Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Gabriel Feltz beim 10. Philharmonischen Konzerts 2018/19 "Ewige Heimkehr", 9. Sinfonie, Gustav Mahler. Foto: Anneliese Schürer/Dortmunder Philharmoniker.

“Ewige Heimkehr” –
10. Philharmonisches Konzert 2018/19

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Beim 10. Philharmonischen Konzert 2018/19 unter dem Motto “Ewige Heimkehr” widmeten sich die Dortmunder Philharmoniker zum Abschluss der Saison am 03. Juli erneut Gustav Mahler. Nach dem fulminanten Abschluss 2017/18 mit der 8. Sinfonie beendeten sie die Saison 2018/19 mit Mahlers 9. Sinfonie.

Mahlers Neunte

Die neunten Sinfonien haben es im Allgemeinen in sich, leider auch für Mahler. Auch bei ihm ist sie die letzte Sinfonie, die er beendete. Er begann die Sinfonie 1907, in seinem persönlichen Schicksalsjahr. Umso erstaunlicher ist es, dass er eine vollständige Welt aus Musik erschuf. Unendliche Güte, Kraft und große Demut.

Mahlers Schicksalsjahr

Aber von Anfang an. Mahler trat 1907 nach zehn Jahren vom Amt des Wiener Hofoperndirektor zurück. Das war das mit Abstand höchste Amt der damaligen Klassikwelt. Er war es müde, sich mit Intrigen und antisemitischer Kritik auseinander zu setzen. Wenige Wochen später starb seine 4-jährige Tochter Maria Anna. Ihr Tod beschleunigte das Ende der Ehe mit seiner Frau Alma.

Alma Mahler fing in diesem Jahr eine Affäre mit ihrem nächsten Ehemann Walter Gropius an. Genau! Der Walter Gropius, der 1919 das Bauhaus in Weimar gründete. Zu diesem Zeitpunkt war die Ehe mit Alma Mahler-Gropius aber auch schon wieder fast zu Ende. Das ist aber eine andere Geschichte…

Als dann noch ein Arzt Mahler einen Herzklappenfehler diagnostizierte, war die Katastrophe perfekt. Mahler nahm eine Stelle als Chefdirigent der New York Philharmoniker an und brach nach New York auf. Aus der Zeit stammt auch mein Lieblings-Mahler-Zitat:

„Das was Sie (die New York Philharmoniker) hier Tradition nennen, nenne ich Schlamperei – meine Herren“

Ewige Heimkehr – von New York nach Südtirol

Mahler reiste aber schon im Sommer 1908 zurück nach Europa und widmete sich dem Komponieren seiner 9. Sinfonie. Das tat er in Toblach, im wunderbaren Südtirol.

Nach der achten Sinfonie, der Sinfonie der Tausend, kehrte Mahler in der neunten Sinfonie auf vergleichsweise normale Orchesterbesetzung zurück. Er verzichtete auf alle Vokalstimmen und kehrte formal zum klassischen Viersatz zurück. Er änderte aber das Tempo. Klassisch sind die beiden Rahmensätze im schnellen Tempo, bei Mahler sind diese langsam. Die schnellen Sätze sind die Mittelsätze, die traditionell eigentlich ein langsamer und ein Tanzsatz wären.

Wirkung der 9. Sinfonie

Oft wird die 9. Sinfonie als Abschied verstanden. Im ersten Satz zitierte Mahler Beethovens „Der Abschied“ und schreibt in die Partitur Dinge wie „Oh Jugendzeit! Entschwundene! Oh Liebe! Verwehte!”. Der Mythos der schicksalsträchtigen 9. Sinfonie wurde außerdem von der Witwe Mahlers, Alma Mahler nach Kräften genährt. Die zuverlässigste Quelle war sie aber nicht.

Diese Sinfonie ist aber viel mehr als Abschied nehmen. Mahler verfolgte auch hier sein selbsterklärtes sinfonisches Motto.

„Sinfonie heißt mir eben: mit allen Mitteln der vorhandenen Technik eine Welt aufbauen.“

Die Interpretation der Dortmunder Philharmoniker in “Ewige Heimkehr”

Der erste Satz der 9. Sinfonie wurde sanft angegangen. Dadurch war die Wirkung der beiden musikalischen Ausbrüche dieses Anfangssatzes umso intensiver. Der Satz endete ruhig, aber nicht entspannt.

Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Gabriel Feltz beim 10. Philharmonischen Konzerts 2018/19 "Ewige Heimkehr", 9. Sinfonie, Gustav Mahler. Foto: Anneliese Schürer/Dortmunder Philharmoniker.
Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Gabriel Feltz beim 10. Philharmonischen Konzerts 2018/19 “Ewige Heimkehr”.
Foto: Anneliese Schürer/Dortmunder Philharmoniker

Der zweite Satz („im Tempo eines gemächlichen Ländlers“) begann mit einer schwer begreifbaren Heiterkeit, klang doch das Schwermütige noch im Ohr, das Mahler in so großem Maße in seinen Anfangssatz mit hinein komponiert hatte. Im Rondo-Burleske, dem dritten Satz der 9. Sinfonie, wurde der Zuhörer in einen wahren Strudel aus Tönen und Klängen mitgenommen und geworfen, der plötzlich im Mittelteil ein wenig scheinbare Ruhe verströmte, um dann wild und mächtig in einem furiosen musikalischen Ende zu gipfeln.

Dann  folgte der großartige vierte Satz, „Adagio.  Der auf ruhige, fast feierliche Weise begann. Lange blieb dieser letzte Satz ruhig und langsam in seinem Tempo. Doch entwickelt sich allmählich eine Spannung, die sich nicht auflöste. Mahler ließ seine Sinfonie in leisen Klängen enden.

Sekundenlang ist es einfach still im Dortmunder Konzerthaus, als Mahlers 9. Sinfonie endete, bevor ein verdienter jubelnder Beifall aufbrandete. Ein wirklich überwältigender Saisonabschluss. Großes Kompliment an Gabriel Feltz und die wunderbaren Dortmunder Philharmoniker!

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Andrea

Andrea lebt in Dortmund und arbeitet nach vielen Irrungen und Wirrungen jetzt an der Kaffeefront.
Als Botschafterin des guten Filterkaffees liegt der (Kunst-)Historikerin die Liebe zur Oper, der Musik und den schönen Künsten immer noch im Blut.
So oft es ihr möglich ist reist und schreibt sie auch für snoopsmaus.

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