Inhalt
“Stürmische Ruhe”, das 7. Philharmonische Konzert 2018/19, war ein Abend voller Frauenpower! Das ist echt was Besonderes. Zu Gast waren die Dirigentin Julia Jones und als besondere Solistin die japanische Geigerin Midori.
George Butterworth – A Shropshire Lad
Aber von Anfang an. “Stürmische Ruhe” begann mit “A Shropshire Lad” von George Butterworth. Die Gedichte “A Shropshire Lad” Alfred Edward Housman erfreuten sich im England Anfang des letzten Jahrhunderts großer Beliebtheit. In den Gedichten geht es um junge Männer (Lads) aus der ländlichen Region Shropshire. Obwohl sie das Leben noch vor sich haben, gibt es eine Vorahnung des Sterbens. Fast schon zu metaphorisch für den ersten Weltkrieg, der bald darauf beginnt und tragischer Weise auch Butterworth das Leben kosten wird.
Das Stück begann mit Streichern, dann kamen Klarinetten und Bratschen. Die Soloklarinette spielte eine zarte Melodie. Wunderschön und sehr melancholisch. Auch das kurze Furiosum und die gleiche zarte Melodie, jetzt von der Flöte gespielt, änderten die Stimmung nicht. Es ist wie eine Vorahnung des Krieges, resignierend und melancholisch.
Johannes Brahms – Violinkonzert D-Dur op. 77
Dann folgte für mich der Höhepunkt des Abend – das ist sehr untertrieben, vielleicht sogar der Höhepunkt des Jahres? – Midori spielt Brahms. Johannes Brahms Violinkonzert D-Dur op. 77 ist auch eine Landschaftsbeschreibung, aber gänzlich anders als bei Butterworth. Nicht melancholisch.
Brahms schrieb dieses Violinkonzert 1878 für und auf Drängen seines Freundes Joseph Joachim. Er ließ sich fast 30 Jahre von Joachim, der zu seiner Zeit ein gefeierter Solist war, bitten. Als er endlich dieses Violinkonzert schrieb, schickte er es an Joachim mit der Bitte um Kommentar und vielleicht auch einer Einschätzung, was seiner Meinung nach nicht machbar sei. Er verwarf aber später die meisten Änderungen von Joachim. Daraus erwuchs die Anekdote, dass er das Stück nicht für, sondern gegen die Violine komponierte.
Das Stück ist eine technische Herausforderung für jeden Solisten. Im sehr langen ersten Satz – mehr als zwanzig Minuten – kommen aber erst Bratschen und Oboen zum Einsatz. Oboen sind sowieso sehr tragend in diesem Stück und spielen im dritten Satz auch die Melodie. Er viel später im ersten Satz erscheint dann das erste Mal die Solovioline.
“Stürmische Ruhe”-Solistin Midori
Im 7. Philharmonische Konzert ist das die japanische Violistin Midori. Sie ist diese Art von Ausnahmekünstlerin, die mich immer mit offenen Mund staunen lässt. Perfekt und erst eins mit dem Orchester, dann die furiose Solistin. Es ist großartig, ihr zuzuhören und auch zuzuschauen.
Aber Midoro ist noch viel mehr. Während sie mit den besten Orchestern der Welt unermüdlich unterwegs ist (London Symphony Orchester, Chicago Symphony Orchester, Boston Symphony Orchester,…), wurde sie mit den Grammy ausgezeichnet. Für ihren Aktivismus wurde sie vom UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon zur Friedensbotschafterin ernannt. Außerdem erhielt sie den Crystal Award des World Economic Forums in Davos. Einen Lehrstuhl am Curtis Institute of Music in Philadelphia hat sie auch inne.
Ich zähle das auf und es ist nur ein Bruchteil von dem, was ich aufzählen könnte, nur um nochmal zu sagen, welch großartige Persönlichkeit sie ist. Das hörte man ihrer Art der musikalischen Zwiesprache mit dem Publikum an. Ein wirklich großer Moment.
Unterstrichen wurde dies meiner Meinung nach ganz besonders durch die Arbeit mit der Dirigentin Julia Jones. Dirigentin ist auch heutzutage noch sehr ungewöhnlich. Und ich fand sie ungewöhnlich gut während des 7. Philharmonischen Konzerts.
Ludwig van Beethoven – 6. Sinfonie F-Dur op. 68, Pastorale
Bei den verschiedenen Naturbeschreibungen des 7. Philharmonischen Konzerts “Stürmische Ruhe” spielten die Dortmunder Philharmoniker als drittes Stück Beethovens 6. Sinfonie F-Dur op. 68, Pastorale.
Die 6. Sinfonie ist die erste Sinfonie Beethovens, die programmatisch aufgestellt ist. Die Hörer wurden aufs Land entführt. Pastorale ist heiter und verspielt. Auch der erste ganze Orchestereinsatz ist eher lustig. Der zweite Satz ist eine Szene am Bach mit sehr fliessenden Melodien, während der dritte Satz das Zusammensein der Landleute beschreibt. Der dritte Satz mündet ganz ohne Übergang im vierten Satz, der ein nahendes Gewitter beschreibt. Das ist so imposant, dass Berlioz später sagte, das sei “das Ende der Welt”.
Hinterlasse einen Kommentar