Dortmunder Philharmoniker (2016) Foto: Magdalena Spinn

Dortmunder Philharmoniker: “sphären_reigen” – 8. Philharmonisches Konzert

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Unter dem Titel sphären_reigen gaben die Dortmunder Philharmoniker meiner Meinung nach das bis jetzt wohl beschwingteste Philharmonische Konzert der Saison 2017/2018.

Leonard Bernstein – Divertimento for Orchestra

Die Dortmunder Philharmoniker spielten zu Beginn Bernsteins Divertimento für Orchester. Immerhin acht Sätze in ca. 15 Minuten. Es ist eher eine Folge von Orchesterminiaturen, geschrieben zur Hundertjahrfeier des Boston Symphony Orchestras. Eine schöne Idee, dieses Stück zu Bernsteins 100. Geburtstag zu spielen. Es gibt Anspielungen auf alle möglichen Musikgattungen (Fanfaren, Walzer, Mazurka, Samba und auch Zwölftonmusik sowie Blues) – also fast eine kleine Zeitreise durch die Musik.

Vor allem die sentimentalen Elemente im Finale – “In Memoriam”, “March” sowie “The BSO Forever“ – gewidmet allen verstorbenen Mitgliedern des Orchesters, sind mir unter die Haut gegangen.

Dortmunder Philharmoniker (2016) Foto: Magdalena Spinn
Dortmunder Philharmoniker (2016)
Foto: Magdalena Spinn

Im Anschluss folgte etwas  was ich gar nicht für möglich gehalten habe: ein Tuba-Solokonzert!

Ralph Vaughan Williams – Tubakonzert f-Moll

Ralph Vaughan Williams hat 1954 das erste Tuba-Solokonzert geschrieben. Bis jetzt war mir nicht klar, dass die Tuba ein so wunderbares Melodieinstrument sein kann. In drei Sätzen zeigt Vaughan Williams die Virtuosität des Instruments. Die dreisätzige Tradition des barocken Concerto Grosso ist eigentlich übersichtlich, der gewaltige Tonumfang der Tuba wird schon im ersten Satz, einem Geschwindmarsch, klar. Das Zentrum bildet aber der zweite Satz, ein sehr lieblicher Satz (eine liebliche Tuba!). Das Tubakonzert wird dann durch ein Rondo (dritter Satz) beschlossen.

Mit Thomas Kerstner haben die Dortmunder Philharmoniker einen begnadeten Solotubisten. Ich durfte ihn schon einmal mit einem Solopart im Familienkonzert erleben, bin aber absolut hingerissen von diesem Solokonzert. Was aber im Anschluss an Vaughan Williams Tubakonzert passiert, ist einmalig!

Am Ende des Konzerts ist das Publikum hingerissen und Kerstner sagt:

„Ich hab Ihnen als Zugabe noch was Eigenes mitgebracht“

Für mich ist das immer ein schockstarrer Moment. Ich denke so was wie: “Mensch, bis jetzt war es so toll, mach nicht alles kaputt…” Aber das, was jetzt kommt, ist das Beste des Abends. Kerstner präsentiert das Instrument in absoluter Perfektion. Es gibt jazzige Passagen, auch humoristisch eingestreute Festzelt-Tuba und er singt in die Tuba, während er sie spielt. Er erzeugt also zwei unterschiedliche Töne zur gleichen Zeit – und überzeugt. Das Publikum ist begeistert und ich schließ mich den stehenden Ovationen gerne an!

Gustav Holst – Die Planeten, Suite für großes Orchester op. 32

Nach der Pause bildete Gustav Holst mit “Die Paneten, Suite für großes Orchester op. 32” den Abschluss des sphären_reigen-Abends.

Die Suite besteht aus sieben Sätzen. Nur sieben, den die Erde wird nicht behandelt, da wir die Planeten von hier aus beobachten. Pluto war zum Zeitpunkt der Entstehung noch nicht entdeckt und zählt heute auch nicht mehr zu den Planeten unseres Sonnensystems.

Bei Holst geht es aber ohnehin mehr um die Astrologie. Der kriegerische Mars wird mit harter Posaune, Venus – die Friedensbotin – durch Harfen und Flöten dargestellt. Merkur ist ein kurzes Scherzo und Jupiter ist als „Bote der Fröhlichkeit“ auch eher volkstümlich.

Saturn, der hier für das Alter steht, wird mit Uhrenticken begleitet, während Uranus, der Magier, mit eher pompösen Gesten aufwartet. Der letzte Satz ist Neptun, dem Mystiker, gewidmet. Der mystische Klang wird großartig umgesetzt, indem der Frauenchor des Theater Dortmunds unsichtbar hinter einer Tür zum Chorgestühl singt. Ein wirklich mystischer Moment, von ganz weit weg rüber geweht – toll!

Die ganze Zeit denke ich, Holst ist wie Filmmusik – aber anders herum! Filmmusik ist wie Holst! Ich denke, der Hollywood-Filmkomponist Hans Zimmer ist zum Beispiel ein großer Verehrer dieser über 100 Jahre alten Suite für große Orchester (1914-1916), wenn ich mir seine Musik so anhöre.

Das letzte und 10. Philharmonische Konzert der Spielzeit 2017/18 “himmel_reich” findet am 03. und 04. Juli 2018 statt. Die Dortmunder Philharmoniker haben bereits die nächsten Philharmonische Konzert für die Spielzeit 2018/19 angekündigt. Das erste Philharmonische Konzert “Zeitenwende” findet am 11. und 12. September 2018 statt.

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Andrea

Andrea lebt in Dortmund und arbeitet nach vielen Irrungen und Wirrungen jetzt an der Kaffeefront.
Als Botschafterin des guten Filterkaffees liegt der (Kunst-)Historikerin die Liebe zur Oper, der Musik und den schönen Künsten immer noch im Blut.
So oft es ihr möglich ist reist und schreibt sie auch für snoopsmaus.

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