Das Leben auf hoher See ist rau und entbehrungsreich für unsere Matrosen. Da kommt das Anlegen im Hamburger Hafen und eine rauschende Nacht auf der Reeperbahn auf St. Pauli gerade recht! Im halbseidenen Millieu schlagen sie sich die Nacht in einer Spelunke um die Ohren und erleben zahlreiche Abenteuer. Jetzt die Varieté-Shop “Sailors” noch bis zum 10. September 2023 im GOP Essen erleben.
Auf der Reeperbahn nachts um halb Eins
Wir haben die Gegenwart verlassen und sind zurück in den guten alten Zeiten der Reeperbahn in den goldenen 1920er Jahren. Als das berühmt-berüchtigte Rotlichtviertel unweit des Hamburger Hafens noch nicht das Ausgehviertel zahlreicher Tourist:innen war, sondern ein schummriger Teil von St. Pauli, geprägt vom Hafen, seinen Fischern und zahlreicher betrunkener Matrosen, die das kurzweilige Entrinnen der Realität suchten.
“Beziehungen” dauerten kaum ein paar Stunden und die anwesenden “Damen” in den Spelunken zwischen Hafen, Hans-Albers-Platz und Hamburger Berg gehörten zum horizontalen Gewerbe. So wie in der Bar der “Sailors”, die heute Nacht in Hamburg anlegen. Hinter dem Tresen erwartet ein französischer Barmann (Francis Gadbois) die durstige Meute.
Ein Akkordeon erklingt und die leichten Mädchen befreunden sich bereits mit den Matrosen, die diesen Abend in der Bar verweilen. Flaschen werden durch die Bar jongliert und dann auch das erste Froillein.
In einer wunderschönen und sehr kreativen Partnerakrobatik mit vier “Sailors” wird die Artistin Caroline Baillon (Hand auf Hand Akrobatik) herumgewirbelt. Es sieht gerade zu leicht aus, doch ist dies sicherlich extrem anstrengend. Doch man kennt und vertraut sich in der Bar.
Matrosen und leichte Mädchen
Doch auch ein neuer Matrose (James Holt) hat den Weg in die Bar gefunden und nutzt die Gunst der Stunde, mit einer der leichten Mädchen (Alex Paviost) anzubandeln und im Hinterzimmer zu verschwinden. Beide scheinen viel Spaß miteinander zu haben, während sie sich durch das Bett wälzen (Antipoden).
Dabei hat er noch Glück gehabt. Denn auch die blonde Frau, “die Witwe” (Alexanne Plouffe) genannt, hat ihren Angelhaken ausgeworfen auf der Suche nach jemanden, der ihr das Bett wärmt. Angeblich darf kein Matrose sie küssen, sonst gibt ihn die See nicht mehr her. Sie zeigt eine ausgefallene und anmutige Dance Pole-Darbietung und es knistert heftig mit dem langhaarigen Fischer “Fisch” (Gabriel Drouin), der seinen Kummer an der Bar ertränkt.
Mir besonders angetan hat es der kleine Matrose Coco (Coen Clarke). Er kommt etwas leicht naiv und sorglos daher. Leider ist sein Glück bei den Frauen dadurch auch nicht sehr groß. Doch das soll sich noch diese Nacht auf St. Pauli ändern.
Starke Männer und unschuldige Matrosen
Derweil jonglieren alle ihre Flaschen und es soll Freibier geben – doch, oh Schreck! Es kommt nichts mehr aus dem Zapfhahn. Nur gut, dass ein sehr starker Fischerkapitän (Richard Fox) anwesend ist. Er trägt ein neues Fass herein. Seine Stärke ist unfassbar und selbst Coco muss als Hantel herhalten, um zu demonstrieren, wie stark er ist. Es geht auf jeden Fall sehr feucht-fröhlich und lustig zu.
Während ein Klassiker der maritimen Songs nicht fehlen darf in einer Bar für Matrosen, bereiten die Anwesenden Coco auf ein allererstes Date vor. Herausgeputzt wie ein Papagei trifft er auf “die Witwe”, die sich auf ein Abendessen mit ihm einlässt. Doch in seiner unschuldigen Art weiß er gar nicht recht, was er mit einer Frau anfangen soll. Er zaubert also. Das ist sehr klamaukig, aber so zauberhaft unschuldig.
Mit dem “Banana Boat” auf dem Kunstrad verabschiedet der Barkeeper uns in die Pause.
Mit den Matrosen auf stürmischer See
Zurück kommen wir zu einer Schiffsausfahrt. Doch wo soll es eigentlich hingehen. Nur gut, dass es eine Menge Karten gibt, an denen wir uns orientieren können. Währenddessen hüpft ein Matrose (Guillaume Fontaine) nun auf eine Slackline. Geschmeidig hantiert er mit diversen Utensilien und versetzt das Publikum ins Staunen.
Doch die See wird rauer und unsere Matrosen müssen die Segel am Mast einholen. In einer beeindruckenden Nummer an der Polstange beweisen sie ihre Geschicklichkeit. Zu viert am “Mast” im Sturm ist eine unglaubliche Nummer mit dem “Neuen”, dem Kapitän, Coco und “der Witwe”.
Ruhe vor dem Sturm?
Zurück an Land und in der Bar auf der Reeperbahn streiten der Kapitän und “Fisch”, die Brüder sind, mal wieder um ihr Schiff. Wie jede Woche. Doch der eine betrügt immer beim Kartenspielen und auf einmal ist die ganze Bar in eine wüste Schlägerei verwickelt!
Die Damen des horizontalen Gewerbes müssen nun Ruhe ins Ganze bringen. Das gelingt mit ihren atemberaubenden Darbietungen auf dem Tresen und an den Vertikaltüchern. Die “älteste” Gewerbetreibende zeigt dabei wunderbare und spannende Figuren mit den Seilen.
Auch der Barkeeper weiß, wie er alle wieder in seinen Bann zieht. Mit Zigarrenkisten kann er geschickt umgehen und bringt wieder etwas französisches Flair in die Bar, unterlegt mit malerischer Musik. Nicht immer gelingt ihm alles an diesem Premierenabend, doch darauf kommt es gar nicht mehr an.
What shall we do with a drunken sailor?
Doch die betrunkenen Matrosen sind nicht mehr zu bändigen. Der Champus läuft und die maritime Akkordeonmusik von Matrose und Erzähler Nagelritz (Dirk Langer) treibt sie zu weiterem Schabernack an. Eine spektakuläre Abschlussnummer mit einem Sprungbrett und Rollbrettern wartet noch aufs Publikum, bevor sich die Protagonist:innen langsam in alle Himmelsrichtungen in der Dämmerung des nächsten Morgens aufmachen.
Arm in Arm verlassen sie nacheinander das Lokal. Nur “Fisch” bleibt etwas einsam zurück. Doch nur, um dem Publikum eine letzte, spektakuläre Nummer am Cyr Wheel zu bieten, die einen beeindruckt und bewegt zurück lässt. Weltklasse.
Weitere Informationen zu “Sailors” im GOP Essen
GOP Varieté-Theater Essen
Rottstraße 30
45127 Essen
- Spielzeit: 13. Juli bis 10. September 2023
- Spieltage: Donnerstag-Sonntag
- Donnerstag, Freitag: 20 Uhr
- Samstag: 18 sowie 21 Uhr
- Sonntag: 14 sowie 18 Uhr
- Spieldauer: ca. 2 Stunden inkl. Pause
Eine Produktion von GOP showconcept. Erste Regiearbeit von Gabriel Drouin (“Fisch”) und Francis Gadbois (“Barkeeper”).
Preise
- Donnerstag (20 Uhr), Sonntag (14 Uhr): ab 39 Euro
- Freitag, Samstag (18 und 21 Uhr), Sonntag (18 Uhr): ab 44 Euro
Donnerstag ist Studierendentag, d.h. Schüler:innen und Studierende bis einschließlich 27 Jahre erhalten donnerstags 50 % Ermäßigung auf den Kartenpreis.
Empfehlenswert: 2- oder 3-Gänge-Menü (90 min vor Showbeginn an ihren Plätzen im Varieté-Saal), ab 17,50 Euro/Person zzgl. zum Eintritt oder 3-Gänge-Wunschmenü im Restaurant Leander, ab 35 Euro/Person zzgl. zum Eintritt
Was nach “Sailors” im GOP Essen auf dem Programm steht
Diese Shows kannst Du demnächst in Essen sehen:
- Keine halben Sachen – Kösling hat Gäste: 14. September – 05. November 2023
- Timothy Trust & Diamond in “Multiversum – Magie & Artistik wie aus einer anderen Welt”: 09. November 2023 – 07. Januar 2024
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Fotos: Die Fotos stammen, wenn nicht anders angegeben, von Simon Bierwald für das GOP und unterliegen seinem Urheberrecht.
Offenlegung: Ich wurde zur Pressepremiere vom GOP Essen eingeladen. Meine Meinung blieb davon unbeeindruckt.
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