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Der Hintergrund der Karte aus dem Panoptikum
Diese Woche war der sog. „Zirkeltag“ (05.02.2018). Die Berliner Mauer ist mittlerweile länger weg, als dass sie stand. Für mich irgendwie nicht greifbar. Ich bin noch mit der Mauer aufgewachsen, stand in den 1980ern mit meinen Eltern vor der Grenze, hinter uns das Brandenburger Tor, durch welches ich erst 1999 das erste Mal gelaufen bin. Immer noch ist es für mich bewegend, in Berlin Unter den Linden entlang zu gehen und am Pariser Platz zu landen, das Brandenburger Tor zu sehen und wirklich „im Westen“ zu sein und auch den Reichstag besuchen zu können.
Die Personen auf der Postkarte
Einer der wichtigsten Personen der Wende, des Falls der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung: der Kanzler der Einheit, Helmut Kohl. Helmut ist für meine Generation der Kanzler, der immer schon da war. Nicht vorstellbar, dass es jemals jemand anderes geben könnte. Für eine vorherige Generation im Westen war es Adenauer, für die jetzigen Jugendlichen ist es Angela Merkel.
Was hat das nun mit der Postkarte zu tun? Auf ihr sind die Wachsfiguren Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher im Panoptikum Hamburg abgebildet, wie sie Pfälzer Saumagen essen. Auch Genscher, liebevoll Genschman, ist Teil der Wende und prägte als Außenminister mit seinem Satz zur Ausreise der Ostdeutschen in der Prager Botschaft 1989 diese Zeit. Die Politik dieser beiden Männer und ihres Kabinettsmitglieder ermöglichten den Fall der Mauer und die Wiedervereinigung. Sie ermöglichten, dass ich in Hessen studieren konnten, meine Familie in Hamburg neue Wurzeln schlug und meine Schwester ihren Mann und ich Simon kennenlernte. Mein Neffe ist nun die erste Generation, die im wiedervereinigten Deutschland zur Welt kam, im Westen, als Teil einer West-Ost-Verbindung.
Auch wenn ich die Politik Helmut Kohls heute an vielen Stellen kritisch sehe – was leicht ist im Nachgang mit dem jetzigen Wissen – und auch seine Rolle im CDU-Spendenskandal kein gutes Licht auf sein Spätwerk wirft, so hat Deutschland und auch das vereinigte Europa ihm doch viel zu verdanken. Dies konnte 2017 auch jeder bei seinem Begräbnis mitverfolgen. Daher wundert es auch nicht, dass beide Politiker – Kohl und Genscher – auch im Hamburger Panoptikum als Wachsfiguren gewürdigt werden.
Panoptikum Hamburg – Das Wachsfigurenkabinett
In den über sechs Jahren, die ich selbst in Hamburg lebte, bin ich unzählige Male am Panoptikum vorbeigekommen. Am Anfang der Reperbahn, auf dem Spielbudenplatz, steht das Wachsfigurenkabinett. Auf dem Weg zu den Clubs und den unzähligen Konzerten, die ich mir in Hamburg angesehen habe, zwinkerte ich oft den damals im Eingang stehenden Robbie Williams zu. Doch ich selbst konnte mich nie aufraffen, den Figuren einen Besuch abzustatten.
Selbst als ich die Gelegenheit hatte, Madam Tussaud’s in London oder Amsterdam zu besuchen, nutzte ich die Zeit immer, um andere Ecken der Städte kennenzulernen. Ich mache mir ehrlich gesagt nicht viel aus leblosen Kopien und Szenarien, in denen Schauspieler, Sänger, Royals und andere Prominente dargestellt werden. Aber auf einer Postkarte sehen sie okay aus. Dennoch empfinde ich Wachsfiguren häufig nicht mal annähernd dem Original ähnlich sehend. Muss letztendlich aber jeder für sich selbst entscheiden.
Das Panoptikum hält sich übrigens – trotz meines Nicht-Besuches – seit mehr als 130 Jahren (seit 1879) und ist somit das älteste Wachsfigurenkabinett Deutschlands. Es hat sieben Tage geöffnet und gehört sicherlich bei vielen Touristen zu einem Besuch in der Hansestadt zum Programm.
Die Person hinter der Karte
Mein Studienfreund Carlo reiste letztes Jahr aus Luxemburg nach Hamburg und schickte mir – wie immer – eine Postkarte. Er ist der fleißigste Schreiber von Postkarten und wurde an anderen Stellen bereits sehr ausführlich vorgestellt. Danke für diese lustige Postkarte!
Wer einmal bei „Madame Tussauds“ gesehen hat wie professionell und realitätsnah Wachsfiguren gemacht werden können wird sich beim Panoptikum über das bezahlte Eintrittsgeld ärgern. Die Figuren im Panoptikum sehen deutlich schlechter aus, bei vielen muss man erstmal auf dem Schild nachsehen wer das überhaupt sein soll.
Ich rate jedem Hamburg-Besucher von einem Besuch dort ab.
Danke, Dirk für Deinen aufschlussreichen Kommentar. Das hilft sicherlich nicht nur mir weiter.