Kanadas Hauptstadt ist keine der schillernden Städte wie Toronto oder Vancouver und auch keines der alterwürdigen Städte wie Montréal oder Québec. Es ist das eher unscheinbar wirkende Ottawa. Doch zum Canada Day verwandelt sich die Stadt jedes Jahr zum Hot Spot Kanadas und vor allem zum 150. Jahrestag Kanadas ?? wird die Hauptstadt wieder strahlen. Neben den Feierlichkeiten am 01. Juli wartet die Stadt am Ottawa-Fluss mit einigen weiteren Highlights auf, die Du Dir nicht entgehen lassen solltest. Fast alle sind in Laufweite zueinander.
1. Parliament Hill – Parlamentshügel
Hier sitzt das parlamentarische Herz der Regierung Kanadas – und somit auch unser Lieblingsschnuckel Justin Trudeau. ? Angeblich geht er auch gerne in der näheren Umgebung Mittag essen. Ganz in zivil und ohne große Sicherheitsmaßnahmen.

Die neugotischen Gebäude der drei Parlamentsblöcke (West, East, Centre Block) sind u-förmig um einen großen Platz angeordnet, auf dem die Feierlichkeiten zum Canada Day und täglich 10 Uhr der Wachwechsel (“Changing of the Guards”) stattfindet sowie die “Centennial Flame” brennt. Dominiert wird der Komplex vom Centre Block mit dem historischen Peace Tower (“Friedensturm”). Mit seinen 92 m Höhe zählt er schon fast zu den höchsten Gebäuden der Stadt. Ottawa ist da eher seinem europäischen Charme treu geblieben.

Es gibt kostenlose 45-Minuten-Touren durch das Parlament. Durch die Schießerei im Parlament 2014 wurden die Sicherheitsmaßnahmen aber angehoben. Eine Anmeldung zur Tour ist erforderlich und die Sicherheitskontrollen können lange dauern. Hier solltest Du also genügend Zeit einplanen.

Besonders schön ist auch die Parlamentsbibliothek, die eher an einen Kirchenbau erinnert. Sie befindet sich dem Ottawa-Fluss zugewandt hinter dem Centre Block.

2. Nationalmuseen
Als Landeshauptstadt vereint die Stadt fast alle wichtigen Nationalmuseen. Vor allem bei schlechtem Wetter lässt sich freie Zeit gut z.B. im Kanadischen Museum für Naturkunde, im Kanadischen Wissenschafts- und Technologiemuseum oder im Münzmuseum (freier Eintritt) verbringen.
Ich selbst war im Kanadischen Nationalmuseum für Geschichte und Gesellschaft (“Canadian Museum of Civilization”), welches eigentlich schon in Gatineau (Québec), am nördlichen Ufer des Ottawa-Flusses liegt. Ich habe für den Hinweg ein Wassertaxi genommen und konnte so auch ein schönes Übersichtsfoto vom Parlamentshügel machen. Mit einem normalen Taxi ging es nach dem Besuch schnell via Alexandra Bridge zurück in die Stadt.

Für eine größere Ansicht bitte eines der Fotos anklicken.
Das Museum ist auf jeden Fall einen Besuch wert, denn es beleuchtet mit unzähligen Ausstellungsobjekten die Geschichte der Ureinwohner Kanadas, den First Nations. Dabei ist das ganze Gebäude eine einzige Welle ohne Ecken, denn in denen wohnt nach altem Glauben das Böse. Die äußeren Säulen des Gebäudes erinnern mich zusätzlich stark an Kanupaddels.

3. Schleusen des Rideau-Kanals & Bytown Museum
Am Ende des Rideau-Kanals befinden sich einige treppenförmige Schleusen hinunter zum Ottawa-Fluss. Während im Winter die halbe Stadt auf dem gefrorenen Kanal Schlittschuh läuft, fahren im Sommer kleine Boote die Schleusen rauf und runter. Der 202 km lange, 1832 eröffnete Wasserweg ist der älteste, künstliche und durchgängig benutzte Wasserweg Nordamerikas und führt von Kingston direkt nach Ottawa. 2007 wurde der Kanal zum UNESCO Welterbe erklärt.

Der für den Kanal verantwortliche Ingenieur By schlug hier seine Zelte auf und gab so der ersten Siedlung seinen Namen – Bytown. Am Ende der Schleusen befindet sich ein Museum, welches die Anfänge der Stadt beleuchtet. Das Gebäude gilt als Ottawas ältestes Gebäude aus Stein.

4. Nationalgalerie
Kanadas größte Kunstgalerie ist selbst ein Kunstwerk moderner Architektur. Große lichtdurchflutete Gänge führen zu den vereinzelten Bereichen der Galerie und ein großer Glasaufbau ist schon von Weitem aus allen Himmelsrichtungen zu erkennen. Von der Galerie aus lohnt sich ein Blick Richtung Parlament.

Die Nationalgalerie beherbergt die größte Sammlung kanadischer Kunst. Doch auch zeitgenössische Kunst aus aller Welt ist hier regelmäßig Bestandteil der Ausstellungen – ich selbst hatte die Gelegenheit, einige Skizzen von Picasso zu sehen. Aber auch Inuit-Kunst bekommt hier einen großzügigen Platz. Allein für die Nationalgalerie hätte ich einen ganzen Tag einplanen können, wozu mir leider bei meinem Besuch die Zeit fehlte.
5. Kathedralbasilika Notre Dame
Die Kathedralbasilika Notre Dame ist die älteste Kirche Ottawas (1841) und liegt direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Nationalgalerie. Es ist eine römisch-katholische Kirche und der Sitz des Erzbistums Ottawa. Das Markenzeichen der Kirche sind die Doppeltürme sowie die indigoblaue Decke im Inneren, die mit Sternen verziert ist.
6. Essen in Ottawa – ByWard Market
ByWard Market ist die Bezeichnung für eine alte Markhalle, aber auch gleichzeitig Sammelbegriff für ein Viertel in Lower Town, in dem die Markthalle steht. Es ist geprägt von unzähligen Restaurants und Bars sowie Shops und Boutiquen. Im “Moulin de Provence” auf der einen Seite der alten ByWard Markthalle bekommst Du übrigens die Obama-Kekse, die der ehemalige Präsident der USA gerne in Ottawa verspeist. Auf der anderen Seite findet sich eine “Beaver Tails”-Hütte – eine kanadaweite Kette für ausserordentlichen Süßkram. Diese hat hier ihren Ursprung. Alles in allem also ein historisches Viertel, wenn es um Essen geht.

7. City Rafting auf dem Ottawa-Fluss
Für Spaß empfiehlt sich im Sommer definitiv eine Abkühlung im Ottawa-Fluss. Am Britannia Strand ist dies gut möglich, abenteuerlicher ist es aber mit dem City Rafting. Rafting macht mir auch seit einer Tour in den Rocky Mountains wahnsinnig viel Spaß. Doch so wild wie im Jasper National Park war diese Tour nicht. Selbst Kinder konnten mit und hatten viel Spaß. Einige Male war es möglich, direkt ins Wasser zu steigen, an Brücken zu hängen oder von Felsen zu springen.
8. Schlafen in Ottawa – Fairmont Château Laurier
Das ehemalige Eisenbahnhotel Château Laurier ist das erste Hotel am Platz, betrieben von Fairmont. Es liegt so zentral wie kaum ein anderes Hotel in der Stadt. Direkt neben dem Rideau-Kanal, keine fünf Minuten zum Parliament Hill oder zu ByWard Market, mit Blick rüber zum Nationalmuseum für Geschichte und Gesellschaft und auf den Ottawa-Fluß. Das Hotel gleicht von außen einem Märchenschloss – Gauben, Türmchen und kleine Verzierungen im Neorenaissance-Stil außen, luxuriös innen und genügend Platz für Hochzeits- und Tagungsgesellschaften.

Gegenüber befand sich lange Zeit der Hauptbahnhof. Beide verband einmal ein Tunnel. Vom Château Laurier kann dieser auch noch begangen werden und beinhaltet heute eine Fotoausstellung. Viele Fotos hängen auch in der Lobby und in den angrenzenden Räumen. Diese stammen vom berühmtesten Bewohner des Hotels, dem Fotografen Yousuf Karsh und zeigen Portraits der berühmtesten Zeitgenossen des 20. Jahrhunderts.

Wenn es übrigens für ein Zimmer nicht reichen sollte, dann gönn Dir wenigstens das High Tea am Nachmittag. Du wirst es nicht bereuen.
9. Ottawa Jazz Festival
Berühmte Zeitgenossen des Jazz werden jedes Jahr beim Ottawa Jazz Festival, welches im Confederation Park unweit des Fairmont Château Lauriers stattfindet, präsentiert. Rund um die jährlichen Feierlichkeiten zum Canada Day ist hier entspanntes Jazzfeeling zu spüren und direkt am Nationalfeiertag gibt es sogar freien Eintritt. Ich selbst habe mir für Chick Corea mit Brian Blade an den Drums und Christian McBride am Bass ein Ticket gekauft und saß in einem bequemen Campingsessel ganz vorne. Preiswertere Tickets sind eigentlich Stehplätze dahinter. Doch die meisten Jazzfans hatten ihren eigenen Campingsessel dabei. Ein unvergleichliches Bild. Dazu gibt es im Park einen Food Court mit verschiedenen Street Food Trucks, bei dem natürlich eine traditionelle Poutine nicht fehlen durfte.

Unweit des Confederation Parks befindet sich übrigens die Statue von Jazzpianist Oscar Peterson, die sogar für Dich “spielt”. Setz Dich daneben und genieße.

10. Dinge, die ich verpasst habe
Was ich nicht geschafft habe und/oder noch näher kennengelernt hätte, wären die Stadtteile Little Italy und Chinatown sowie das Laurier House und das Haus des Premierministers inklusive der Rideau Hall. Da muss ich wohl noch mal wiederkommen. ?
Lesetipps zu Ottawa:
- Mehr zu meinem besuchten Canada Day
- Alle Survivival-Tipps und Tricks für den Canada Day in Ottawa
- Weitere Sehenswürdigkeiten findest Du auch bei Patrick (Germanbackpacker.com)
Diese und weitere Fotos finden sich auf Flickr.
In Ottawa war ich auf Einladung von Ontario Tourism/Destination Canada im Rahmen des Canada Days 2016. Meine Meinung blieb davon unbeeindruckt.
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