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Faszination Indien – alleine reisen als Frau
Hast Du gar keine Angst allein in Indien? Da kann man als Frau doch nicht hin? Ich könnte mir das nicht geben, die ganze Armut. Es ist doch so dreckig da. Das ist doch kein Urlaub.
An Indien scheiden sich die Geister. Während einige Menschen kategorisch ausschließen, jemals einen Fuß in dieses Land zu setzen, üben andere sich in vorsichtiger Neugier.
Zweimal war ich in Indien. Ich habe die Ghettos von Mumbai und Delhi gesehen, das bezaubernde Udaipur mit seinen Seen und das magische Taj Mahal. Ich habe mit Indern gelacht, gefeiert und geweint und mich quer durch die beste Küche der Welt geschlemmt.
Meine Tipps aus diesen Reisen möchte ich mit euch teilen. Vielleicht bekommt ihr ja Lust auf eine Reise in dieses unglaublich faszinierende Land.
1. Habt keine Angst vor Indien
Ja, Indien ist fremd. Ja, es ist dreckig. Ja, es ist manchmal übergriffig. Und ja, ihr tretet auch schonmal in die Scheiße. Wirklich zu befürchten gibt es aber nichts, wenn ihr mit einem gesunden Menschenverstand ausgestattet seid und auch ab und zu wachsam seid. Das klingt trotzdem zu stressig? Wer diese Oberfläche hinter sich lässt, dem Land und sich ein wenig Zeit gibt und offen für Neues ist, wird reich belohnt: Mit einer Gastfreundschaft und Zugewandtheit, die ihresgleichen sucht, mit Antworten auf einige der Rätsel, die Indien aufgibt und mit ein bisschen Glück mit mehr Verständnis für und Zuneigung zu sich selbst.
2. Lasst euch Zeit
Auch wenn wir alle nur begrenzte Freizeit haben und viele dazu neigen, sich die Reisezeit mit Plänen und Destinationen voll zu knallen – schaltet in Indien einen Gang runter. Das macht euch den Einstieg viel leichter und es gibt überall so viel zu sehen und zu erleben, dass es garantiert an keinem Ort langweilig wird.
Ihr kommt dort an und habt einen langen Flug hinter Euch, im Normalfall einen krassen Klimawechsel zu verdauen und dann sind da auch noch die vielen neuen Eindrücke. Der Lärm, der Dreck, die Menschen – überall so viele Menschen – alles ist anders. Wir sind es gewöhnt, immer schneller zu konsumieren, aber das würde Indien nicht gerecht und kann auch schnell in einer Überforderung enden. Also, langsam!
3. Besucht eine indische Familie!
Ihr werdet auf eurer Reise auf Schritt und Tritt von Menschen angesprochen werden. Die Mehrheit der Inder ist fasziniert davon, dass Menschen aus anderen Ländern hierher kommen und sie sind mit Begeisterung zu einem Gespräch bereit.
Ein gängiges Vorurteil: Inder sind aufdringlich! Wer das behauptet, war entweder noch nie in Indien oder hat sich ausschließlich an touristischen Hotspots aufgehalten. Indien ist ein bitterarmes Land, in dem die Menschen um Platz, Jobs, Essen und letztlich um die nackte Existenz konkurrieren und solche Orte haben überall auf der Welt gemein, dass es etwas aufdringlicher zugehen kann, wenn vergleichsweise reiche Menschen dort als Touristen unterwegs sind. Selbst wenn ihr der Student seid, der sich das Geld für die Reise jahrelang ansparen oder gar pumpen musste: ihr konntet euch einen Flug in ein Land reisen, in dem täglich Menschen bangen, ob sie ihrer Familie am nächsten Tag eine Mahlzeit bezahlen können. Vergesst das nicht, wenn ihr vorschnell urteilen wollt und schenkt den vermeintlich nervtötenden und penetranten Menschen auch mal ein Lächeln.
Wer nicht davon lebt, etwas an euch verkaufen zu müssen, ist meist einfach aufgeschlossen und neugierig. Inder zeigen offen, dass sie neugierig sind – es wird gerne einmal gestarrt. Die meisten Menschen sind aber zunächst zu schüchtern, euch anzusprechen, insbesondere die Männer bei uns Frauen (ja, Klischees sind nicht immer wahr). Sobald sie aber den Hauch von Offenheit bei euch spüren, werden sich die meisten Menschen mit Feuereifer in ein Gespräch mit euch stürzen, selbst wenn es mit Händen und Füßen sein muss.
Solche Begegnungen sind in der Mehrzahl kostbar und bereichernd. Ihr könnt alles fragen und jeder ist mehr als happy, euch all die vielen Rätsel zu erklären, die ihr auf eurer Reise beobachtet.
Ein Highlight: eine Einladung nach Hause. Unbedingt, unbedingt annehmen, wenn ihr nicht gerade ein schlechtes Gefühl habt. Inder sind die wunderbarsten Gastgeber und ihr bekommt einen Blick hinter die Kulissen und könnt tiefer eintauchen.
4. Essen: cook it, peel it or leave it!
Wenn ihr ganz auf Nummer sicher gehen wollt, das ihr nicht für einige Tage von heftigen Magen- und Darmproblemen dahingerafft werdet, haltet euch an die alte Traveller-Weisheit „cook it, peel it or leave it!“ und esst nur gekochte Speisen.
Leitungswasser ist tabu! Auch eure Zähne solltet ihr mit Wasser aus der Flasche putzen. Damit ihr das nicht vergesst, platziert am besten eine Flasche im Badezimmer. Gerade an Orten wie Rishikesh solltet ihr auch ein bisschen darauf achten, dass ihr beim Duschen kein Wasser herunterschluckt, denn unsere Mägen sind nicht an die Keime gewöhnt, die sich hier im Wasser befinden.
Ansonsten ist mein wertvollster Tipp hier: esst nicht in den Touriläden oder Hotels. Das hat gleich mehrere Gründe: an diesen Orten wird meist weniger Essen umgesetzt als an den stark frequentierten Orten. Ihr könnt also davon ausgehen, dass das Essen in gut besuchten Restaurants oder an den Straßenständen in der Regel frischer ist. Zudem ist es viel günstiger und oft auch authentischer. Ein Restaurant sieht herunter gerockt und versifft aus, aber hier ist viel los? Traut euch! Es wird gut gehen.
Auf meiner Indienreise im letzten Jahr habe ich mich auch an Salat und sogar an Joghurt herangetraut – alles bestens!
Geht unbedingt einmal irgendwo ein Thali essen. Das ist meistens für max. 1,50 Euro zu haben und all you can eat. In kleinen silbernen Schälchen gibt es die leckersten Kostbarkeiten, dazu Reis und Brot.
5. Fahre Zug in Indien, denn: eine Zugfahrt, die ist lustig
Es gibt unzählige Horrorgeschichten über vollgepfropfte Züge und ekelhafte Zugtoiletten, aufdringliche Männer im Zug etc. Trotzdem gehört eine Zugfahrt zu einer Indienreise unbedingt dazu. Ihr seid da unsicher? Dann bucht erste Klasse und seid überwiegend mit Touristen und Indern aus der Mittelschicht allein.
Wenn euer Fahrtziel aber nur wenige Stunden entfernt liegt, traut euch und bucht zweite oder dritte Klasse und erlebt Indien hautnah. Die Erfahrung ist einzigartig.
6. Fremde Gesten werden euer Leben bereichern – das lustige Kopfgewackel
In einem angeregten Gespräch mit einem Inder wird es nicht lange dauern, bis ihr an den Punkt kommt, an dem euer Gegenüber gleichzeitig zu nicken und mit dem Kopf zu schütteln scheint. Aber was heißt das jetzt? Glaubt mir, das kann ganz schön irritierend sein. Nach übereinstimmender Aussage meiner indischen Freunde handelt es sich hierbei aber im Normalfall um Zustimmung.
Nächste Woche gibt es einen zweiten Teil mit Ninas Indien Highlights – wunderbare Orte, die man auf dem Subkontinent nicht verpassen sollte. Mehr zu ihren Indienerlebnissen findest Du aber auch auf www.gottundbratkartoffeln.de.
Alle Bilder in diesem Beitrag unterliegen dem Urheberrecht von Nina Voncken und wurden https://snoopsmaus.de freundlicherweise zur Nutzung zur Verfügung gestellt.
[…] An Indien scheiden sich ja die Geister. Zeit, eine Lanze zu brechen für dieses einzigartige Land der Gegensätze. Letzte Woche teilte ich dazu mit euch meine sechs besten Tipps. […]