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Aktuell führen die Oper Dortmund und das Theater Hagen das gleiche Stück auf: Frau Luna. Diese Operette läuft fast zeitgleich im Umkreis von nicht einmal 25 km und das ist verwunderlich, aber es gibt mir die Gelegenheit für einen Vergleich.
Um es vorweg zu sagen: beide Inszenierungen sind großartig und doch ganz wunderbar anders.
Worum geht es bei „Frau Luna“?
Die Operette „Frau Luna“ von Paul Lincke wurde 1899 uraufgeführt. Paul Lincke gilt als einer der Gründer der sogenannten Berliner Operetten, die eigentlich kurzweilige Revuen mit einer Art Marschmusik sind. Beschwingt, gut ausgestattet, eher Varieté als Oper.
„Das macht die Berliner Luft, Luft, Luft,
so mit ihren holden Duft, Duft, Duft,
wo nur selten was verpufft, pufft, pufft,
in den Duft, Duft, Duft,
dieser Luft, Luft…“
Die Geschichte von „Frau Luna“ ist kurz erzählt: Fritz Steppke, ein echter Berliner, erfindet eine Mondrakete und möchte mit seinen beiden besten Freunden Lämmermeier (im Original Lämmermeister) und Pannecke den Mann im Mond besuchen. Doch Steppke ist immer mal pleite und auf der Flucht vor seiner Vermieterin, Frau Pusebach. Daher fliegen die drei los – allerdings mit der sich hinten an der Rakete festhaltenden Frau Pusebach – zum Mond.
Auf dem Mond ist man gerade dabei, den großen Mondball vorzubereiten, als der Berliner Besuch etwas stört. Der Zeremonienmeister Theophil erkennt, dass er bei einen vergangenen Ausflug zur Erde auch gerade mit dieser Frau Pusebach….
„Oh Theophil, Oh Theophil“
Während Theophil sich bemüht, dass seine Verlobte Stella die Pusebach nicht kennenlernt („Schenk mir doch ein bisschen Liebe, Liebe“), möchte Fritz Steppke den Mann im Mond sehen und ist sehr erstaunt, dass es den nicht gibt. Doch er lernt Frau Luna kennen, die zwar im zigsten Jahr von Prinz Sternschnuppe belagert wird, aber sofort ein Auge auf Steppke wirft. Finales Kuddelmuddel auf dem Mondball: wir treffen alle Planeten – Mars, Venus und die Götter der Gestirne und doch ist eigentlich alles wie zu Hause.
Frau Luna in der Oper Dortmund
In Dortmund ist es ganz so wie gedacht. Ganz große Revue. Es gibt viel Glamour und Glitzer, große Showtreppe und eine Art Fernsehballett. Prinz Sternschnuppe wird vom stimmgewaltigen Kammersänger Hannes Brock dargestellt, Ileana Mateescu verkörpert Stella, beide super.
Den Philharmoniker unter der Leitung des sehr schmissigen Ingo Stadtmüller merkt man das Vergnügen an. Sie spielen großartig.
Der große Star des Abends ist aber auf jeden Fall Emily Newton. Als Frau Luna singt sie, macht Stepptanz und auch Seilakrobatik. Eine Opernsängerin, die kopfüber in den Seilen hängend singt, hab ich noch nie gesehen. Das ist ganz große Revue. Ich bin begeistert. Da ist alles bis zum Silberregen am Schluss perfekt.
Der Kontrast im Theater Hagen
Ganz anders im Theater Hagen. Da wird Frau Luna kurzerhand in die Zukunft verlegt. 2023, als endlich klar wird, dass die Ruine des nie fertiggestellten Berliner Flughafens versteigert wird und sich Fritz Steppke für seine Mondfahrten das Gelände aneignen möchte. Steppke verliert die Ausschreibung der Ruine für den symbolischen Euro an einen Kindergarten aus Bielefeld und ist dementsprechend gefrustet. Als dann auch noch seine Vermieterin Pusebach an die Miete erinnert, zieht er mit seinen beiden besten Freunden erstmal einen Riesenjoint durch.
Auf diesen Trip zum Mond ist der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wir treffen auf dem Mondball alles, was wir auch auf Babylon 5 treffen würden. Prinz Sternschnuppe ist ein Texas Cowboy mit dicker Gürtelschnalle, offenen Hemd und Cowboyhut in komplett Pink! Es wird gut gesungen, es ist trotzdem eher ein Theaterstück mit Musik als eine Operette. Aber Hagen brilliert mit vielen guten Ideen, eine Wucht! Ich hab mich ganz wunderbar amüsiert!
Wo die Liebe siegt…
Eine schöne Besonderheit der Ruhrgebietsausgaben der Operette gibt es noch zu erzählen. Während im Stück Prinz Sternschnuppe von Frau Luna schnöde abgewiesen wird, sind in der Realität der Hagener Prinz Sternschnuppe mit der Dortmunder Frau Luna verheiratet. Die Welt ist doch klein und romantisch…
Details
Theater Hagen
Frau Luna: Cristina Piccardi
Prinz Sternschnuppe: Kenneth Mattice
Stella: Marilyn Bennett
Theophil: Rainer Zaun
Frau Pusebach: Kristine Larissa Funkhauser
Marie: Veronika Haller
Fritz Steppke: Boris Leisenheimer
Lämmermeier: Tillmann Schnieders
Pannecke: Olaf Haye
Venus: Sophia Leimbach
Mars: Anja Frank-Engelhaupt
Dirigent: Rodrigo Tomillo
Philharmonisches Orchester Hagen
Website
Weitere Termine: 06.04., 20.05.2018
Oper Dortmund
Frau Luna: Emily Newton
Prinz Sternschnuppe: KS Hannes Brock
Stella: Ileana Mateescu
Theophil: Dirk Weller
Frau Pusebach: Johanna Schoppa
Marie: Julia Amos
Fritz Steppke: Bonko Karadjov
Lämmermeier: Morgan Moody
Pannecke: Marvin Zobel
Venus: Christine Groeneveld
Mars: Natascha Valentin
Dirigent: Ingo Martin Stadtmüller
Dortmunder Philharmoniker
Website
Weitere Termine: 06.05., 11.05., 17.05., 27.05., 30.05.2018
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