Airbnb Meet-up in der Duke Destillerie, München

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Eine Woche Urlaub in München war eigentlich kaum Erholung, aber einfach auf der faulen Haut liegen, ist halt auch einfach nicht mein Fall. Also traf ich mich mit unzähligen Leuten, ging zu Networkingtreffen (u.a. Bloggertreffen des Social Media Clubs München) und arbeitete auch noch als Blogger für die DLDconference.

DLD conference – Logo

Aufregende Zeiten also in München, viele interessante Gespräche, gutes Essen und dann war ich auch noch mit Doris (@DoSchu) zu einer Gindestillenbesichtigung verabredet. Sie postete es vor kurz vor Beginn meiner Woche in München auf Facebook. Ein Airbnb-Meetup in München, in einer innerstädtischen Destille, mitten in der Maxvorstadt in München – da konnte ich nicht nein sagen.

Ganz so leicht war die “The Duke” Destille nicht zu finden, weder als Ortskundiger noch als Ortsfremder. Die Destille ist in einem Innenhof gelegen und besitzt weder ein Ladengeschäft noch ein auffälliges Türschild. Man kam also in einen Innenhof und fühlte sich ein wenig geheimniskrämerisch, als würde man etwas Verbotenes tun. Irgendwie hatte es ein Hauch von Prohibition und Arbeiten in versteckten Kellern.

Als ehemalige Chemiestudentin war ich nach Betreten der Destillerie sofort verliebt in die Destille. Was für ein Schmuckstück! Hochglanzpoliertes Kupfer in der Optik an alte Tauchglocken erinnernd. Mir ging das Herz auf. Und dann erst der Geruch nach Wachholder (Grundsubstanz eines Gins) … Fand das sehr toll, so ein wenig Chemie schlummert halt immer noch in meiner Seele. Auf Dauer war die Konzentration in der Luft aber doch zu hoch, mir wurde latent schlecht und ich war froh, zwischendurch mal an die frische Luft zu kommen. Da ist meine Nase allen Anschein nach immer noch etwas zu stark auf kleine Dosen getrimmt.

Destille

Es war übrigens ein sehr interessanter Abend, an dem ich viel über Gin lernte, über die Herstellung und wie schwer es sein kann, so eine lokale Marke ohne großes Kapital oder externe Destillerie aufzubauen.

Gin ist zwar quasi das Nationalgetränk der Engländer, das Wort selbst stammt aber aus dem Niederländischen für Wachholder (Genever). Durch die englische Tronfolgeregelung brachte die holländische Linie das Getränk nach England. Gin kann man auf viele, unterschiedliche Varianten herstellen, mit vielen unterschiedlichen Noten und Beisätzen. Bei “The Dukes” besinnt man sich aber auf die Ursprünge zurück, als Gin in England zum Nationalgetränk aufstieg. Man bedient sich also einem Grundalkohol und gibt außer Wachholder noch einige Zusätze hinzu. Dieser Sud wird dann destilliert. Alle Zusätze sind übrigens aus biologischem Anbau. Bei unterschiedlichen Chargen kann dadurch nicht immer ein gleicher Geschmack garantiert werden.

Zusätze

Destilliert wird übrigens immer zwei Mal, jeder Destilliervorgang dauert dabei ca. sieben Stunden. Der Destilliervorgang ist dabei wie bei mir damals im Labor, nur einfach viel größer. Alkohol-Wasser-Gemisch (reiner Alkohol existiert nicht wirklich. Es ist immer ein Gemisch und je mehr Alkohol, desto teurer und desto mehr Steuern muss man entrichten) wird also mit den Substanzen in den Kessel gegeben und zum Sieden gebracht. Ethanol siedet bei 76-78 °C und Wasser bekanntlich bei 100 °C. Doch 20 °C Unterschied trennt die Substanzen noch nicht ausreichend voneinander. Ein Helm sorgt für die erste Trennung, der Alkohol geht mit den Geschmacksaromen über das Geistrohr während das Wasser am Helm kondensiert und zurück in den Kessel fließt. Doch der Alkohol ist immer noch mit Geschmacksaromen versetzt, die man nicht unbedingt im fertigen Gin haben möchte. Darum wird über eine Kolonne mit mehreren Böden weiterdestilliert. Die Kolonne trennt die schwereren Alkohole und ungewollte Aromen von den leichteren und feineren, die man im Gin haben möchte. Die feineren Aromen werden vom Alkohol dann in den letzten Schritt gezogen, in dem die Kondensation durch Wasserkühlung erfolgt. Dabei erhält man drei Fraktionen, den Vorlauf, Mittellauf und Nachlauf.

Kessel

Alles in allem hat man ca. 1/3 Ausschuss. Beim Vor- und Nachlauf sind Erfahrungswerte und ständige Überwachung des Alkoholgehalts unablässig, um den genauen Zeitpunkt für Anfang und Ende des wertvollen Mittellaufs zu ermitteln. Dies ist auch für die Branntweinsteuer wichtig, denn je höher der Volumenprozentanteil in einer Spirituose, desto höher die Steuer. Die Steuer berechnet sich aber auch nach dem Einkauf an Grundalkohol, d.h. die Differenz an Alkohol, der nicht nutzbar ist, muss für den Zoll gesammelt und durch diesen geprüft und vernichtet werden. Allein beim “The Duke” Gin mit 45 Vol.-% werden übrigens pro 0,7 L-Flasche 4,10 Euro nette an Steuern fällig.

Das erste Destillat ist übrigens der sogenannte Rauhbrand, der über Nacht abgekühlt wird, so dass sich Fette und Öle absetzten können, die dann abfiltriert werden (Filtrierplatten). So werden störende Terpene abgetrennt. Anschließend wird erneut destilliert und man erhält eine Destillat mit 85 Vol.-% Alkohol. Dieses Destillat wird dann mit Wasser auf Trinkstärke heruntergesetzt. Das verwendete Wasser dabei ist Münchener Quellwasser, welches auf Grund der Härte des Wassers über einen Ionentauscher geleitet wird. In Frankfurt würde das übrigens nicht gehen, da dass Wasser dort wohl gechlort wird (falls wer in der Region darüber nachdenken sollte, eine Destille zu starten).

Im Keller des Gebäudes wird dann auch der Gin abgefüllt, mit Etiketten versehen und verpackt – alles in Eigenregie und mittlerweile sind damit einige Jobs geschaffen wurden, seit dem die zwei Gründer in ihrer Studentenbude angefangen haben, Schnaps zu brennen (bis zur ersten Flasche brauchten aber auch sie zwei Jahre).

Verpackung

Mittlerweile sind also einige Menschen an der Unternehmung Destillerie im Herzen von München beteiligt und Gin ist nicht mehr das einzige Produkt. Neben “The Dukes” Gin gibt es nun auch den Lions Vodka, Himbeergeist und einen wunderbaren Ingwerlikör.

Bioprodukte mit interessantem und sehr intensivem Geschmack, eigentlich eine Verschwendung, es als Mixgetränk zu verwurschteln – doch ein guter Gin schmeckt nun mal immer noch mit einem guten Tonic Water am Besten (und auch Tonic Water können unterschiedliche Geschmäcker haben – ein Austesten lohnt also!). Tonic Water enthält übrigens Chinin, welches gegen Malaria (früher bekannt als “das Fieber”) hilft, aber nicht wasserlöslich ist. So entstand aus der Not heraus der wohl erste Longdrink der Welt – der Gin Tonic.

Man sieht, ich habe viel mitgenommen aus diesem tollen Event eines jungen Start-ups. ;) Mir schmecken die Produkte und beim nächsten Münchenbesuch schlage ich wieder zu (vor allem beim Ingwerlikör #nomnomnom).

Produktpalette
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Romy

Romy (*1981) hat ihre Heimatbasis in der Ruhrmetropole Dortmund und arbeitet als Blogger und Freelancer im Bereich Social Media, Content Strategie und Community Management.

Sie bloggt seit 2006.
Übers Reisen regelmäßiger seit 2013. Wenn sie Zeit dazu findet.

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