In der Zeit zwischen den Jahren verlieren wir jedes Zeitgefühl. Welcher Wochentag ist eigentlich? Es ist diese Zeit zwischen weihnachtlichem Fresskoma und dem schwungvollen Start ins neue Jahr, in der wir relaxen und die Weihnachtskilos ignorieren. Wie wäre es mit einem letzten Bummel über einen Weihnachtsmarkt, z.B. in UNESCO-Welterbekulisse in der Hansestadt Lübeck oder einen Spaziergang am Timmendorfer Strand?
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Was machen zwischen den Jahren?
Meist habe ich bis Ende 2018 zumindest einen Weihnachtsfeiertag und auch einige Tage zwischen den Jahren bei meiner Familie in Hamburg verbracht (2019 ist meine Familie zurück nach Delitzsch gezogen). Doch nur in der Wohnung rumsitzen und Weihnachtsschokolade, Stolle oder Braten zu futtern, ist auch nicht das Gelbe vom Ei.
Daher unternahmen zumindest Simon und ich immer einen Ausflug. Entweder schauen wir uns in den Deichtorhallen oder im Bucerius Kunst Forum eine Ausstellung an, besuchen beim Bummeln durch Hamburg die Elbphilharmonie-Aussichtsplattform oder fahren die rund 65 km nach Lübeck und an den Timmendorfer Strand.
Timmendorfer Strand: Ausflug an die Ostsee
Der Ort Timmendorf Strand liegt unweit der Hansestadt Lübeck direkt zwischen dem Lübecker Stadtteil Travemünde und Scharbeutz an der Lübecker Bucht und hat einen der schönsten Strände der Ostsee zu bieten. Selbst an kalten und sonnigen Tagen im Winter ist es einfach nur angenehm, durch die Dünen und am Strand entlang zu laufen, die Möwen zu beobachten oder den Hunden beim Toben durch den Sand zuzusehen.
Seit 1951 ist Timmendorfer Strand ein Ostseeheilbad und hat somit auch touristisch viel zu bieten. Der über sechs Kilometer lang Strand ist da also nur ein Highlight von vielen. Doch nach den Festtagen reicht mir es eigentlich, ein wenig an der Kurpromenade vorbei an den reetgedeckten Häusern und am Strand zu bummeln sowie einen Kaffee im japanischen Teehaus auf der Seeschlösschenbrücke zu trinken, bevor es noch ins 15 km entfernte Lübeck geht.
Nicht nur im Bauhausjahr 2019 lohnt sich ein Besuch in Timmendorfer Strand. Walter Gropius, der Gründer und Direktor des Bauhauses, verbrachte hier wie seine Eltern und auch sein Großonkel Martin einige Zeit. Von seiner Großtante erbten sie das heute als Villa Gropius (1888 erbaut) bekannte Haus in Timmendorfer Strand, welches bis in die 1930er Jahre im Besitz der Familie war und heute unter Denkmalschutz steht.
Bummel durch die Altstadt von Lübeck
In Lübeck ist auch gleich um einiges voller. Das schöne Wetter nutzen nicht nur die Lübecker Einwohner (rund 220.000) für einen letzten Bummel über den bis zum 30.12. stattfindenden Weihnachtsmarkt. Auch viele Touristen besuchen die Lübecker Altstadt, von der rund 80% als UNESCO-Welterbe geschützt ist.
Karte von allen genannten Sehenswürdigkeiten in Lübeck:
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Mehr InformationenDas Holstentor, Lübecks Wahrzeichen
Highlight für viele Besucher aus dem In- und Ausland ist dabei ganz klar das Holstentor. Das Stadttor, welches auch Holstein-Tor genannt wird, bildete die Abgrenzung der Altstadt nach Westen und ist das bekannteste Wahrzeichen Lübecks. In dem spätgotischen Tor, ein Überrest der Stadtbefestigung, befindet sich heute ein Museum zur Stadtgeschichte. Bis ins 19. Jahrhundert gab es eine Reihe weiterer Stadttore in unmittelbare Nähe, doch nur das “Mittlere Holstentor” blieb hier erhalten. Im Norden steht nur noch das Burgtor.
Direkt daneben schließen sich die historischen Salzspeicher an, die zwischen 1579 und 1745 erbaut wurden – im Stile der Backsteinrenaissance und des Backsteinbarocks. Heute dient ein Teil als Kaufhaus. Früher lagerte hier tatsächlich Salz, welches für die Konservierung von Fisch benötigt wurde und so auch einen Teil des Reichtums der Hansestadt begründete (Handel mit Hering als Fastenspeise).
Die Altstadt von Lübeck – UNESCO-Welterbe
Über die älteste feste Brücke der Stadt, der Holstenbrücke, gelangst Du hier über die Obertrave in die Altstadt, dem historischen Stadtkern Lübecks, der eigentlich eine Insel umschlossen von Trave und dem Elbe-Lübeck-Kanal ist. Folge einfach der Holstenstraße und schon bald stehst Du im Herzen des UNESCO-Welterbes (seit 1987) mit all seinen Sehenswürdigkeiten.
Links und rechts gibt es viele kleine Gässchen, die sich lohnen, entdeckt zu werden. Wir biegen rechts in den Kolk ab und entdecken so das Figurentheater und auch das CVJM-Hostel, welches Jazzabende veranstaltet. In diesem Viertel findest Du auch viele Patrizierhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Wunderschön.
Lübeck, die Stadt der Sieben Türme
Direkt dahinter stehen wir auch schon vor der ersten der fünf stadtprägenden Kirchen – St. Petri. Sie ist eine der fünf gotischen Kirchen, die auf dem Altstadthügel errichtet wurden und Lübecks Silhouette von Weitem sichtbar prägen. Sie verschafften somit der Hansestadt aufgrund der Kirchtürme den Beinamen Stadt der Sieben Türme. Alle Kirchtürme wurden im sogenannten backsteingotischen Stil erbaut – einer der Gründe, warum die Altstadt von Lübeck zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Neben St. Petri gehören die Kirchtürme von St. Aegidien, St. Jakobi, St. Marien sowie des Lübecker Doms zu den Sieben Türmen der Altstadt. Der Begriff Sieben Türme entstand aber erst in neuerer Zeit, da bis 1818 ein achter Turm das Stadtbild prägt, der gemeinsam mit seiner Kirche (Kirche Maria-Magdalena des Burgklosters) abgerissen wurde.
Die älteste Stadtansicht mit acht Türmen von 1481 befindet sich übrigens in der Nikolaikirche in Tallinn (Estland). Doch erst die Ansicht der Sieben Türme brachte es zu Ruhm über die Stadtgrenzen hinaus. Eine vereinfachte Ansicht wurde das Logo der Schwartauer Werke, bekannt für ihre Konfitüre.
Weihnachtsmarkt auf dem Markt und am Lübecker Rathaus
Unweit von St. Petri befindet sich der Markt mit Rathaus. Das Rathaus allein wäre sicherlich einen Artikel wert, da es über die Jahrhunderte immer wieder ergänzt wurde. Besonders schön ist aber die Schaufassade mit Renaissancelaube und Schildwand aus der Backsteingotik – ein Hingucker nicht nur zur Weihnachtszeit.
Da siehst Du sie eigentlich kaum in ihrer ganzen Pracht, da sich auf dem Markt ein Großteil der weihnachtlichen Buden des Lübecker Weihnachtsmarkts befinden. Dafür ist hier der Geruch von Kräuterbonbons und Bratwürstchen am Größten.
Rechts daneben befindet sich das Lange Haus und Neues Gemach, durch dessen Bogengänge Du in die dahinterliegende Breite Straße gelangst. Auf beiden Seiten ist das Gebäude beeindruckend. Es gibt Granitsäulen aus der Renaissancezeit, einen Ratskeller, eine Renaissancetreppe auf der anderen Seite sowie Renaissanceerker, eingegliedert in Backsteingotik, die Lübecks Sehenswürdigkeiten zum Großteil prägt.
Lübecker Marzipan von Niederegger
In den Arkaden findest Du außerdem das Niederegger Arkadencafé und gegenüber in der Breiten Straße, Ecke Hüxstraße das Niederegger Stammhaus mit dem Niederegger Café – zu Weihnachten leider sehr voll. Kein Wunder eigentlich. Niederegger macht rund die Hälfte seines Jahresumsatzes in der (Vor-)Weihnachtszeit. Jeder möchte noch ein Stück echtes Lübecker Marzipan.
Lübecker Marzipan ist übrigens eine geschützte geographische Bezeichnung für Marzipan aus Lübeck und den umliegenden Orten Bad Schwartau und Stockelsdorf. Bereits seit 1530 wurde hier Marzipan hergestellt und Niederegger ist sicherlich der bekannteste, wenn auch nicht der einzige Hersteller sowie einer der ältesten der Stadt.
Bei Get Your Guide kannst Du noch mehr finden, was Du in Lübeck unternehmen kannst*:
Weitere Sehenswürdigkeiten bei einem kleinen Bummel durch Lübeck
Hinter dem Rathaus schließt sich an der Breiten Straße liegend das sogenannte Kanzleigebäude an, ebenfalls in Backsteingotik erbaut. Zur Mengstraße hin wurde es später im Renaissancestil erweitert. Das lange Gebäude befindet sich auf der Rückseite von St. Marien, deren zwei Kirchtürme die höchsten der Sieben Türme und von Weitem gut sichtbar sind – die Kirche liegt auf dem höchsten Punkt des Altstadthügels.
Auf der St. Marien zugewandten Seite besitzt das Kanzleigebäude offene Arkadengänge, auf der Seite zur Breiten Straße wurden Glasfronten für kleine Geschäfte eingezogen. Vom Marienkirchhof hast Du übrigens auch noch mal einen guten Blick auf die Rückseite des Rathauses mit der gotischen Schildwand.
Wenn Du genau hinschaust, findest Du an St. Marien einen kleinen Teufel, der im Marienkirchhof sitzt. Die Plastik des kleinen Teufels wurde 1999 aufgrund einer Legende vom Bildhauer Rolf Goerler geschaffen.
Als die Grundmauern der Mutterkirche der Backsteingotik legte, dachte der Teufel, dass an dieser Stelle ein Weinhaus entstehen würde. Über solche Orte hatte er schon viele Seelen gesammelt, weshalb ihn dieser Gedanke sehr erfreute und den Bauarbeitern unter die Arme griff. Daher soll die Kirche so schnell gewachsen sein. Doch irgendwann bekam der Teufel Wind davon und wollte mit einem Granitbrocken die Kirche zertrümmern. Ein Geselle hielt ihn mit der Aussicht auf einen Weinkeller neben der Kirche auf und der Stein mit Spuren der Teufelskralle liegt seitdem neben der Kirche – und gleich neben St. Marien entstand der Ratsweinkeller.
Die Manns und das Buddenbrookhaus
Lübecks wohl berühmteste Kinder sind die Schriftsteller Thomas und Heinrich Mann und ihre Familien. Direkt in Sichtweite der Marienkirche, in der Mengstraße 4 befindet sich daher das Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum, bekannt auch als das Buddenbrookhaus.
Mehrere Gesellschaften, Fördervereine und Stiftungen rund um die Manns haben hier ihren Sitz. Auch zwei Dauer- sowie wechselnde Sonderausstellungen beherbergt das Haus mit der schönen Fassade, welches seit 1993 eine Gedenkstätte ist. Alles dreht sich hier natürlich um Literatur, die Schriftstellerfamilie Mann sowie den Jahrhundertroman “Die Buddenbrooks” von Thomas Mann, der dafür 1929 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde.
Gewohnt hat keiner der “berühmten” Manns im Buddenbrookhaus. Die Großmutter von Thomas und Heinrich Mann war die letzte der alteingesessenen Familie, die dort bis Ende 1890 wohnte. 1891 wurde das Haus verkauft und erlebte eine wandelvolle Geschichte. Nach dem verheerenden Luftangriff auf Lübeck sind heute nur noch die spätbarocke Fassade sowie der barocke Gewölbekeller des ursprünglichen Hauses erhalten. In den 1950ern konnte das Haus aber originalgetreu wiederaufgebaut werden und 1993 eröffnete schließlich das Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum – 90 Jahre nach Erscheinen “der Buddenbrooks”. Für Literaturfans definitiv ein Highlight.
Museen der Nobelpreisträger
Wem die Manns als Literaturfan zu wenig sind für einen Ausflug nach Lübeck, der sollte das Günter-Grass-Haus in der Glockengießerstraße, unweit von St. Jakobi besuchen. Der Literaturnobelpreisträger Grass lebte seit den späten 1980ern etwas außerhalb von Lübeck, organisierte das Lübecker Literaturtreffen und starb 2015 in der Hansestadt.
Bereits seit 2002 widmet sich das Haus dem Zusammenspiel zwischen Günter Grass’ literarischem Werk und seiner bildenden Kunst, denn Grass war nicht nur Schriftsteller, sondern Maler, Grafiker und Bildhauer. Das Museum besitzt über 1.300 seiner Werke – z.B. Zeichnungen, Aquarelle und Radierungen, aber auch Manuskripte. Der Innenhof des Hauses ist eigentlich ein Skulpturengarten mit bildhauerischen Werken des Schriftstellers.
Über den hinteren Museumsgarten gelangst Du zum 2007 eröffneten Willy-Brandt-Haus in der Königstraße. Es ist das dritte Museum in Lübeck, welches sich einem Nobelpreisträger widmet – dem ehemaligen Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt, der 1913 in Lübeck geboren wurde. Es ist Museum und sogleich eine Gedenkstätte für den SPD-Politiker und eine Außenstelle der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung Berlin.
Unter- und Obertrave
Wir sind langsam Richtung Untertrave geschlendert und wieder zurück Richtung Holstentor, während langsam die Sonne unterging und die historische Altstadt in die schönsten Bonbonfarben tauchte.
Ein Stück weiter, an der Fußgängerbrücke über die Obertrave ging es für uns wieder zurück Richtung Parkplatz. Vorbei an Johannes Brahms, dem gegenüber der Musikhochschule Lübeck 2012 dieses Denkmal gesetzt wurde, sagen wir mit Blick auf die sieben Türme Tschüss zur Königin der Hanse.
Warum solltest Du nach Lübeck?
Das musst Du natürlich nicht alles gesehen haben. Allein durch die Straßen, Gässchen und Höfe von Lübeck zu schlendern ist bei diesem wunderbaren Winterwetter einfach nur schön. Dazu noch ein letzter Weihnachtsmarktbesuch, bevor das neue Jahr durchstartet. Mit etwas Marzipan und Glühwein zum Aufwärmen.
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Offenlegung: Simon und ich waren privat und eigenfinanziert Ende 2016 zwischen den Jahren spontan in Timmendorfer Strand und Lübeck.
Dieser Beitrag erschien zuerst am 28.12.2018 und wurde zuletzt am 14.12.2024 aktualisiert.
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