Gerhard Richter zählt zu den teuersten, lebenden Gegenwartskünstlern weltweit, noch vor Jeff Koons und Damien Hirst. Bekannt ist er für eine Vielzahl an Werken, in verschiedensten Stilen und auch für ein Kirchenfenster im Kölner Dom. Der in Dresden geborene Maler, Bildhauer und Fotograf flüchtete 1961 in den Westen, ließ sein Frühwerk zurück und erfand sich anschließend im Rheinland neu. Aus dieser Zeit haben sich zahlreiche Werke in den privaten Sammlungen des Rheinlandes erhalten. Die Ausstellung “Verborgene Schätze” im Kunstpalast Düsseldorf widmet sich noch bis zum 2.2.2025 genau diesen Werken Richters.
- Einmalige Schätze von Gerhard Richter
- Eine Retrospektive, die keine sein will
- Frühe Fotobilder & Graue Bilder
- Gerhard Richters Landschaftsbilder
- “Weiche” Abstraktionen
- Freie Abstraktionen
- Übermalte Fotografien, Vielfalt & persönliche Bilder
- Firmen als Sammler
- Warum solltest Du diese Gerhard-Richter-Ausstellung sehen?
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Die Idee zur Ausstellung reicht bereits rund 3 Jahre zurück. So lange hat Kurator Markus Heinzelmann, Prof. für Museale Praxis an der Ruhr-Universität Bochum, investiert, um diese Schätze in den Privathaushalten auszugraben und sie zu einer Ausstellung zusammenzustellen, die das gesamte Spektrum Richters von den 1960ern bis in die jüngste Vergangenheit abbildet. Sie war auch eine etwas aus der Not, während Corona, geborene Idee. Es musste im Museumsbetrieb irgendwie weitergehen und Werke aus der Region haben den Vorteil, dass sie keinen langen Transportwege haben.

Auch beim Generaldirektor des Kunstpalasts, Felix Krämer, stieß die Idee auf offene Ohren. Zu seinem Job gehört es auch, Kontakt zu Privatsammlern im Rheinland und darüber hinaus aufrecht zu halten. Ohne große Recherche fielen ihm daher auch spontan gut 30-50 Werke ein. Gemeinsam mit Markus Heinzelmann lokalisierte er insgesamt etwa 200 Gerhard-Richter-Werke im Rheinland, aus denen sie auswählten. Daraus entstand eine umfassende Werkschau mit rund 120 Werken mit Schwerpunkt Malerei, die den aktuellen Ist-Zustand der Werke im Rheinland wieder gibt.
Einmalige Schätze von Gerhard Richter
So etwas wird voraussichtlich in zehn Jahren nicht mehr in dieser Art möglich sein. Denn es handelt sich bei den ausgestellten Stücken um frühe Werke, als die Preise noch überschaubar waren, von Käufer:innen, die teilweise ähnlich alt sind wie der mittlerweile fast 93-jährige Gerhard Richter. Normale Menschen wie Du und ich, die sich etwas Kunst für die eigenen vier Wände kauften, aber nicht millionenschwer waren. Auch ein Grund, dass viele nicht bei ihren Leihgaben genannt werden wollen.

Im Rheinland traf Gerhard Richter Gleichgesinnte und umtriebige Sammler:innen, konnte sich künstlerisch austoben und ausprobieren, kontroverse Ausstellungen veranstalten und sie kauften dennoch seine Werke. Nur sind auch die Sammler:innen in die Jahre gekommen. Viele Werke werden in den nächsten Jahren zu Erbmasse und es ist anzunehmen, dass einige dann das Rheinland verlassen werden, um auf internationalen Auktionen gewinnbringend versteigert zu werden.
Manche Werke sind aber auch liebgewonnene Familienmitglieder geworden, die durch die Leihgabe an den Kunstpalast Düsseldorf traurige Leerstellen hinterlassen und schmerzlich vermisst werden, während sie für die Öffentlichkeit zu sehen sein sind. Es wird also sicherlich einige Kunstwerke von Gerhard Richter geben, die auch von jüngeren Generationen im Rheinland gehalten werden. Die Zukunft wird faszinierend und überraschend. Wir werden es beobachten können.
Eine Retrospektive, die keine sein will
Der Kunstpalast hat mit Hilfe des gut organisierten Studios von Gerhard Richter eine Werkschau geschaffen, die auch retrospektiven Charakter in sich birgt. Auch wenn sie das gar nicht sein will. Das früheste Werk der Ausstellung namens Kuh trägt die Werksverzeichnisnummer 15 und stammt aus dem Jahr 1964. Er malte es für den Akademierundgang an der Kunstakademie Düsseldorf im gleichen Jahr.

Neuanfang in Düsseldorf
Gerhard Richter ist da gerade drei Jahre im “Westen”. Der aus Dresden stammende Künstler nutzte gemeinsam mit seiner damaligen Frau 1961 eine der letzten Fluchtmöglichkeiten über West-Berlin. Inspiriert auch vom Besuch der zweiten Documenta 1959 in Kassel sieht er im Westen eher Möglichkeiten, seine künstlerischen Bestrebungen umzusetzen. Er beginnt ein zweites Kunststudium an der Kunstakademie in Düsseldorf.
Doch beinahe wäre er gar nicht in Düsseldorf gelandet. Während er auf Einbürgerung wartet, besucht er den Bildhauer Reinhard Graner, den er noch aus Dresden kennt. Sein einziger Bekannter im Westen ist. Er macht Richter Düsseldorf und die Szene schmackhaft, aus der sich Joseph Beuys und die Künstlergruppe ZERO etabliert. Später wird Gerhard Richter selbst Professor an der Kunstakademie.
Ich verfolge keine Absichten, kein System, keine Richtung, ich habe kein Programm, keinen Stil, kein Anliegen.
Gerhard Richter
In den ersten rund anderthalb Jahren seines Studiums experimentiert er mit unterschiedlichsten Ansätzen. Sein Düsseldorfer Frühwerk nimmt somit manches vorweg, was später sein offizielles Œvre definieren wird. Sein Werk aus Dresden, vor seiner Flucht aus der DDR, schließt er nun komplett aus. Er hat mit seiner Vergangenheit abgeschlossen. Später schaffen es dennoch einige wenige Werke in den Katalog.
Werksverzeichnis
Spannend ist, dass er bereits zu Beginn des Studiums in Düsseldorf akribisch seine Werke in einer Werksübersicht festhält, als farbige Reproduktionen in 1:50. Viele Werke dieser Zeit sind heute nur noch als Fotografien dokumentiert und wurden von ihm nicht offiziell ins Werksverzeichnis aufgenommen.
Dennoch befinden sich heute 4.100 Gemälde aufgelistet in sechs Bänden. Die Zeichnungen haben noch mal ein gesondertes Verzeichnis erhalten. Auch digital hält Dietmar Elger, Leiter des Gerhard-Richter-Archivs in Dresden, die Werke fest und verzeichnet auch alle Auktionen. So ist auch der Abfluss von Werken aus Deutschland (und somit des Rheinlands) nachverfolgbar.
Gerhard-Richter-Ausstellungen im Rheinland
Während seiner Zeit an der Kunstakademie Düsseldorf entwickelt sich ein enger Kontakt zu Sigmar Polke und Konrad Lueg (sein späterer Galerist Konrad Fischer, der Kunstpalast erhielt gerade neun seiner Werke als Schenkung) sowie Manfred Kuttner. Gemeinsam trugen sie zu einer radikalen Erweiterung des klassischen Kunstverständnisses bei, als sie auf eigene Faust im Frühjahr 1963 in einem Ladenlokal in Düsseldorf ausstellten und den Kapitalistischen Realismus prägten. Der Anfang von Richters umfangreicher Ausstellungsgeschichte im Rheinland, die heute fast 500 Einzel- und Gruppenausstellungen umfasst – inkl. Verborgene Schätze.

Lesetipp: Ausstellungskatalog
Online nur noch schwer zu bekommen, u.a. bei amazon*. Vor Ort im Kunstpalast Düsseldorf aber noch erhältlich.
Frühe Fotobilder & Graue Bilder
Ab Herbst 1962 malte Gerhard Richter Gemälde nach Fotografien. Ob private Fotoalben, Auftragsportraits wie Portrait Ströher, aber auch Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträge sowie Werbung. Banale Motive, die auch oft zu provozieren oder zumindest irritieren vermochten. Werbung für ein Kampfflugzeug oder gar pornographische Motive, die Richter stark vergrößert auf seine Leinwände übertrug. Anschließend verwischte er das noch feuchte Bild mit Pinsel oder Tuch, um eine künstliche Unschärfe zu erzeugen.
In den ersten beiden Räumen der Ausstellung sind einige dieser Frühwerke, wie Hundekopf (Lassie) oder Studentin zu sehen, die Mitte/Ende der 1960er Jahre entstanden.

Auch die ersten Grauen Bilder entstanden etwa zu der Zeit. Sie mischen sich zum Teil unter die Fotobilder (Zwei Grau übereinander), haben aber auch im weiteren Verlauf der Ausstellung noch einen eigenen Platz. Sie entstanden, als Richter auf der Suche nach neuen Bildideen war und einige Leinwände in Grau anstrich. Er entdeckte Qualitätsunterschiede und sah mehr in den Motiven. 1974 bekamen die Grauen Bilder in Mönchengladbach eine eigene Ausstellung im Städtischen Museum, die dadurch gerade bei Sammler:innen im Rheinland beliebt wurden.
Ich persönlich mag das vierteilige Fensterbild sehr, welches dem Kunstpalast Düsseldorf selbst gehört. Das 1968 entstandene Werk Fenster erzeugt eine gewisse Dreidimensionalität beim Betrachtenden, aber erfüllt dabei nicht die Erwartung, etwas durch das Fenster zu erblicken. Kein Fenster zur Welt oder ins Innere. Spannend, wie der Künstler dem Betrachtenden eine Geschichte verweigert.

Stadtansichten, Sternenbilder & Ohne Titel
Weitere eher gegenständliche Bilder malte Richter in Form von 50 Stadtansichten in den Jahren 1968 bis 1970. Meist Aufsichten oder nach Architekturmodellen, aber immer so, dass die Stadt unidentifizierbar bleibt. Auch hier weisst er darauf hin, dass die Motive keine eigene Bedeutung transportieren. Ihm ist der Farbauftrag wichtiger.
Ich hingegen finde, wie einige andere Ausstellungsbesuchende, ein gerahmtes Bild in einem weiteren Rahmen sehr ansprechend. Ohne Titel (70a), 1966, Öl auf Leinwand, 28×28 cm steht im Ausstellungskatalog. Es erweckt den Eindruck aufreissendes Papier, welches sich an den Rändern wellt. Für mich als digitalaffinen Menschen eine Erinnerung an das gute alte Papier, das auf mich immer noch eine ganz eigene Wirkung hat.

Den grau-blauen Farbtönen blieb Richter auch bei anderen Bildern treu. Neben dem kleinformatigen Kissenbild hängen auch drei Sternenbilder (224-13/14/15, 1969) an der Wand. 70×70 große Werke, die auf Abbildungen naturwissenschaftlicher Zeitschriften beruhen. Während Sternenbilder in der Astronomie konkrete Figuren aus wenigen Punkten am Himmel bilden, ging Richter bei seinen Bildern umgekehrt vor. Seinen ungegenständlichen Werken hat er diesen spezifischen Titel und ihnen so eine scheinbare Bedeutung gegeben.

Die Röhre
Besonders faszinierend fand ich 1 Röhre (59c) aus dem Jahr 1965. Eines der ersten skulpturalen Werke Gerhard Richters. Sie wurde zuerst, aber auch zuletzt bei einer Verkaufsausstellung 1965 in Den Haag gezeigt. Die mit Ölfarbe bemalte Kartonröhre wirkt in ihrer Ecke so unecht. Selbst beim Betrachten des Fotos der Röhre kommt ein unechtes Gefühl bei mir auf. Als wäre die Röhre gephotoshopt.

Freundschaftsbeweise
Mal tauschte Richter Kunstwerke mit anderen Künstler:innen, mal aber fungierten seine Arbeiten auch als Freundschaftsbeweise. Auch der Tausch von Arbeitskraft und Expertise gegen Kunst(werke) war nicht unüblich. So entstand auch eines der wohl ungewöhnlichsten Werke in der Ausstellung und in Gerhard Richters Werksverzeichnis.

Das unfertige Bild Ohne Titel (302a), 1971, Graphit auf Leinwand, 150×120 cm überließ er seinem Studenten und Assistenten in seinem Atelier als Lohn für seine Arbeit. Ludger Schäfer, den er auch in dieser Vorzeichnung portraitieren wollte, bekam das Bild, das Richter mit Firnis fixierte sowie auf der Rückseite datierte und signierte. Heute ist es im Werksverzeichnis sowohl für Gemälde als auch für Zeichnungen aufgeführt.
Gerhard Richters Landschaftsbilder
Der große Raum mit dem schönen Oberlicht im Kunstpalast ist gefüllt mit großformatigen Wolkenbildern, Seestücken und Alpen. Sie wirken auf ihre Art romantisch und erinnern mich an die einsame Landschaften von Caspar David Friedrich, dessen 250. Geburtstag Museen u.a. in Hamburg, Berlin und Dresden 2024 mit großen Ausstellungen feierten.

Landschaften sind eine Art Sehnsucht, Sehnsucht nach einem beschädigten, schlichten Leben. Ein bisschen nostalgisch. Die abstrakten Arbeiten sind meine Gegenwart, meine Wirklichkeit, meine Probleme, meine Schwierigkeiten und Widersprüche. Sie sind für mich sehr aktuell.
Gerhard Richter
Auch diese Bilder verweigern einen tieferen Sinn. Sie drücken einen Bedeutungsverlust aus und haben keine Bezüge zur Gegenwart und ihren drängenden gesellschaftlichen Fragen. Wie bei Friedrich, dessen Bilder heute mehr denn je geliebt werden, aber deren religiösen Vorstellungen des Malers dazu bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts ausgedient hatten.
Unternehmer als Sammler
Schon früh in Richters Karriere taten sich einige Unternehmer als Sammler hervor, die ganze Sammlungen aufkauften, u.a. Karl Ströher, Peter Ludwig oder Hans Grothe. Letzterer erwarb von Richter eine vom Künstler selbst zusammengestellte Sammlung von zwölf Gemälden. Ein Querschnitt durch sein Werk inkl. der Kuh, aber auch mit dem dreiteiligen Werk Alpen II (213), 1968/69. Wenn ich den Platz hätte, würde ich mir das auch ins Wohnzimmer hängen.

Auch drei Graue Bilder und die 1024 Farben waren unter den ausgewählten Werken für den Duisburger Unternehmer, der in seiner Heimatstadt 1999 das private Museum Küppersmühle für Moderne Kunst initiierte.
Die hier gezeigten 1024 Farben (356-1 & 358-2) entstanden 1974. Die ersten Farbtafeln aber bereits 1966. Inspiriert von Farbmusterkarten aus Malereifachgeschäften. Für die Anordnung der Farben entwickelte er ein spezielles System basierend auf der Zahl “4” als Multiplikator und ausgehend von den drei Grundfarben und zusätzlich Grau.

Doch auch andere Künstler:innen sammeln Werke von Gerhard Richter. Zwischen all den Landschaften hängt auch die Weinernte (195), 1968, Öl auf Leinwand, 95×115 cm, die Andreas Gursky gehört, dessen Fotografien selbst zu den teuersten eines noch lebenden Künstlers zählen.
“Weiche” Abstraktionen
Nach dem er die künsterlisch für sich ausreichend ausgelotet hatte, suchte Gerhard Richter wieder einmal einen malerischen Neuanfang. Besonders auffällig: Knallige Farben in Kontrast zu gedeckteren. Aber überall nun Farbe. Beliebige Farben. Ohne Sinn und Logik.
Auch abstrakte Bilder lesen wir, suchen wir ab, um zu erfahren, was da gezeigt wird.
Gerhard Richter, 2008
Der Werkgruppe der “weichen abstrakten Bilder”, die zwischen 1977 und 1980 entstanden, gingen (Öl-)Skizzen oder Aquarelle voraus. Auch vergrößerte Richter gerne kleine Ausschnitte aus größeren Gemälden, die er abfotografierte und auf große Leinwände projizierte. Damit einher ging eine Unschärfe, die wir schon von den frühen Fotobildern kennen.

Freie Abstraktionen
In den 1980er Jahren plante Richter seine Bilder nicht mehr und ließ sich von dem Ergebnis seiner Arbeit überraschen. Immer wieder änderte er seine Herangehensweise, übermalte viel, trug Farben ab und neu auf, nutze seine Rakel zum erneuten Übermalen. So entstanden Bilder mit aufgerissenen Bereichen, in denen die unterschiedlichen Farbschichten wieder hervor treten.
Abstrakte Bilder sind fiktive Modelle, weil sie eine Wirklichkeit veranschaulichen, die wir weder sehen noch beschreiben können, auf deren Existenz war aber schließen können.
Gerhard Richter, Katalog documenta 7
Die dafür vergegebenen Werktitel sind freie Assoziationen, die Richter aber erst auswählt, wenn das Werk fertiggestellt ist.

In diesem Bereich eher zum Ende der Ausstellung fallen mir besonders die Bilder ins Auge, die Richter auf Alucobond statt Leinwand malt. Um 2000 herum malte er zahlreiche solcher Bilder, bei denen er auf Alucobond oder Alu-Dibond zurück griff. Die glatten Oberflächen nehmen Ölfarbe anders auf. Die dünnflüssigen Farben mischen sich viel leichter und die Farbübergange erscheinen feiner als auf Leinwand.

Andererseits ist mein persönlicher Favorit Abstraktes Bild (848-5), 1997, Öl auf Leinwand, 61×71 cm. Gerade, weil man hier noch den zuerst angelegten Bildhintergrund in der oberen rechten Ecken entdecken kann und so den Entstehungsprozess erahnen kann. Etwas, was höchst selten ist.
Übermalte Fotografien, Vielfalt & persönliche Bilder
An der gegenüberliegenden Wand hängen eine Reihe kleinformatige Werke. Es handelt sich um eine Auswahl an 10×15 cm Fotoabzüge, die Richter ab 1989 mit Öl- und Lackfarbe übermalte. Eine wirklich sinnige Verwendung von Ölfarbenresten, die sich an der Rakel ansammelten. Mal drückt er ein Bild in die nasse Farbe, mal zieht er das Foto über die Kante der Rakel, manchmal besprenkelt er die Fotos einfach mit Farbe. Daraus entstanden spannende Kombinationen aus beiden Gattungen.

Doch damit hört die Vielfalt von Gerhard Richters Werk nicht auf. Gerade den Kölnern wird er ewig im Gedächtnis bleiben für die Glasmalkunst des “Richter-Fensters” im Kölner Dom in dessen Südquerhausfassade. Dazu gesellen sich auch neuere Landschaften und auch romantisch anmutende Motive, wie die Blumen (425-3) aus 1977, die neben Troisdorf (572-2) aus 1985 hängt.

Persönlich – ja oder nein?
Zum Ende der Ausstellung gesellen sich dann noch einige sehr persönliche Motive. Obwohl er immer um Distanz zwischen seinem Werk und sich bemüht war, häufen sich Interpretationen, die seine Biografie stärker mit seinen Werken assoziiert. Hommagen an andere Künstler:innen (z.B. A B , Courbet (615), 1986) geben Respekt und Vorlieben zu erkennen, meint der Kunstpalast Düsseldorf dazu, auch wenn Richter dies wohl ablehnt.

Dennoch ist vor allem beim Bild Moritz (863-3), 2000/2001/2019 nicht von der Hand zu weisen, dass er seinen Sohn Moritz in einer seiner schönste Kindheitsphase zeigt. Fotorealistisch, mit nur wenigen verwischenden Farbstrichen. Der 1995 geborene Sohn schaut dabei so erschrocken, als hätte ihn niemand vor dem Vögelchen der Kamera gewarnt. Der Kunstpalast beschreibt es als “Moment des existenziellen Fremdseins zwischen Vater und Sohn”.
Den Abschluss im Kunstpalast bilden zwei der letzten Gemälde Richters aus 2017 – Abstraktes Bild (950-1) und (950-2) – in dem er sich 85-jährig offiziell von der Weltbühne der Malerei verabschiedete.

Firmen als Sammler
Doch den eigentlichen Abschluss der Ausstellung findest Du außerhalb des Kunstpalasts. Folge dafür den Schildern Richtung ERGO-Gebäude am ERGO-Platz 2.

Unternehmen, wie die Franz Haniel & Cie. GmbH bauten parallel zu den Unternehmer:innen wie Hans Grothe firmeneigene Sammlungen auf. Richters Bilder hängen hier u.a. in einem Begegnungs- und Erfrischungsraum für Mitarbeiter:innen.
MIt der steigenden Bekanntheit in den USA interessierten sich auch weitere Unternehmenssammlungen für Richters Werke. Auch in Deutschland. 1986 erhielt Richter dann den Auftrag für zwei mehr als sechs Meter hohe und vier Meter breiten Bilder im Neubau des Firmensitzes der Victoria Versicherungs-AG, die heute als ERGO bekannt ist. Victoria I und II (601, 602) im Foyer der ERGO konnten während der Öffnungszeiten der Ausstellung ebenfalls besucht werden.

Warum solltest Du diese Gerhard-Richter-Ausstellung sehen?
Es ist eine einigartige Chance, so viele Werke Gerhard Richters aus allen Dekaden seit seiner Flucht aus der DDR auf einmal zu sehen, die sonst vor allem bei Privatpersonen zu Hause an der Wand hängen. Wer weiß, ob wir jemals wieder die Chance haben werden, einige dieser Werke noch einmal öffentlich zu sehen.

Lesetipp: Ausstellungskatalog
Online nur noch schwer zu bekommen, u.a. bei amazon*. Vor Ort im Kunstpalast Düsseldorf aber noch erhältlich.
Auch wenn die Nachfrage vor allem zum Ende der Ausstellung riesig ist, Online-Tickets schon alle ausverkauft sind und die Schlangen lang sind: es lohnt sich. Lass es Dir nicht entgehen! Werde ggf. “Freunde des Kunstpalasts”, um noch in die Ausstellung zu kommen. Freunde haben freien Eintritt und können jederzeit ohne längere Wartezeit die Ausstellungen besuchen.
Außerdem gibt es in der Kunstpalast-App für Dein Smartphone den wunderbaren Audioguide gesprochen von Schauspieler Christian Friedel (bekannt aus Babylon Berlin, The Zone of Interest). Eigene Kopfhörer nicht vergessen!
Kunstpalast Düsseldorf
40479 Düsseldorf
Öffnungszeiten
Dienstag-Sonntag 11-18 Uhr
Donnerstag 11-21 Uhr
Montag geschlossen
Vom 18.01. bis 02.02.2025 Sonderöffnungszeiten
bereits ab 10 Uhr geöffnet
Freitag/Samstag bis 20 Uhr
Preise
regulär: 16 Euro
ermäßigt: 12 Eur
Kinder/Jugendliche unter 18 Jahre: frei
Mitglieder des Freundeskreises: frei
Ermäßigungen und Sonderaktionen siehe Website
Stand: Januar 2025
Fotos: Diese und weitere Fotos findest Du auf meinem Flickr-Account. Sie unterliegen meinem Urheberrecht. Die gezeigten Bilder unterliegen dem Urheberrecht von Gerhard Richter, die Hängung und Gestaltung der Ausstellung unterliegt dem Urheberrecht des Kunstpalastes Düsseldorf.
Offenlegung: Ich war zur Pressekonferenz und kostenlosem Rundgang durch die Ausstellung durch den Kunstpalast Düsseldorf eingeladen. Dies beeinflusste auf keinster Weise meine Meinung.
Cool – Danke für die Inspiration! Werde ich mir aufjeden Fall anschauen!!