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Die westlichste Großstadt Deutschlands ist ein oft übersehenes Kleinod, dabei ist es (geschichtlich) das Tor zu Europa. Die Kurstadt (Bad) Aachen hat außerdem Einiges zu bieten, auch wenn man nur wenig Zeit hat. Denn vieles lässt sich durchaus gut miteinander verbinden und zu Fuß erkunden.
Meine sieben Tipps für 24 Stunden in der Kaiserstadt Aachen:
1. Stadtrundgang in Aachen mit einem Greeter
Was ist ein Greeter, wirst Du Dich vielleicht fragen?! Greeter sind hilfsbereite Menschen aus der jeweiligen Stadt, die sich gut mit der Stadt und ihrer Geschichte auskennen und kostenlos Stadtführungen, auch zu verschieden Themen anbieten.
Ich hatte das Glück, mit Hugh in Aachen unterwegs zu sein. Hugh ist gebürtiger Engländer, der aber schon sehr lange im nahegelegenen Belgien wohnt und Aachen wie seine Westentasche kennt. Vor allem sein britischer Humor war mein guter Start in den Tag. Diese 1:1-Führung war optimal für mich, da sich Hugh auf mich einstellen konnte, ich genügend Zeit für Fotos hatte und meine Fragen natürlich immer Vorrang hatten – VIP-Treatment sozusagen.
Während der Führung kamen wir natürlich um die Hauptattraktionen nicht herum, aber dennoch zeigte mir Hugh auch z.B. einige Skulpturen abseits der üblichen Route durch die Kaiserstadt Aachen, die mir noch mehr über die Geschichte der Stadt verrieten, als die üblichen Geschichten um Karl dem Großen. So wusste ich bisher noch nicht, dass Aachen das Zentrum für die Tuchwaren- und Nadelherstellung war.
Heute finden sich hier immer noch Firmen, die z.B. Strick- und Häkelnadeln herstellen. Eine Statue ehrt daher die kleinen Kindern, die in der Nadelfabrik die Nadeln mit Hilfe des kleinen Fingers an der rechten Hand überprüften (Ausklinken der Nadeln). Dabei machten sie diese typische Handbewegung, die heute ein Gruß der Aachener ist (Klenkes).
2. Die Altstadt von Aachen
Natürlich darf auf einem Rundgang durch Aachen weder der Elisenbrunnen mit dem rund 55 °C warmen Wasser fehlen, noch das lachende Pferd, der Hof mit den alten römischen Säulen, die nach dem Zweiten Weltkrieg von Trümmerfrauen entdeckt wurden sowie die Aachener Printen inkl. dem Printenmädchen nicht weit entfernt vom Hof. Sie gehören unbedingt zu einer Stadtbesichtigung und liegen auf dem Weg zur Altstadt.
Für eine größere Ansicht bitte ein Bild anklicken.
Bist Du am Hof angelangt, bist Du auch schon mitten in der Altstadt von Aachen angekommen. Am anderen Ende befindet sich der Puppenbrunnen, der vor allem von Touristen gerne als Hintergrund für Selfies genutzt wird. Linker Hand gelangst Du dann zum Aachener Dom, rechter Hand geht es vorbei am Granusturm zum Marktplatz mit dem Rathaus und dem Karlsbrunnen (auch „Erbsenschüssel“ genannt). Zwischen Granusturm, der schon im 8. Jahrhundert als private Kammer des Kaisers diente, und dem Rathaus befindet sich der angeblich älteste Holzbau in Aachen (inkl. Restaurant „Der Postwagen“).
Biegst Du vorher noch kurz zum Hühnermarkt ab, dann kannst Du im Couven-Museum – benannt nach Vater und Sohn Couven, Architekten im Umland – mehr zum Leben in Aachen und Umgebung im 18. Jahrhundert lernen.
Doch wie Vieles in Aachen ist dies leider nicht ganz die Wahrheit – die römischen Säulen stehen im Original in Bonn, die originale Karlsfigur auf dem Karlsbrunnen ist aus Sicherheitsgründen durch eine Kopie ersetzt worden und steht im Centre Charlemagne und auch der Holzbau des Restaurants ist mehrfach renoviert worden.
Neben dem Rathaus und dem Dom – welches definitiv „Must See“-Punkte in Aachen sind – solltest Du aber auf keinen Fall den alten Fischmarkt verpassen, der unweit des Doms liegt und zum Verweilen einlädt.
Weitere wichtige Punkte findest Du durch die Karlszeichen auf den Straßen Aachens.
3. Auf den Spuren Karls dem Großen – Centre Charlemagne
Natürlich kam ich in Aachen nicht um Karl den Großen, den ersten großen „deutschen“ Kaiser herum (eigentlich römischer Kaiser bzw. des heiligen römischen Reiches deutscher Nationen). Sein Vater, Pippin der Kleine gründete aufgrund der schon seit römischen Zeiten bekannten heißen Quellen hier einen Hof. Doch erst mit Karl dem Großen entstand hier angeblich ein permanenter Wohnort, als er eine Kaiserpfalz bauen ließ.
So ganz lässt sich geschichtlich aber immer noch nicht die Karolingerzeit nachweisen. Rund 200 Jahre fehlen archäologisch gesehen. Im Centre Charlemagne am Katschhof wird die Geschichte Aachens sowie der Könige und Kaiser, die sich hier krönen ließen, aufgearbeitet und zeigt interaktiv den Weg bis zur Europäischen Union auf.
In Sonderausstellungen werden regelmäßig Themen auch unabhängig von Karl dem Großen aufgegriffen. Ich hatte das Glück, eine Ausstellung über das Euthanasieprogramm der Nazis im Bezug auf Menschen mit Behinderung zu sehen und an einer Führung durch diese Ausstellung teilzunehmen. Es wurden dabei auch Aachener Opfer und Täter beleuchtet, um dieses Gräultaten in einen Kontext mit der Stadt zu setzen.
Die Sonderausstellung „erfasst, verfolgt, vernichtet – Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus“ lief bis zum 25.10.2015.
4. Der Aachener Dom
Im Jahre 800 wurde die einstige Pfalzkirche von Karl dem Großen vollendet. Der achteckige Dom mit dem freischwebenden Kuppelbau – der erste nördlich der Alpen und für 400 Jahre der größte – bildet heute einen Großteil des Aachener Doms, der 1978 das erste deutsche UNESCO-Weltkulturerbe wurde. In den weiteren Jahrhunderten kamen bemerkenswerte Anbauten hinzu, die diesen Dom zum einzigartigen Bauwerk machen. Durch den Mix der unterschiedlichen Baustile wirkt der Bau auf mich aber unruhig und das stört mein ästhetisches Empfinden. Dennoch ein beeindruckender Bau, dem man sich in Aachen schlecht entziehen kann.
Vor allem innen war ich dann aber doch geplättet – da wurde definitiv nicht gekleckert, sondern großzügig geklotzt. Gold überall und feinster Marmor prägen den Dom. Doch auch die Außenfassaden sind mit unzähligen Figuren verziert. Aber der Domschatz soll noch überwältigender sein – leider fehlte mir dazu die Zeit. Übrigens wurden im Aachener Dom über 600 Jahre (936-1531) lang die deutschen Könige gekrönt.
Der Dom besitzt auch eine Ungarnkapelle, die 1357 von König Ludwig von Ungarn gestiftet wurde. 1993 ergänzten ungarische Pilger diese ungarische Verbindung mit einer Statue des heiligen ungarischen Königs Stephan I., die vor der Ungarnkapelle steht.
5. Mittag bei Hanswurst
Für den kleinen Hunger zwischendurch gibt es für mich nach dem langen Spaziergang eine leckere Currywurst bei „Hanswurst“, das seit 2011 am Münsterplatz zu finden ist. Der schicke Laden bietet aber in seiner Wurstküche auch etwas für Burgerliebhaber oder Vegetarier.
Alle Produkte werden übrigens ohne Fett zubereitet. Auch die Kartoffelstecken stammen nicht aus der Friteuse, sondern werden im Ofen zubereitet, während das Fleisch mit Heißluft gegart wird. Klingt gesünder, als es eigentlich ist – aber lecker war’s. Dazu gab es ein kleines Bier, welches in Zusammenarbeit mit einer Brauerei aus der Umgebung gebraut wird.
6. Nachmittag im Frankenberger Viertel
Nicht ganz im Stadtzentrum gelegen, aber dennoch gut zu Fuß zu erreichen, liegt das Frankenberger Viertel mit Park und Burg Frankenberg. Die Jugendstilhäuser sowie schöne Läden, Cafés (z.B. Hase) und ein gutes Eis beim Oecher Eis Treff sind perfekt, um den Nachmittag entspannt zu verbringen.
7. Erholung in den Carolus-Thermen
Erholung vom alltäglichen Stress und dem vielen Laufen durch Aachen brachte mir der Abend in den Carolus-Thermen. Die heißen Quellen in den Innen- und Außenbecken waren sehr hilfreich, meine müden Muskeln zu lockern. Anschließend testete ich mich durch die verschiedenen Saunen im Saunadorf der Thermen – doch dazu hätte ich gerne noch viel mehr Zeit gehabt. Hier lohnt es sich, ab und zu sich einen ganzen Tag in den Thermen zu gönnen, eventuell kombiniert mit 1-2 Spa-Anwendungen.
Verhungern muss da auch keiner. Es gibt mehrere Restaurants und das freundliche, aufmerksame Personal nimmt sich fast jedem Wunsch an. Bandnudeln mit frischen Pfifferlingen waren mein Highlight im Restaurant Mediterraneo. Und der Blick auf die Therme bei Nacht war definitiv ein weiterer Höhepunkt.
Zusatz: Street Food Market
Falls – wie in meinem Fall – mal wieder ein Street Food Market in der Stadt halt macht, dann zögert nicht und testet euch durch die kulinarischen Angebote. Es lohnt sich. Leckere Gerichte aus aller Welt habe ich auf dem Bendplatz entdeckt – und Samstag lohnt sich der Besuch doppelt, denn bis 16 Uhr hat dann auch der Lindt-Werksverkauf direkt neben an noch seine Pforten geöffnet. Mein Yummie-Tipp für euch Foodies da draußen.
Weitere Informationen zu Aachen
Anreise
Aus Richtung Köln kommst Du mit dem Auto am Besten über die A4, aus Richtung Düsseldorf über die A46 und A44 nach Aachen. Mit dem RE1 kommst Du gut aus vielen Teilen von NRW bis nach Aachen. Ab Dortmund fährt auch der Thalys Richtung Brüssel und Paris mit Halt in Aachen.
Übernachtung
Während meiner Arbeit für den Generali-Versicherungskonzern (2012/13) war ich häufiger in Aachen und habe meist im ibis am Marschiertor übernachtet. Während der Reise in Zusammenarbeit mit NRW war ich im bensons Hotel untergebracht.
Generell befinden sich in Bahnhofsnähe einige Hotels der mittleren Preislage. In der Nähe der Altstadt dann auch gehobenere Hotels wie die Ketten Novotel, Best Western oder INNSIDE, aber auch alteingesessene inhabergeführte.
Diese und viele weitere Fotos findest Du auf Flickr.
Den Kurztripp nach Aachen ermöglichte Tourismus NRW in Zusammenarbeit mit Aachen Tourismus im Rahmen der „Sieben für den Sommer“-Tour. Dafür habe ich ein Taschengeld erhalten. Meine Meinung bleibt davon unbeeindruckt.
Schön, dass es dir in Oche gefallen hat! Und das beste Eis der Stadt hast du auch probiert. :-)
Ich wusste gar nicht, dass es hier Greeter gibt… Wie bist du denn an den gekommen?
Liebe Grüße
Jessi
Aachen Tourismus hat mir Hugh zur Verfügung gestellt. Da gibt es bestimmt noch mehr. ;)
Das sieht ja super aus.
Muss ich doch glatt mal good old bavaria verlassen und im Westen stöbern…
I’d love to be able to understand your blog… The only thing I can do is look at the beautiful pictures!! Ahah . It was nice meeting you in Bangkok. Keep on the good work! Happy blogging :)
Thanks for your comment! Well, we talked about it. I need to start in English. Plan for the winter now. Happy blogging!
[…] Wenn Du mich schon länger liest oder kennst, dann weißt Du, dass mein Herz für das kanadische Fast Food Poutine schlägt. Leider ist dieses Gericht schwer in Deutschland zu finden, vor allem auch noch in einer guten Qualität. Das Frittenwerk ist dahingehend eine positive Ausnahme. Dies habe ich auch mehrfach hier im Blog, auf Facebook oder auf Twitter zum Ausdruck gebracht. Nach Düsseldorf habe ich es nun auch endlich in den zweiten Laden der kleinen Kette in Köln geschafft (zusätzlich gibt es seit dem 16.11.2016 eine Filiale in Aachen). […]