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Unter dem Titel “Düstere Leidenschaft” widmeten sich die Dortmunder Philharmoniker beim 8. Philharmonischen Konzert Anfang Mai, diesmal unter der Leitung von Markus Stenz, den Komponisten Aram Chatschaturjan und Peter Tschaikowsky.
Aram Chatschaturjan – Gajaneh (Auszüge)
“Aram wer? Den kenn ich nicht.” – Ich sag mal: Doch! Kennst Du bestimmt. Zumindest den Säbeltanz aus den Ballett Gajaneh. Dies wird allerdings sehr selten aufgeführt.
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Die düstere Geschichte hinter Gajaneh
Gajaneh ist Baumwollpflückerin und lebt mit ihrem Mann in der Kolchose „Glück“. Glück haben die beiden allerdings so gar nicht. Gajanehs Mann drückt sich vor der Arbeit und trinkt. Im Auftrag zündet er dann auch noch den Kornspeicher der Kolchose an, um die Ernte zu sabotieren. Gajaneh entdeckt den Brand und rettet den Kornspeicher. Ihr Mann wird eingesperrt und nachdem die Ernte eingefahren ist, feiern alle ein großes Fest.
Ich habe einen Verdacht, warum das nicht so oft aufgeführt wird… Die Musik ist, was ganz typisch für Chatschaturjan ist, eine Mischung aus georgischer/armenischer Folklore und großer russischer Sinfonik.
Bei “Düstere Leidenschaft”, dem 8. Philharmonischen Konzert der Dortmunder Philharmoniker, hörten wir vier Auszüge aus dem Ballett. Diese erzählten wunderbar ausgesucht die Geschichte und gaben einen Ausblick darauf, wie großartig die Musik des Balletts ist.
Aram Chatschaturjan – Violinkonzert d-moll
Das Violinkonzert d-moll von Chatschaturjan entstand zwei Jahre vor dem Ballett. Er selbst sagt dazu:
„Ich schrieb die Musik wie auf einer Welle des Glücksgefühl, mein ganzes Dasein war ein einziger Zustand der Freude, denn ich erwartete die Geburt meines Sohnes. Und dieses Gefühl, die Liebe zum Leben, übersetzte sich in Musik.“
Die Solovioline spielte der serbische Geiger Nemanja Radulović. Er ist der Gewinner des Nachwuchs-ECHO-Klassik 2015 und war bereits 2018 mit Werken von Bach in Dortmund zu Gast. Ein beeindruckender Virtuose mit tiefem Ausdruck. Einmal mehr holten die Dortmunder Philharmoniker einen großartigen Solisten nach Dortmund.
Das Violinkonzert ist heiter, rhythmisch und tänzerisch. Es verlangte dem Soloviolonisten viel ab und Radulović konnte seine ganze Virtuosität zeigen.
Peter Tschaikowsky – 4. Sinfonie f-moll op. 36
Der zweite Teil des Abends gehörte Peter Tschaikowsky. 1877 war für Tschaikowsky ein Schicksalsjahr. Er hatte finanzielle Probleme und es kursierten immer mehr Gerüchte über seine Homosexualität. Als ihm eine ehemalige Schülerin Liebesbriefe schrieb, bekam er eine Idee. Er konnte sich zwar gar nicht wirklich an diese Frau erinnern, heiratete sie aber schließlich.
Leider war die Idee keine gute Idee. Das tägliche Leben setzte ihm so zu, dass er einen Nervenzusammenbruch erlitt. Er bekam Abstand verordnet und fuhr nach Italien. Zu dieser Zeit begann der Briefwechsel und die Freundschaft zu Nadeschda von Meck. Ihr schilderte er auch sehr persönlich seine Ehekatastrophe.
Der Aufbau der 4. Sinfonie f-moll op. 36
Tschaikowsky schrieb ihr auch über seine 4. Sinfonie. Der erste Satz liefert als Hauptgedanke das Schicksal als Macht, die unser Leben beherrscht und oft unser Glück verhindert. Danach bleibt uns entweder sinnlose Klage oder ein flüchtiger Traum vom Glück. Der zweite Satz beschreibt die Melancholie am Abend. Der dritte Satz ist fröhlicher, es tritt sogar kurz eine Zirkuskapelle auf. Tschaikowsky beschreibt es als verschiedene fantastische Erscheinungen der vom Wein getrübten Einbildungskraft. Der vierte Satz beginnt mit einem heiteren Volksfest, doch dann fährt plötzlich die Schicksalsmelodie hinein. Die Musik verliert ihren Schwung, auch wenn die Hörner die heitere Stimmung wieder aufnehmen und es nach und nach doch noch zum furiosen Finale komm. Die Leichtigkeit vom Anfang ist weg.
Auch wenn es zu kurz gegriffen ist – Tschaikowskys 4. Sinfonie ist wahrscheinlich sehr autobiografisch. Er beschrieb beim heiteren Volksfest:
„Doch kaum hat man sich im Anblick fremder Freuden vergessen und wegtragen lassen im Anblick des Vergnügens anderer, kehrt das unersättliche Fatum wieder und erinnert Dich an Dich selbst. Aber die anderen beachten Dich nicht, sie haben sich nicht einmal nach Dir umgedreht und Dich angesehen, sie haben nicht bemerkt, wie traurig und einsam Du bist.“
“Düstere Leidenschaft” – ein Fazit
Das 8. Philharmonische Konzert 2018/19 “Düstere Leidenschaft” war ein weiterer Abend mit wundervoller Musik von russischen (und georgischen/armenischen) Komponisten. Das ist für mich die Erkenntnis aus dieser Spielzeit: ich liebe die Musik dieser Komponisten und die Dortmunder Philharmoniker liebe ich ja sowieso.
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