Blick auf die Altstadt von Dresden #pcotw

Postcard of the Week: Dresden, Deutschland

Achtung! Dies wird heute ein wenig eine andere Art der Postcard of the Week. 

Die Personen hinter der Karte aus Dresden

Meine Schwiegereltern waren für ein paar Tage in Dresden und meinten, sie könnten mir „mit einer Karte aus der Heimat“ eine Freude machen. Der Gedanke zählt und ich freue mich ja über jegliche Postkarte, weil da sich jemand Zeit genommen hat, um mir zu schreiben.

Blick auf die Altstadt von Dresden #pcotw
Blick auf die Elbe und Altstadt von Dresden (Brühlsche Terrasse, Hofkirche, Semperoper, Ständehaus, Hausmannsturm)

Warum diese Postcard of the Week anders ist

Mit Dresden tue ich mich aber seit jeher schwer. Nicht nur seit Pegida und den diversen Hasstiraden gegen Menschen unterschiedlichster Herkunft. Alles begann schon viel früher…

Ich kam an einem kalten Februartag in den 80ern in Leipzig zur Welt und wuchs unweit der Messestadt auf. Dresden war für mich als Kind immer der Ort, wo die Menschen abgeschnitten von der restlichen Welt waren, kein Westfernsehen bekamen und auch noch irgendwie ein komisches Sächsisch sprachen. Dieses „Nu“ am Ende z.B. spricht man bei uns nicht. Im Laufe meines Lebens entwickelte sich eine gewisse Antipathie mit „Elbflorenz“, wie Dresden ja gerne genannt wird. Ja, jetzt ist die Stadt schön, aber irgendwie auch nur die paar Quadratmeter Altstadt mit Zwinger, Altmarkt, Semperoper, Schloss- und Frauenkirche. Tritt man etwas aus dieser touristischen Fliegenfalle heraus, dann ist die Stadt nicht wirklich schön. Vielleicht ist mein Bild aber auch getrübt durch die Erinnerungen an die Zeit nach der Wende, als Mitte der 90ern noch für die Frauenkirche gesammelt wurde, der Altmarkt aufgerissen war und archäologischen Grabungen über sich ergehen lassen musste. Die Stadt lag mausgrau da. Wer einmal im Hauptbahnhof angekommen ist und auf die Prager Straße herausgetreten ist, wird sicherlich verstehen, was ich meine.

Leipzig war da schon immer anders. Leipzig war eine Messemetropole, in der sich mindestens zweimal im Jahr zur Frühjahrs- und Herbstmesse die ganze Welt traf. Natürlich hatte Leipzig auch den Vorteil, dass in der Innenstadt fast kaum Bomben gefallen sind und somit große Bestände von Gründerzeit- und Jugendstilhäusern erhalten blieben.

"Messe-Ei" - Messeturm

Wo Dresden heute mit Barock und Rokkoko protzt, ist Leipzig immer noch die schüchterne Schönheit, aber gewinnt dadurch gerade ungemein an Beliebtheit bei Studenten und Touristen aus aller Welt. Diverse Medien, u.a. der Gardian sehen Leipzig als eine der Must-See-Destinationen dieses Jahr an, vielleicht auch, weil die Stadt ihr 1000-jähriges Jubiläum feiert. Aber Leipzig ist seit Jahrhunderten beliebt – nach Heidelberg hat Leipzig die zweitälteste Universität Deutschland. Goethe studierte hier und schuf mit Faust I und der Geschichte im Auerbachs Keller in Leipzig eine Legende für die Ewigkeit. Klassische Musiker wie Clara und Robert Schumann, Richard Wagner, Johann Sebastian Bach oder Felix Mendelssohn-Bartholdy wuchsen hier auf oder verbrachten ihre schaffensreichsten Jahre in Leipzig. Für die neue deutsche Geschichte ist es auch von enormer Bedeutung – ohne Montagsdemos gäbe es keinen Fall der Berliner Mauer und keine Wiedervereinigung. Was ist da schon Dresden dagegen? ;)

Montagsdemo, der Ursprung der Wiedervereinigung
Montagsdemo, der Ursprung der Wiedervereinigung (Teil der aktuellen Sonderausstellung „Die Friedliche Revolution in Leipzig“ in der Paulskirche, Frankfurt – läuft noch bis 12.10.2015)

Okay, okay. So schlecht ist Dresden auch nicht, aber ich werd einfach nicht warm mit der Stadt. Dennoch empfehle ich unbedingt einen Besuch im Grünen Gewölbe und im Hygienemuseum, wenn man schon mal da sein sollte. Außerdem auch natürlich die Gemäldesammlung Alter Meister, die wie das Grüne Gewölbe zu den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden gehört und das berühmte Bild der Sixtinischen Madonna von Raffael beherbergt. Viele kennen bestimmt einen Teil des Gemäldes, die kleine gelangweilten Putten („Raffaels Engel“), die heutzutage auf Kissen und anderem Merchandise abgedruckt sind.

Altes Rathaus

Im Anschluss fahrt ihr hoffentlich weiter nach Leipzig, um euch z.B. das alte Rathaus anzusehen, welches ein klassisches Beispiel für den Goldenen Schnitt ist. Außerdem ist die Liebknechtstraße voll von schönen Läden und Cafés, das Werk II hat immer tolle Aktionen, die alte Spinnerei der Kulturmagnet gerade in Deutschland, im Cospudener See baden und natürlich im Auerbachs Keller zünftig Deutsch essen und in der Mädlerpassage bummeln, den Speck’s Hof bewundern, die historische Bedeutung der Nikolaikirche in sich aufsaugen und das Völkerschlachtdenkmal erklimmen. Vielleicht geht ihr aber auch einfach nur in einen der schönsten Zoos Deutschland oder macht einen Abstecher in meine kleine Heimatstadt nördlich von Leipzig.

Völkerschlachtdenkmal bei Nacht
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Romy

Romy (*1981) hat ihre Heimatbasis in der Ruhrmetropole Dortmund und arbeitet als Blogger und Freelancer im Bereich Social Media, Content Strategie und Community Management.

Sie bloggt seit 2006.
Übers Reisen regelmäßiger seit 2013. Wenn sie Zeit dazu findet.

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