Vergangene Woche war ich für nicht einmal 48 Stunden in Moskau. Beruflich war ich eingeladen zu einer Podiumsdiskussion der Moskauer Deutschen Zeitung zum Thema “Digitale Öffentlichkeit” im Rahmen der “Moskauer Gespräche” im Deutsch-Russischen-Haus.
Zeitlich waren die Flüge so gewählt, dass ich den Tag der Podiumsdiskussion komplett zum Sightseeing nutzen konnte. Aber schon bei der Ankunft am frühen Sonntagabend konnte ich dank Mandy Ganske-Zapf, die mich betreuende Redakteurin der Moskauer Deutschen Zeitung, einige “Schmankerl” kennenlernen. Sie holte mich am Flughafen ab und wir fuhren mit dem Aeroexpress und Metro in die Innenstadt in ein kleines georgisches Café unweit der Prachtstraße Tverskaya ulitsa. Mein Highlight: ein Pianospieler, der Jazzklassiker wie “Wonderful World” spielte.
Ein wirklich schöner Einstand. Auch das Essen ist sehr zu empfehlen, auch wenn ich über die englische Karte sehr lachen musste. Google Translate kann halt doch nicht alles. ;) Generell sollte man aber ein großes Taschengeld für Moskau einplanen. Moskau gilt nicht umsonst als eine der teuersten Städte der Welt. Irgendwie war nur das Metro fahren sehr preiswert (30 Rubel für eine Strecke = 0,75 Euro).
Als die Dämmerung einsetzte, fürs Abendessen gesorgt war, gingen wir die Tverskaya ulitsa hinunter zum Kreml und Roten Platz. Abends ist dies ein unbedingtes Must See!
Doch ist es am Tag genauso schön wie in der Nacht? Am Montag nahm ich mir den Roten Platz erneut vor sowie das Bolschoi-Theater, das historische Viertel Samoskworetschje und den Gorki Park.
Bei bis zu 20 Grad und strahlendem Sonnenschein legte ich einige Kilometer zu Fuß durch Moskau zurück. Es war erst einer der ersten Frühlingstage. Die Woche vorher gab es noch einstellige Temperaturen nahe dem Nullpunkt. So schnell konnte der Winter dann auch nicht fliehen und so lag surrealer Weise noch ganz viel Schnee in und um Moskau. Moskau selbst transportiert Schnee weg und vernichtet diesen, denn die Abwasserkanäle scheinen die Massen an Schmelzwasser nicht auffangen. Da kommt es dann oft zu skurrilen Szenen.
Moskau in der Sonne:
Kasaner Kathedrale und Auferstehungstor fielen unter Stalin den Bauplänen des Diktators zum Opfer und wurden erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wieder aufgebaut. Sie geben dem Roten Platz einen Großteil des alten Charmes wieder zurück. Daneben beeindrucken natürlich das GUM (Handelskaufhaus, jetzt AG und mit Edeldesignerläden bestückt), das Bosco Café (sehr leckere kleine Törtchen) und die Basiliuskathedrale.
Seit dem 22. April hat nun auch wieder das Leninmausoleum geöffnet. Nach jahrelanger Restauration ist der Ideologieführer der Sowjets wieder zu bestaunen. An der Kremlmauer finden sich Gräber von Persönlichkeiten des russischen Volkes, z.B. Juri Gagarin, aber auch Josef Stalin. So nah war ich einem Diktator wohl noch nie…
Der alte Stadtteil Samoskworetschje schließt sich direkt hinter dem Kreml an, wenn man die Moskau überquert. Auf der Großen Moskvoretsky Brücke hat man auch einen schönen Blick auf die andere Seite des Kreml.
In Samoskworetschje finden sich neben schönen Kirchen auch andere Sehenswürdigkeiten wie die alte und neue Tretjakow-Galerie, eine Brücke voller Liebesschlösser (ein weltweiter Trend) und das umstrittene Denkmal für Peter, den Großen.
Gegenüber der neuen Tretjakow-Galerie befindet sich der Gorki Park – bitte hier jetzt an den entsprechenden Scorpions Song denken ;) – die grüne Lunge Moskaus, vergleichbar vielleicht mit dem Englischen Garten in München und dem Stadtpark in Hamburg. Im Winter gibt es dort eine der größten Eislaufbahnen. Bei dem schönen Wetter lud der Park aber lieber zum Entspannen auf einer Parkbank ein.
Fazit: Eine schöne Stadt, leider geprägt von Polizei an vielen Ecken – Machtdemonstration galore (z.B. Wachablösung im Stechschritt am Grab des unbekannten Soldaten in den Alexandergärten am Kreml), sehr teuer, aber die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind durchaus gut zu Fuß zu erreichen. Immer wieder eine Reise wert, nur sollte man nicht davon ausgehen, dass Englisch oder Deutsch gesprochen wird. Ich war sehr froh, dass ich von und zum Flughafen in Begleitung von Mandy war, die mich durch den kyrillischen Zeichendschungel zu den richtigen Bahnhöfen der Metro und Schaltern am Flughafen lotste (obwohl am Flughafen schon alles auch englisch untertitelt ist).
Gerne komme ich wieder, denn z.B. Moscow City mit den Hochhäusern konnte ich zeitlich leider nur aus der Ferne bewundern. Vielen Dank an die Moskauer Deutsche Zeitung für die Einladung!
Weitere Fotos findest Du auch auf Flickr.
P.S.: Übrigens wurde mir am Montag in Moskau ein Artikel zu einer sehr schönen Werbekampagne für das Schusev Staatliches Architekturmuseum in Moskau zugespielt, mit tollen Motiven. Auch die Moskauer Deutsche Zeitung hat das in der aktuellen Ausgabe aufgegriffen.
English post “24 hours in the beauty of old Moscow” available on snoopsmaus.com.
Sieht alles sehr schön aus.
Ich glaube, das mit der Polizei, dass die präsent ist, gibt es überall auf der Welt. In den Niederlanden oder in Spanien steht die Polizei auch fast an jeder Straßenecke oder an allen großen Bahnhöfen, nur in Deutschland muss man nach ihr suchen.
Na ja Deutsch erwarte ich ja nicht einmal in den Niederlanden, dass sie dort alle sprechen (wollen) und in anderen Staaten erst recht nicht. Englisch ist ja nicht einmal bei uns Deutschen eine Selbstverständlichkeit, also auch nicht in anderen Teilen der Welt.
Die Präsenz wirkte wahrscheinlich so bedrohlich, da alle mit Fellmützen, Schlagstock und Co. rumliefen.
Zur Sprache: in den meisten Ländern kommt man aber mit Fragen auf Englisch weiter. In Russland scheint kaum einer, auch nicht in gängigen Restaurantketten, Englisch zu sprechen. Von einer Hauptstadt und Boomtown wie Moskau, in die auch viele Touristen mittlerweile pilgern, hätte ich da etwas mehr erwartet.
Danke für die Einblicke. Ich bin in gut 2 Wochen in Moskau. Alleine das Beantragen des Visums im Generalkonsulat hat mich erahnen lassen, dass es mit Englisch schwierig wird und auch das Land seine Macht deutlich zeigt. Ich freue mich aber schon sehr auf die Eindrücke die ich hoffentlich erleben werde!
Frage mich, was ihr alle für Probleme mit dem Visum hattet/habt. Hab ein Expressvisum beantragt in einem russischen Reisebüro in Bergedorf. Hat keine halbe Stunde gedauert, hatte es nach nicht mal einer Woche. Nur die Reisezeit nach Bergedorf war hart. Rest lief unproblematisch – Reisekrankenversicherung einpacken, Reisepass mit 2 freien gegenüberliegenden Seiten und ein biometrisches Foto. Fertig (plus Visumgebühren und je näher man an der Reisezeit ist, desto teurer, klar).
Wir hatten es beim Generalkonsulat direkt beantragt. Das war schon durch die Käfige, die man passieren muss, eine ziemliche Machtdemonstration und besonders hilfreich waren die Mitarbeiter dort auch nicht. Durch einen Formfehler mussten wir dann auch ein weiteres mal ins Konsulat. Ich habe das hier einmal niedergeschrieben. https://www.zoernig.de/blog/eintrag/meine-reise-nach-moskau-visum-zoll-und-reisevorbereitungen
Sieht sehr nett aus und obwohl ich mehr als 200 Nächte im Jahr in Hotels verbringe, Moskau fehlt noch immer. Aus zwei Gründen: 1.) mangelndes englisch selbst in Hotels und Restaurants und 2.) der Visa Prozess sind def ein k.o.
Antwort siehe Steffens Kommentar. ;)
[…] zu entscheiden. Schwanke zwischen zwei Orten, die ich in den letzten zwei Jahren besucht habe: Moskau und Jasper, in den kanadischen Rocky […]
Der Visa-Prozess ist in der Tat furchtbar- vor allem, wenn man nicht im Hotel oder Hostel, sondern privat unterkommen will – man muss sich ja innerhalb von 3 Tagen nach Ankunft in einer Postfiliale registieren und dabei Fomulare auf Russisch (!!) ausfüllen (und wenn man auch nur ein kleiner Fehler ist, muss alles neuausgefüllt werden). Außerdem muss der Gastgeber, bei dem man übernachtet mit zur Post. Insgesamt eine echte Tortur. Und in Kazan hat die Familie, bei der ich übernachtet habe und mich registriert habe, eine Strafe ausgestellt bekommen, weil ich mich vor der Abreise nicht “abgemeldet” hätte! Unfassbar.
[…] The square gets even more impressive after sunset. Millions of lights create a very picturesque atmosphere. You can wait for the sun to set at the only outside terrace on the square at Bosco’s Cafe, which is part of GUM. Not the cheapest place in town, but the only with a view onto the square. Thanks Romy Mlinzk for the tip! […]
[…] Deutscher Post “Moskau – alte Schönheit im Sonnenschein” existiert auf […]