Inhalt
Nach dem 1. Philharmonischen Konzert „Zeitenwende“ mit Händels Feuerwerksmusik, Strauss Oboenkonzert und Beethovens Eroica folgte im Oktober mit „Langsamer Abschied“ das 2. Philharmonisches Konzert 2018/19. Das Konzert widmete sich Werken von Jean Sibelius und Edward Elgar aus deren letzter Schaffensperiode.
Jean Sibelius – Die Okeaniden, op.73
Sibelius schrieb eine Reihe von berühmten Stücken wie die „Lemminkäinen-Suite“ (op. 22) oder „Finlandia“ (op. 26), das zu der Zeit quasi die inoffizielle Nationalhymne Finnlands wird (Finnland wird erst nach der Oktoberrevolution 1917 unabhängig von Russland). Normalerweise bediente sich Sibelius für die Themen seiner Musik dabei beim Finnischen Nationalepos Kalevala.
Nur wenige Male wich er davon ab. Für Die Okeaniden (fin. Aallottaret, 1914), eine Auftragsarbeit für das Norfolk Festival in Connecticut, bediente er sich der Griechischen Mythologie – die Okeaniden sind die Töchter des Meeresgottes Okeanos und seiner Frau Tethys.
In Die Okeaniden entsteht das Klangbild einer großen, ruhigen See von abgründiger Tiefe, die Streicher und Pauken deuten das Grollen an, die See raut auf. Die Atmosphäre wird bedrohlich-unheimliche, es kommt ein mächtiger Sturm auf.
Wunderschön! Die Streicher, die Pauke und dann gegen Ende eine großartige Oboe. Das spielten die Philharmoniker eindrucksvoll. Ich war – im Gegensatz zu Romy – noch nie in Finnland, aber Augen zu und ich will dahin!
Edward Elgar – Cellokonzert e-moll, op.85
Dann kam der absolute Wahnsinn! Edward Elgar ist für mich die Entdeckung des Jahres. Bis jetzt kannte ich nur Pomp and Circumstance. Kennst Du auch, jede Wette! Ab Minute 2 zum Wiedererkennen:
https://www.youtube.com/watch?v=Vvgl_2JRIUs
Im 2. Konzert des Jahres fand ich bereits das zweite Stück von Elgar, welches mich ganz verzauberte. Das Cellokonzert e-moll, op. 85, das letzte grosse Werk Elgars. Ein langsamer Abschied von der Musik. Er schrieb in den folgenden 15 Jahren nur noch sehr kurze Formen und Fragmente. Vielleicht weil es so unermesslich schön ist. Es ist außerdem melancholisch – Elgar hatte gesundheitliche und finanzielle Probleme.
Ein Zitat aus einen Brief an seine Frau:
„Alles Gute und Schöne und Reine und Frische und Süße ist weit entfernt, und wird niemals wiederkehren.“
Dieses Konzert wurde für mich so unglaublich vor allem Dank der großartigen Solocellistin der Dortmunder Philharmoniker, Franziska Batzdorf. Meine Lieblingscellistin, die schon im normalen Konzert durch total versunkene, mit dem ganzen Körper spielende Präzession auffällt, wuchs über sich hinaus.
Nur die Kontrabässe und Orchestercelli begleiten am Anfang das Solocello, die Bratschen erklären das Hauptthema. So unglaublich melancholisch, so unglaublich schön. Der zweite Satz hingegen ist hektisch, das Cello sucht die Melodie, der dritte Satz – das langsame Adagio – ist quasi ein Selbstgespräch des Cellos. Träumerisch, romantisch und sehr traurig. Der letzte Satz schlägt dann einen Bogen zurück zum Anfang – es endet mit den Akkorden, mit denen es auch begann.
Langsamer Abschied: Sibelius – 7. Sinfonie C-Dur, op. 105
Zum Abschluss des Abends spielten die Dortmunder Philharmoniker nochmal Sibelius.
„Ich kann nicht sagen, wie oft ich die Musik an den Nagel hängen und Idiot werden wollte, wozu ich immer schon eine große Neigung verspürte. Aber da war die Sache mit dem Komponieren.“
Hatte er anfangs ein dreisätziges Werk geplant, wurde es eine Revolution – eine Sinfonie in nur einem Satz (1914 begonnen, 1924 vollendet). Gerade einmal 20 Minuten dauert er und ist so wunderbar modern. Diese Sinfonie hat keine zentrale Melodie. Es gibt einzelne Themen, die wiederkehren. Aber eigentlich befindet sich die Musik im stetigen Fluss. Sie ist organisch und wechselt wie ein Chamäleon ihr Erscheinungsbild.
Das ist tatsächlich revolutionär, modern und großartig.
Die Dortmunder Philharmoniker waren an diesem Abend unter der Leitung des Dirigenten Daniel Blendulf in Hochform, es wurde ein grandioser Abend.
Termine der Philharmonischen Konzert im Konzerthaus Dortmund.
Hinterlasse einen Kommentar