Das Caspar-David-Friedrich-Jahr 2024 zum 250. Geburtstag ist im vollen Gang. Aus diesem Grund zeigt die Alte Nationalgalerie Berlin in Zusammenarbeit mit dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen vom 19.04. bis 04.08.2024 erstmalig eine große Einzelausstellung des Greifswalder Romantikers. Unter dem Motto “Unendliche Landschaften” werden 60 Gemälde und 50 Zeichnungen präsentiert.
- Der Ansturm auf Caspar David Friedrich in Berlin
- Caspar David Friedrich & die Alte Nationalgalerie – aller Anfang ist schwer
- Alte Nationalgalerie: Caspar David Friedrichs Zwillinge, verschwundene Bilder & Kopien
- Die Kunst des Caspar David Friedrichs – Zeichnungen, Vorarbeiten & Unterzeichnungen
- Maritime & bekannte Motive Caspar David Friedrichs in der Alten Nationalgalerie
- Verwirrung um das Göttliche bei Caspar David Friedrich
- Brückenschlag Hamburg – Berlin
- Warum die Caspar-David-Friedrich-Ausstellung in Berlin besuchen
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Nach dem Erfolg der ersten großen Ausstellung zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich in Hamburg Anfang des Jahres zog Berlin nun mit “Unendliche Landschaften” nach. Eine Caspar-David-Friedrich-Ausstellung in der Hauptstadt war geradezu überfällig. Denn die Alte Nationalgalerie beherbergt die wohl größte Gemäldesammlung des Malers und erwarb schon während seiner Lebzeit zahlreiche Werke, stellte diese aus und trug somit zur frühen Bekanntheit bei.
Der Ansturm auf Caspar David Friedrich in Berlin
Am Eröffnungstag der Ausstellung am 19.04.2024 fuhr ich daher für die Ausstellung nach Berlin. Mein Zugangsticket dafür hatte ich mir frühzeitig bereits Anfang des Jahres online gesichert. Vor allem durch den wochenlangen Ausverkauf vor Ende der Hamburger Ausstellung empfahl es sich, auch hier vorab Tickets für einen bestimmten Tag und Zeitslot zu sichern. Doch die Sorge ist etwas unbegründet, denn Berlin händelt das Ticketing durchaus etwas anders. Ich würde sogar sagen besser.
Die lange Schlange vor der Alten Nationalgalerie zeigte bereits an diesem ersten Tag, wie groß das Interesse an dieser Ausstellung zu Caspar David Friedrich in der Hauptstadt sein würde. Passend für spontane Touristen oder auch Bewohner:innen der Stadt sowie Dauerkarteninhabende hatten die Staatlichen Museen Berlin auch ein Ticketkontingent für die eigene Tageskasse zurückbehalten. Daher können online bereits alle Tickets vergeben sein, aber mit Geduld und etwas Anstehen ist ein Besuch dennoch meist möglich.
Mit vorab gekauftem Ticket war ein Einlass deutlich schneller und so warf ich mich ins Getümmel – trotz frischem Kreuzbandriss.
Caspar David Friedrich & die Alte Nationalgalerie – aller Anfang ist schwer
Die Alte Nationalgalerie ist allein einen Besuch wert. Ein wunderschönes Gebäude, nicht nur während der Caspar-David-Friedrich-Ausstellung. Doch wo die Ausstellung genau ist, war mir anfangs etwas unklar. Ich folgte einfach einigen Menschen in den zweiten Stock, der nach einem guten Anfang aussah – hier hingen der Mönch zum Thema Bilderpaare, die thematisch wirklich gut aufeinander abgestimmt waren. Doch im anschließenden Raum landete ich bei den Expressionisten – oder waren es doch Impressionisten? Kein Hinweis, wo es mit Caspar David Friedrich weiterging.
Da ich das Ticket nur im entsprechenden Stockwerk scannen lassen habe ohne am Ticketschalter anzustehen, hatte mir auch keiner Hinweise gegeben. Der klassische Plan, den ein Besucher in der Hand hatte und den ich fragte, zeigte die sonst übliche Verteilung. War also nicht speziell für die Ausstellung angepasst und somit auch nicht hilfreich. Letztendlich konnte mir jemand weiterhelfen.
Der dritte Stock war die Lösung des Rätsels. Hier hatte die Ausstellung das komplette Stockwerk in den schönsten Räumen für sich und widmete sich vor allem auch der Wiederentdeckung Caspar David Friedrichs durch Andreas Aubert (mehr dazu auch in Caspar David Friedrich & die Düsseldorfer Romantiker – Kunstpalast Düsseldorf, 2021) und Präsentation seiner Werke in der Berliner Ausstellung Jahrhundertausstellung deutscher Kunst, 1906.
Alte Nationalgalerie: Caspar David Friedrichs Zwillinge, verschwundene Bilder & Kopien
Auch wenn einige Bilder sich im Vergleich zu Hamburg wiederholten, so verfolgte die Berliner Ausstellung eindeutig einen anderen, aber nicht minder interessanten Ansatz. Besonders spannend fand ich die kleinen Räume, die sich fächerförmig am Ende der Alten Nationalgalerie mit Analysetechniken wie Infrarot zum Sichtbarmachen von Unterzeichnungen, Farben und vielem mehr beschäftigte.
Der Ausstellungskatalog bietet dazu ein ganzes Kapitel, um tiefer in diese Thematik einzutauchen. Sehr empfehlenswert!
Ausstellungskatalog
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Oder der Fokus, den sie auf die verschwundenen Bilder legten sowie Bilder, die Caspar David Friedrich mehrfach malte. War mir bis dato nicht so bewusst, dass manche Bilder als Mehrlinge existieren, wenn auch immer mit kleinen Abwandlungen. Wie zweieiige Zwillinge oder Geschwister – z.B. malte er Zwei Männer in Betrachtung des Mondes zur Sicherung seines Lebensunterhaltes und auf Wunsch von Auftraggebern mehrfach, wenn auch abgewandelt mit den darauf ersichtlichen Personen. Auf einem Bild scheint er seine Frau und sich verewigt zu haben.
Auch setzte die Alte Nationalgalerie Bilder in Szene, die nur noch als Kopie von anderen Künstlern existieren und während der Wirrungen der Weltkriege des 20. Jahrhunderts verschwunden sind. Sie machen den Verlust ziemlich deutlich und bilden den eher traurigen Teil der Ausstellung. Auch der Ausstellungskatalog widmet sich in einem eigenen Kapitel ausführlich den Kriegsverlusten, die die Nationalgalerie zu verzeichnen hat. Sehr lesenswert.
Die Kunst des Caspar David Friedrichs – Zeichnungen, Vorarbeiten & Unterzeichnungen
Doch auch zahlreiche Zeichnungen setzte die Alte Nationalgalerie ins rechte Licht. Wie in Hamburg und Düsseldorf zuvor zeigten sie die akribische Arbeit des Greifswalder Malers. Die Vorbereitung und Sammlung verschiedener Motive, die er in spätere Atelierarbeiten einarbeitete sowie präzises Arbeiten mit Hilfslinien und Planquadraten, eingezeichnet mit Bleistift.
Besonders gut kannst Du das immer an dem unvollendet gebliebenen Werk Das brennende Neubrandenburg (um 1840) sehen. Aber auch an kleineren Arbeiten wird dies deutlich.
Was mir da aber nicht so gut gefiel – das Anbringen der Erläuterungen bzw. Hinweistexte zu den Werken. Die waren so weit unten angebracht, dass diese nicht so leicht zu lesen sind. Auch bin ich Kunstpalast Düsseldorf verwöhnt, bei dem oft mehr dabei steht als nur der Künstler, Jahr, Werk und welche Materialien verwendet wurden. Das habe ich hier schmerzlich vermisst.
Maritime & bekannte Motive Caspar David Friedrichs in der Alten Nationalgalerie
Was natürlich auch in der Alten Nationalgalerie bei einer Caspar-David-Friedrich-Ausstsellung nicht fehlen darf: maritime Motiv mit den Segelschiffen, die oftmals sehr klein sowie extrem fein, aber dennoch extrem präzise gezeichnet wurden. Neben dem einsamen Mönch findet auch Das Eismeer, die Ansichten von Greifswald oder die vermutliche Ansicht seiner Frau am Fenster (1818/22) seinen Platz in der Ausstellung.
Besonders gefreut habe ich mich, Die Lebensstufen (um 1835) einmal lange für mich haben zu können. Eines der Bilder, die besonders spannend sind und immer wieder zu Interpretationen und Spekulationen führten. Die schwedischen Fähnchen sorgten bei einem stärker werdenen Deutschland-Nationalgefühl (welches zur 1848er Revolution führen sollte) für Irritationen. Aber doch ein Hinweis auf Caspar David Friedrichs eigene Biografie. So gehörte seine Geburtsstadt Greifswald bis 1815 zu Schweden, seinen Sohn benannte er nach den schwedischen Königen Gustav Adolf.
Direkt daneben hingen die berühmten Kreidefelsen, die so auch eine Komposition mit Freunden und Familie sein soll und auch in der Natur auf Rügen so nicht vorkommen. Caspar David Friedrich zeigt hier erneut sein Talent zum Storytelling in einer einzigen Szene mit Menschen, die sich vom Betrachter abwenden – so wie es ihm heute unzählige Instagramer auf ihren Fotos gleich tun.
Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch was er in sich sieht.
Caspar David Friedrich
Wie gut der Maler darin war, Realität und Fiktion zu vermischen, beweist er in den verschiedensten Werken. So platziert er gerne die Ruine Eldena in Greifswald ins tschechische Riesengebirge (um 1830/34) oder malt den Watzmann (1824/25), den er niemals im echten Leben gesehen hat, nach Skizzen seines Schülers Johann August Heinrich.
Übrigens ein Werk der Alten Nationalgalerie, die diese 1937 eher unter unrümlichen Umständen aus jüdischem Besitz erworben hatte (mehr zur Provenienz auf Wikipedia).
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Verwirrung um das Göttliche bei Caspar David Friedrich
Caspar David Friedrich erfindet die traumhaftesten Landschaften in epischem Licht, allein bei seinen Vorarbeiten und Studien. Meist mit einem starken Natur- oder Geschichtsbezug. Umso überraschter war ich über ein Bild, dass mir bis dato unbekannt war. Religiös angehaucht, in Form eines Altarbildes oder Kirchenfensters mit dem passenden Titel Die Kathedrale (um 1818) reihen sich Engel um ein Kreuz in den Wolken, darüber ein Regenbogen und dahinter die große, beeindruckende Kathedrale.
Normalerweise zeigt Caspar David Friedrich das Göttliche in der Natur. Doch dieses Bild passt für mich nicht so recht zu den anderen Bildern mit Kreuzen in Gebirgen, wie das Bild im Kunstpalast Düsseldorf, welches eines meiner Lieblingsbilder des Malers ist. Es ließ mich einfach etwas verwirrt zurück. Doch Caspar David Friedrich galt als tiefreligiös und nur so kann ich mir das Bild erklären.
Brückenschlag Hamburg – Berlin
Erfreut hat mich aber zu sehen, dass die Ausstellung auch einen klitzekleinen Bereich für die modernen Interpretationen der Werke von Caspar David Friedrich im dritten Stock der Alten Nationalgalerie bereithielt. Während dies ein großer Teil der Hamburger Ausstellung war, zeigten die Kurator:innen in Berlin nur Werke von Hiroyuki Masuyama in einem kleinen Raum am Ende der Ausstellung. Diese kommen dort aber im Dunkeln besonders zur Geltung und bilden für mich den perfekten Brückenschlag zwischen Hamburg und Berlin.
Warum die Caspar-David-Friedrich-Ausstellung in Berlin besuchen
Berlin zeigte mit seiner Caspar-David-Friedrich-Ausstellung in der Alten Nationalgalerie, dass es verschiedene Ansätze gibt, dem Meister der Romantik zu begegnen und seine Werke zu präsentieren. Dazu ein faszinierendes Gebäude, dass dem ganzen einen würdigen Rahmen gab und auch auf die Forschung und Restauration in den eigenen Reihen einging.
Die Berliner Ausstellung wurde nicht langweilig, auch wenn ich bereits in Hamburg die Ausstellung gesehen hatte. Sicherlich wird die Ausstellung in Dresden ab Ende August 2024 auch noch einen weiteren Akzent setzen und keine der Ausstellungen sind somit direkt vergleichbar. Es lohnen sich einfach alle!
Bei meinem Besuch begegnete ich übrigens wieder Florian Illies, der es sich ebenfalls nicht nehmen ließ, die Ausstellung zu besuchen. Sehr empfehlenswert ist hier übrigens sein Buch zum Caspar-David-Friedrich-Jahr!
Lesetipp
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Alte Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin
Bodestraße 1-3
10178 Berlin
Die Ausstellung “Caspar David Friedrich – Unendliche Landschaften” in der Alten Nationalgalerie lief vom 19.04.2024 bis zum 04.08.2024.
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Fotos: Die gezeigten Fotos unterliegen meinem Urheberrecht. Das Urheberrecht der Gestaltung der Ausstellung liegt bei der Alten Nationalgalerie bzw. den Staatlichen Museen zu Berlin. Diese und weitere Fotos findest Du zur Inspiration auf Flickr.
Offenlegung: Ticket und Anreise sowie den Ausstellungskatalog habe ich selbst bezahlt.
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