Herbst ist für mich die Zeit für einen Roadtrip. Die Hauptsaison ist vorbei und viele Orte hast Du für Dich, das Laub färbt sich in seinen schönsten Farben und morgens zieht der erste Nebel über das Land. Genau dies habe ich auf einem Roadtrip durch den Süden Manitobas (South Manitoba) erlebt, am Falcon Lake im Whiteshell Provincial Park.
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“Cabin Life” – Hüttenleben am Falcon Lake
Sehr früh wache ich in meiner Hütte (“Cabin”) am Falcon Lake auf. Es ist noch nicht wirklich hell, aber auch nicht mehr stockdunkel. Vielleicht steckt der Jet Lag noch in mir, vielleicht liegt es aber auch an der schier unendlichen Ruhe am Falcon Lake, dass ich schon so zeitig wach bin. In mir hallen meine Gedanken in einer ungewohnten Lautstärke nach. Die Stille um mich herum ist ungewohnt. Wohne ich in Dortmund an einer befahrenen Kreuzung und einem Klinikum in der Nähe, so kann ich in meinem Haus “Mountain Maple” im Falcon Trails Resort eine Stecknadel fallen hören.
Schlafen kann ich so also nicht mehr. Daher werfe ich mir schnell einen dicken Pulli über, schlüpfe in meine Jeans und Schuhe, schnappe mir meine Kamera sowie Stativ und laufe hinunter zum Steg am Falcon Lake. Leichte Nebelschwaden hängen über der Oberfläche des Sees, einige Vögel ziehen ihre Kreise und die aufgehende Sonne taucht den Himmel in die schönsten Bonbonfarben. Magische Momente, die leider viel zu schnell wieder vergehen.
Biathlon am Falcon Lake
Schon steht die Sonne hoch am Horizont und gemeinsam mit einigen anderen geht es in die Hügel des Whiteshell Provincial Parks, in das Falcon Ridge Ski Resort. Wir treffen auf Caleigh, die mit ihrem Mann Ryan das Skigebiet betreibt und deren Eltern Barb und Craig das Falcon Trails Resort gehört. Mit ihrem Hund Heidi wandern wir bei milden bis sommerlichen Temperaturen quer durch das herbstliche Skigebiet. Vorbei an Skiliften, die im hohen Gras verloren ihr Dasein fristen, bis zur “Shooting Ranch”, dem Biathlon-Stadion Mitten im Wald.
Biathlon – Skilanglauf gepaart mit Schießen – ist gerade in Deutschland eine sehr beliebte Wintersportart und auch ich sehe mir die oft spannenden Rennen gerne im Fernsehen an. Doch jetzt muss ich ran! Megan Imrie, die zweifache Olympiateilnehmerin für das kanadische Biathlon-Team, steht mir zur Seite und gibt mir eine Einführung in den Sport. Vor allem die Sicherheit und der sichere Umgang mit dem Gewehr ist wichtig. So ein .22er Kaliber ist nicht zu unterschätzen (mehr dazu auch bei “Get out of the Basement”, englischer Artikel Link nicht mehr verfügbar)!
Doch auch die Körperhaltung beim Liegend- und Stehendschießen ist wichtig, um mich z.B. beim Rückstoß des Gewehres nicht zu verletzen. Dazu kommt der allgemeine Umgang mit dem Gewehr: Entsichern, Schießen, Nachladen. Das alles sollte einem Biathleten in Fleisch und Blut übergehen, denn schließlich zählt bei einem Rennen jede Millisekunde.
Was ich mir aber so leicht vorstelle und in der Theorie so leicht klingt, ist vor allem beim Stehendschießen wirklich schwierig. Nicht nur, dass die kleinen Scheiben wirklich klein und 50 m entfernt sind. Die Scheiben anzuvisieren, ist auch nicht sehr einfach. Es gibt kein Vergrößerungsglas und 50 m sind 50 m. Im Liegendschießen ist das für mich kein Problem, alle fünf Scheiben fallen. Doch im Stehendschießen bin ich zu aufgeregt. Mein Puls geht schneller und dadurch kommt mein Körper in Bewegung – nur einen Schuss geht ins Ziel. Immerhin. Aber als kleine Perfektionistin wünschte ich mir, dass natürlich alle Scheiben gefallen wären.
Was Du noch am Falcon Lake machen kannst
Doch der White Provincial Park rund um den Falcon Lake hat noch mehr zu bieten. Neben den unzähligen Outdoormöglichkeiten – Hiking, Kanu (siehe Video), Angeln oder auch Wintersport wie Biathlon, Cross-Country Ski oder Snowmobil fahren – gibt es auch eine Kulturszene.
Im Welcome Center treffe ich auf eine Reihe faszinierende Künstler, die mich an der Entstehung ihrer Werke teilhaben lassen. Ein Moment der Ruhe kehrt ein, als ich Chrissy, George, Pat und Dianne bei ihrer Arbeit beobachte. Fließende Bewegungen, spannende Charaktere und Formen entstehen, inspiriert vom Falcon Lake und seiner Natur – wie einst die berühmte “Group of Seven”.
Trail Ride auf der Falcon Beach Ranch
Magst Du Pferde? Dann kann ich Dir auch einen Trail Ride auf der Falcon Beach Ranch nahe legen. Eine wunderschöne Ranch mit vielen Tieren, die von Devon, dem Bruder von Megan Imrie, und seiner Familie bewohnt und geführt wird. Da ich keinem Pferd mich auf seinem Rücken zumuten möchte und ich eh immer das Gefühl habe, seekrank auf den Tieren zu werden, blieb ich bei Devons schwangerer Frau Britt zurück.
Ich hatte also genügend Zeit, mich auf der Ranch umzusehen, zu entspannen und mit dem kleinen Sohn zu spielen. Oder einfach Familiengeschichten zuzuhören, während wir das BBQ vorbereiten und den Tag bei einem zünftigen Essen ausklingen lassen.
Zurück im “Mountain Maple” genieße ich noch eine entspannte Zeit im dazugehörigen Whirlpool (“Hot Tub”) auf der Außenterrasse, bevor ich in der Stille der Nacht Schlaf suche.
Eco Cabins am High Lake
Den nächsten Morgen nutze ich, um mir die “Eco Cabins” des Falcon Trails Resort anzusehen. Diese liegen von meiner “Hütte” nur eine kurze Wanderung (rund 2 km, 30 min, Teil des “High Lake Trails”) entfernt am High Lake. Wenn Du eines dieser sechs luxuriösen Häuser buchst, dann ist dieser Weg immer zurück zu legen, wenn Du woanders hin möchtest – das solltest Du bedenken. Es ist aber perfekt, um abzuschalten und die Natur zu genießen. Dein Gepäck bringen Craig und die Familie sicher vom Parkplatz am Falcon Lake zum Haus – aber immer nachhaltig.
Generell ist High Lake der perfekte Rückzugsort, wenn Du mal eine Auszeit für Dich und Deine Familie brauchst. High Lake, der zu 70% in Ontario liegt, ist so einsam, dass es neben den sechs “Hütten” nur einen weiteren Anleger – eine alte Goldmine in Ontario – gibt. Jede der “Hütten” ist dabei einzigartig und wurde nach einem bestimmten Thema/Motto und in verschiedenen Baustilen gebaut sowie autonom über Solarpanels mit Strom versorgt. Auch sonst ist jedes Haus ökologisch-freundlich und dennoch großzügig eingerichtet. Dazu gibt es zwischen “Juniper” und “Highline” eine Blockhaussauna. An jedem Haus steht eine Kanu zur Verfügung, um den See und seine Wildnis zu erkunden.
Ich mache das an diesem Vormittag auch. In einem Motorboot geht es mit Benjamin, dem Freund von Caleighs Schwester Brooke, hinaus auf den High Lake. “Common Loons” (gemeine Seetaucher, auf dem “Loonie”, dem kanadischen 1-Dollar-Stück) ziehen um uns ihre Runden, während wir angeln und die anderen Cabins besuchen.
Übrigens lebt jedes Paar Loons in einer eigenen Bucht. Doch sie treffen sich oft für ein paar Stunden mit anderen Paaren, um z.B. ihre Flugroute zu besprechen. Abends sind sie dann meist zurück in ihrer eigenen Bucht. Klingt verschwörerisch!
Der gefangene Fisch landet noch auf dem Grill und bietet uns ein Mittagessen, bevor mein “Cabin Life” (Hüttenleben) schon wieder vorbei ist und das “City Life” (Stadtleben) meines Roadtrips in Winnipeg sowie anschließend mein “Wild Life” im Riding Mountain National Park auf mich wartet. Time to hit the road again!
Weitere Informationen zum Cabin Life am Falcon Lake
Karte zum Roadtrip und dem Cabin Life am Falcon Lake:
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Mehr InformationenAllgemeine Informationen zum Roadtrip
Anreise
Der Whiteshell Provincial Park liegt im Südosten von Manitoba. Am Besten erreichst Du den Park über den Trans-Canada-Highway (Highway 1) von Winnipeg oder Ontario kommend. Einer der wichtigsten Seen ist der Falcon Lake. Vom Flughafen in Winnipeg bis zum Falcon Trails Resort sind es rund 170 km, also feinste zwei Stunden Roadtrip Richtung Osten bis etwa 15 min vor der Grenze zur Provinz Ontario.
Aus Ontario kommend bietet sich ein Start z.B. in Thunder Bay am Lake Superior an. Vor dort sind es rund 575 km bzw. 6,5 Stunden bis zum Falcon Trails Resort am Falcon Lake sowie High Lake.
Herkunft des Namens
Der Falcon Lake wurde nach dem Métis Dichter Pierre Falcon benannt. Der See war auch ein beliebter Sommerurlaubsort des Sängers Neil Young (aufgewachsen in Winnipeg), der in seiner Zeit bei Buffalo Springfield (1966-68) einen gleichnamigen Song schrieb – vielleicht aber auch wegen der angeblichen Ufo-Sichtung 1967, dem “Falcon Lake Incident”.
Der kanadische Songwriter Jim Bryson schrieb gleich ein ganzes Album mit dem Namen.
Informationen zum Falcon Trails Resort
- Aufwachen am See.
- Familiengeführtes Unternehmen mit Cabins am Falcon Lake und High Lake und Anschluss an das Falcon Ridge Ski Resort mit Community Center und Biathlon.
- Mindestens zwei Übernachtungen, an langen Wochenenden drei Nächte und in der Hochsaison (Juli/August) nur wochenweise Vermietung.
Preise
Falcon Lake Cabins fangen 2023 bei 171 CAD (ca. 118 Euro) für 2 Personen pro Nacht an, High Lake Cabins bei 256 CAD (ca. 177 Euro). Weitere Personen kosten 37 CAD pro Nacht und Person. Die meisten Cabins sind auf 3-4 Personen ausgelegt. Die Preise für 2023 sowie 2024 sind auf der Falcon Lake Cabins Website aufrufbar.
In der Hochsaison liegen die Wochenpreise bei 2.170 CAD (ca. 1.500 Euro, d.h. ca. 214 Euro/Nacht) für die Falcon Lake Cabins. Mehr dazu in der Preisübersicht.
Adresse des Falcon Trails Resort
100 Ridge Rd
Falcon Beach
MB R0E 0N0
Kanada
Informationen zur Falcon Beach Ranch
Eine Ranch am Falcon Lake, ebenfalls mit Cabins zum Übernachten und natürlich Ausreiten. Es gibt 45 Pferde auf der Ranch. Hier kannst Du übrigens auch auf UFO-Jagd gehen.
Ein Ausritt fängt bei 40 CAD (ca. 28 Euro) an. Touren kleineren Kindern sowie Ponytouren sind preiswerter. Die UFO-Tour fängt bei 80 CAD (ca. 55 Euro) an.
Adresse der Falcon Beach Ranch
83 Barren Lake Road
Falcon Lake
Manitoba, Canada
R0E 0N0
Manitoba ist übrigens laut Lonely Planet eine “Best in Travel 2019”-Region (#8) und Du solltest Dir das Fleckchen Erde nicht entgehen lassen!
Fotos: Diese und viele weitere Fotos findest Du auch auf Flickr. Die Fotos unterliegen meinem Urheberrecht.
Offenlegung: Der Roadtrip fand im Rahmen einer Pressereise von Destination Kanada, Travel Manitoba und Tourism Winnipeg 2016 statt, zu der ich eingeladen wurde. Wer mich kennt, weiß wie sehr ich Kanada liebe und mir dazu meine Meinung nicht bezahlen oder beeinflussen lasse.
Dieser Beitrag erschien zuerst am 19.11.2018 und wurde zuletzt am 30.12.2022 aktualisiert.
Fantastischer Bericht. Ich liebe meine Provinz. Wohne schon 52 Jahre hier.
Hallo Udo,
Danke! Ich bin großer Kanadafan und irgendwie mag ich “The Peg” am Liebsten. In welche Ecke von Manitoba hat es Dich hin verschlagen?
Hallo Romy,
Ich selbst und meine Frau wohnen in Winnipeg. Ich bin seit 1966 in Winnipeg (von Bochum) und meine Frau wohnt schon seit 1960 (von Gelsenkirchen) hier. Fuer uns ist dies die beste Provinz Kanada’s. Nur langsam habe ich die Nase voll von unseren langen und kalten Wintern. Aber unseren Sommer kann keiner ueberbieten.
Tschuess,
Udo
Winnipeg mag ich wirklich sehr, aber der Winter wäre auch nicht meins. Dann lieber Dortmund. ;)
Grüße aus dem Pott.