

Stell Dir vor, Du würdest Licht formen und modellieren wie ein Bildhauer den Ton! – György Kepes

György Kepes, der ehemalige Atelierassistent von Moholy-Nagy in Berlin und London, zeigte 1965 Macks Werke in der von ihm kuratierten Ausstellung Light as a Creative Medium an der Harvard University.

Der Raum an sich wurde aber von einer namenlosen Installation (1967/68) von Robert Irwin beherrscht, die aus Plexiglas besteht und mit LEDs beleuchtet wird. Plexiglas war auch das Lieblingsmaterial von Lillian Florsheim, die Bildhauerei am Institute of Design in Chicago studierte und sich intensiv mit dem Bauhaus und vor allem Moholy-Nagy auseinandersetzte.

Experiment: Fotografie – das letzte Kapitel von “Bauhaus und Amerika”

Wie schon im NRW-Forum in Düsseldorf stellt auch “Bauhaus und Amerika” noch einmal klar, dass László Moholy-Nagy als einer der bedeutendsten Denker der experimentellen Fotografie gilt. Mit seinen Fotogrammen, Fotografien und Fotomontagen nutzte er alle Möglichkeiten des Mediums und experimentierte immer wieder mit Licht und Materialien. Doch erst in Chicago am New Bauhaus bekam er seine lange gewünschte Lichtwerkstatt, die Teil des Lehrplans wurde.

Die Grenzen der Fotografie sind nicht abzusehen. Hier ist noch alles neu, dass selbst das Suchen schon zu schöpferischen Resultaten führt. – László Moholy-Nagy

Bedeutende Fotografen wie György Kepes, Henry Holmes Smith, Harry Callahan, Nathan Lerner und Aaron Siskind lehrten ebenfalls am New Bauhaus, welches 1938 geschlossen, 1939 als School of Design wiedereröffnet und 1944 in Institute of Design umbenannt wurde. Von allen genannten Künstlern befanden sich im letzten Raum (Kapitel 6) Werke, z.B. aus den späten 1930er Jahren. Siskind und Callahan führten später die Lehre des Bauhaus-Meisters in Chicago fort. Kepes gründete 1967 das Center for Advanced Visual Studies am MIT in Cambridge.

Erste Vorboten dafür bildeten sicherlich die Fotogramme von György Kepes aus den späten 1930er/frühen 1940er Jahre sowie Magnetfeldexperimente auf Silbergelatine-Print. Geometrische Formen und Linien sowie Würfel beherrschen diese Werke.

György Kepes, Balance, 1942, Los Angeles County Museum of Art, The Marjorie and Leonard Vernon Collection, gift of The Annenberg Foundation, acquired from Carol Vernon and Robert Turbin, © Estate of György Kepes, Foto: Digital, © Museum Associates/ LACMA
György Kepes, Balance, 1942, Los Angeles County Museum of Art, The Marjorie and Leonard Vernon Collection, gift of The Annenberg Foundation, acquired from Carol Vernon and Robert Turbin,
© Estate of György Kepes,
Foto: Digital, © Museum Associates/ LACMA

Doch ohne Fotogramme von László Moholy-Nagy kommt auch Münster nicht aus. Es werden Fotogramme aus der Dessauer (noch auf Bromsilbergelatine gedruckt) und der USA-Zeit gegenüber gestellt. In diesen letzten Werken der “Bauhaus und Amerika”-Ausstellung wird erneut deutlich, wie experimentierfreudig Moholy-Nagy war.

Im Rückblick auf die gesamte Ausstellung zeigt sich deutlich, welchen Einfluss seine Lehren und Werke auf das Schaffen von Künstlern, Kunstpädagogen und Kunsttheoretikern seiner Zeit hatte und bis heute hat. Bauhaus ist, wie man sieht, mehr als Architektur…

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Innerhalb der Sonderausstellung “Bauhaus und Amerika” war fotografieren verboten. Die Fotos sind urheberrechtlich geschützt und habe ich über die Presseseite des Museums erhalten. Das Museum habe ich aus eigenem Interesse und eigener Tasche besucht.

Ausstellungsrückblick auf der Website des LWL-Museums

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Romy

Romy (*1981) hat ihre Heimatbasis in der Ruhrmetropole Dortmund und arbeitet als Blogger und Freelancer im Bereich Social Media, Content Strategie und Community Management.

Sie bloggt seit 2006.
Übers Reisen regelmäßiger seit 2013. Wenn sie Zeit dazu findet.

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