Zuletzt aktualisiert: 30.10.2022
Etwa 176 km nordwestlich von Helsinki liegt eine der lebenswertesten Städte Finnlands – Tampere. Die drittgrößte Stadt des Landes hat viel von ihrem alten industriellem Charme behalten. “Das Manchester Finnlands”, die Wiege der finnischen Industrialisierung ist heute eher das “Gateway” ins Land der Rentiere. Viele Billigflieger bringen Dich von Deutschland direkt hierher und mit dem Zug bist Du auch schnell in Helsinki, Turku oder Vaasa.
Doch Tampere kann einem schnell ans Herz wachsen. Daher möchte ich mit Dir meinen 10 Lieblingorte und Tipps teilen.
1. Finlayson Fabrikgelände
Das moderne Tampere wurde 1779 unter der Regentschaft des schwedischen Königs Gustav III. als neue Handels- und Industriestadt gegründet. Die Stadt liegt günstig zwischen den zwei großen Seen (Näsijärvi und Pynäjärvi). Beide Seen werden durch die 945 m langen Stromschnellen Tammerkoski verbunden. Das perfekte Gebiet für eine industriell geprägte Stadt. Bereits 1783 entstand hier die erste finnische Papierfabrik.
Die Industrieära Tamperes begann aber mit dem Schotte James Finlayson, der 1820 eine kleine Werkstatt für die Textilindustrie am Tammerkoski eröffnete. 1828 wurde Finlayson zu einer Baumwollspinnerei. Später verkaufte der Schotte die Firma, doch der Name blieb. Die neuen Besitzer erweiterten die Firma und 1860 arbeitete die Hälfte der Bevölkerung Tamperes dort. Doch in den 1960ern schrumpfte die Industrie und ab 1970 begann die langsame Stilllegung. Tampere musste sich neu erfinden. Heute werden die Stromstellen zur Energiegewinnung genutzt.
Die Stadterneuerung Tamperes ist eine der Erfolgsgeschichten Finnlands. Heute ist das historische Industriegelände beliebt bei vielen Firmen und beherbergt eine interessante Mischung aus Restaurants, Museen, Kinos, Shops und Pubs. Auch in anderen ehemaligen Fabriken finden sich kleine Läden mit finnischen Deisgnerstücken.


2. Schrullige Museen
Tampere ist gefühlt die Hauptstadt der schrulligen, ungewöhnlichen Museen.
Spionagemuseum – Vakoilumuseo
Direkt unter dem Finlayson-Fabrikgelände befindet sich das erste Spionagemuseum der Welt, mit einer großen Sammlung von Spionagegeräten und Geschichten aus aller Welt – vor allem aus dem Kalten Krieg. Spione aus Finnland und aller Welt und Gadgets, die an James Bond-Filme erinnern, kann man hier entdecken. Leider sind nicht alle Erklärungen auf Englisch und somit sind manche Exponate schwer verständlich. Aber immerhin kannst Du als Spaß den “Eignungstest für die KGB Kadettenschule” machen und bekommst hinterher ein lustiges Diplom ausgehändigt.

Leninmuseum – Lenin-Museo
Das kleine Museum im 2 1/2. Stock der Arbeiterhalle in Tampere gilt als das einzige Museum mit Leninbezug außerhalb Russlands. Im Gebäude trafen Lenin und Stalin 1905 das erste Mal aufeinander.
Wie kam es dazu? Tampere erlangte durch seinen industriellen Aufstieg im 19. Jahrhundert überregional Berühmtheit. Durch die große Arbeiterklasse erhöhte sich das Interesse am Sozialismus in der damals noch zum russischen Zarenreich gehörenden Stadt. Die Russische Revolution stand vor der Tür. Für Bolschewikenführer Lenin und die Revolutionäre war Petersburg zu gefährlich, daher reisten sie in das autonome finnische Großherzogtum, wo der Arbeiterverband von Tampere ihnen ihre Konferenzhalle kostenlos überließen.
Um diese Zeit, die Unabhängigkeit von Finnland (1917) sowie den nachfolgenden Bürgerkrieg (28.1.-15.5.1918) dreht sich ein großer Teil der Ausstellung im Leninmuseum, aber auch um die russisch-finnischen Beziehungen im Kalten Krieg bis in die heutige Zeit. Ein wirklich schrulliges Museum mit noch schrulligerem Museumsshop.




Muminmuseum – Muumilaakso//Muumimuseo
Die Mumins sind quasi ein Nationalheiligtum. Die Autorin Tove Jansson schrieb die weltweit beliebten Kinderbücher rund um die Mumins und spendete 1986 dem Tampere Art Museum eine einzigartige Sammlung an Originalzeichnungen. Bis 2016 befand sich die Ausstellung auch im Keller des Tampere Art Museums, genannt Mumintal. Seit dem 9.8.2017 ist nun das neue Muminmuseum eröffnet, welches in der Tampere Hall sein Zuhause fand. Es ist ein experimentelles Museum für Kunstliebhaber und Muminfans jeden Alters.
Leider war es zu meinem letzten Besuch in Tampere noch nicht eröffnet, aber eine kleine Ausstellung beleuchtete die Entstehung des Museums sowie den Umzug aus dem Kunstmuseum in die Tampere Hall.
Vorher/Nachher:


3. Kirchen
Tampere hat viele schöne Kirchen zu bieten. Einige davon auch in der typisch-skandinavischen Holzbauweise. Die vielleicht schönste Kirche ist dabei die Vanha kirkko (Alte Kirche) auf dem Hauptplatz Keskustori. Es ist eine gelbe Holzkirche, die 1824 im Empirestil gebaut wurde. Vier Jahre später bekam die Kirche einen Glockenturm dazu.
Winter/Frühling im Vergleich:


Eine weitere schöne Kirche ist schön: die orthodoxe Kirche in der Nähe des Bahnhofs, mit kleinen Zwiebeltürmen. Während des Bürgerkriegs belagerten “die Weißen” die Kirche, die von “den Roten” übernommen worden war.

4. Pyynikki
Pyynikki, das Waldgebiet auf dem Pispala-Landrücken zwischen den beiden Seen, ist ein beliebter Ausflugsort. Viele Fahrrad- und Wanderwege führen durch den größten Park der Stadt. In Mitten des Parks befindet sich auch ein 30 m hoher Aussichtsturm mit einem Café im Familienbesitz. Hier gibt es die besten Doghnuts der Stadt. Zu jeder Jahreszeit ist daher der Andrang groß, um die kleinen und großen Leckereien zu bekommen. Dazu leckeren (Filter-)Kaffee, den die Finnen mehr als alle anderen auf der Welt trinken.





5. Särkänniemi
Der Aussichtsturm in Pyynikki ist bei weitem nicht der einzige Aussichtsturm der Stadt und schon gar nicht der beeindruckendste. Der größere Turm “Näsinneula” (173 m) steht im Freizeitpark Särkänniemi. Von dort aus hat man z.B. in einem Drehrestaurant einen spektakulären Ausblick über die Stadt und die Seen.
Der Freizeitpark bietet außerdem einige Attraktionen, zum Beispiel zum finnischen Computerspiel Angry Birds.

6. Pispala
Direkt an Pyynikki schließt sich der zauberhafte Stadtteil Pispala an, der auch dem Landrücken seinen Namen gibt. Die farbenfrohen Holzhäuser sind ein schönes Fotomotiv und die Straßen sind mit steilen Treppen verbunden. Die Häuser mit der tollen Aussicht auf die Seen wurden einst für die Arbeiterklasse gebaut. Heute sind sie die Seen die begehrtesten Immobilien der Stadt und der Stadtteil wurde offiziell zum schönsten Wohngebiet Finnlands gewählt.


7. Öffentliche Sauna & Saunatour
Finnland ohne Sauna ist undenkbar. In Tampere gibt es auch ein paar öffentliche Saunen, die jedem Besucher offen steht. Am Besten lernst Du die finnische Saunakultur bei einer Saunatour kennen. Der Anbieter Adventure Ape bietet für 49 Euro pro Person eine rund 2.5 bis 3-stündige Tour inkl. Saunahut, Handtuch, Schwimmschuhen, eine Flasche Wasser, Eintritt und Nahverkehrskosten. Die Touren werden in Finnisch und/oder Englisch angeboten. Ich habe Ende April die Tour zur Sauna Rohaniemi am See Näsijärvi mitgemacht – eine sehr lustige Erfahrung.
Die Alternative: Rajaportti in Pispala – die älteste, öffentliche Sauna Finnlands, die immer noch in Betrieb ist.


8. gut Übernachten in Tampere
Guter Schlaf ist wichtig – egal, ob im hippen Designhostel/-hotel oder im höchsten Hotel Finnlands. Meine Empfehlungen:
Dream Hostel & Hotel
Hier habe ich bei meinem ersten Besuch in der Stadt, Ende Januar 2015, übernachtet. Das preisgekrönte Dream Hostel & Hotel* ist im schlichten skandinavischen Stil gehalten, was mich persönlich sehr anspricht.

Lapland Hotel
Während meines zweiten Besuchs Ende April 2017 übernachtete ich im Lapland Hotel*. Es ist das einzige Hotel der Kette außerhalb des arktischen Kreises und eher gediegener gehalten.

Solo Sokos Hotel Torni Tampere
Das höchste Hotel Finnlands* liegt im alten Eisenbahnbereich der Stadt. Ich selbst habe nur die Skybar besucht, aber bei dem Ausblick über die Stadt und dem Bekannheitsgrad der Kette in Skandinavien, kann eine Übernachtung nicht verkehrt sein.

*Affiliate-Links (Werbelinks) von booking.com – beim Kauf darüber erhalte ich zum Dank eine kleine Provision.
Finde das perfektes Hotel für Dich in Tampere*:
Booking.com* Die Karte wird von booking.com bereitgestellt und enthält Affiliate-Links (Werbelinks) – wenn Du darüber buchst, erhalte ich eine kleine Provision als Dankeschön. Das hilft mir, die Seite am Laufen zu halten.
9. Trinken mit Ausblick
Die Moros Sky Bar im Solo Sokos Hotel Torni bietet den wohl besten Blick über die Stadt und die Seen. Dazu bietet die Bar gute Drinks. Für beides lohnt sich ein Besuch.




10. Gut Essen
Das typische Gericht der Stadt heißt “mustamakkara”, eine Art Blutwurst, die heiß gegessen wird. Dazu gibt es meist ein Hefebrot (“riävä”). Mein Fall ist es nicht, aber es gibt genügend Alternativen.
2h+k
Dieses zweigeteilte Etablissement (Deli/Restaurant) bietet eine entspannte Atmosphäre, dazu guten Wein und andere Drinks bei Kerzenlicht. Eine Reservierung ist empfehlenswert.

Ravinteli Huber
Das beste Fleisch gibt es im “Steakhouse” Huber. Das erlebnisorientierte Restaurant bietet gutes Essen in hoher Qualität mit leckeren Weinen und Bier. Der Schwesternladen Bertha bietet moderne europäische Küche im Bistrostil.





Tuulensuu
Gemütlicher und einfacher geht es im Gastropub Tuulensuu zu. Deftige Küche und Bier aus aller Welt erwarten Dich hier.

Café Pispala
Das niedliche, kleine Café im Stadtteil Pispala eignet sich gut zum Frühstücken oder Brunchen.

Tuhto
In der Tampere Hall gibt es auch ein kleines Restaurant mit sehr guter Küche. Passend zum Muminmuseum gibt es auch ein Muminmenü für Kinder – was ich natürlich ausprobieren musste. Auch die einheimischen Biere Tam und Pere kannst Du hier drinken.






Pispalan Pulteri
Ebenfalls in Pispalan liegt das Pispalan Pulteri, in dem ebenfalls eine deftige Karte angeboten wird. Das Steak hier ist berühmt-berüchtigt.

Hast Du weitere Tipps für Tampere?
Freue mich auf Deine Kommentare.
Fotos: Diese und weitere Fotos findest Du auf Flickr. Sie unterliegen meinem Urheberrecht.
Offenlegung: Dank Visit Finland war ich Ende Januar 2015 auf Pressereise in Lappland, Helsinki und Tampere. Dank Visit Helsinki konnte ich Ende April 2017 zur Content Conference “Ping Helsinki” fliegen, die mit Visit Tampere diesen zweiten Aufenthalt möglich machte. Meine Meinung blieb davon unbeeindruckt.
Hinterlasse einen Kommentar