Gastbloggerin Bianca nahm sich eine Auszeit in Brasilien, traf in einer Sprachschule Maja. Mit ihr machte sie die Favelas von Rio unsicher.
Dieser Beitrag kann Affiliate-Links (Werbelinks) enthalten – diese sind mit einem Sternchen * gekennzeichnet.
Maja** und ich sahen uns an und mir liefen Tränen über die Wangen. Diese Geschichte ging so ans Herz und, obwohl wir uns erst seit drei Tagen kannten, sollte ausgerechnet ich sie zuerst erfahren. Wir sitzen während einer Pause in São Paulo in einer Sprachschule und Maja erzählte mir gerade, dass sie ihre Mutter, die sie als Baby weggab, wiedergefunden hat. In Brasilien werden viele Babys aus armen Verhältnissen zur Adoption freigegeben. Während meiner 3-monatigen Rundreise durch das ganze Land begegneten mir einige Halbbrasilianer, die – so wie ich – Portugiesisch lernen wollten. Sie leben mittlerweile in den USA, den Niederlanden oder eben in Schweden, wie Maja und viele von ihnen suchen ihre brasilianischen Wurzeln durch das Reisen in diesem vielfältigen Land.
An die Vielfältigkeit denken die wenigsten Menschen, wenn sie von Brasilien hören. Da gibt es nur Samba, Karneval, unendliche Strände und Caipirinha. Und genau das wollten wir jetzt! Warum nicht nach Rio fahren, wenn man sowieso schon in der Nähe ist? Aber ganz ohne Nervenkitzel sollte es nicht sein und Maja und ich waren uns schnell einig: Wir wollten mit dem Fernbus von São Paulo nach Rio de Janeiro und in einer der Favelas, den brasilianischen Slums, übernachten.
Ein Ticket war recht einfach und, dank meiner Lieblingsplattform für Fernbusreisen in Brasilien, auch kostengünstig organisiert. An einem Schalter an einem der Fernbusbahnhöfe in São Paulo kann man sich Fahrscheine für Busse kaufen, die alle 15 Minuten mit dem Ziel Rio abfahren. Für rund 85 RS (ca. 25 EUR) kann man in wenigen Stunden bereits in der wohl heißesten Stadt Brasiliens sein und genau das waren wir dann auch.
In Rio angekommen ging es mit dem Taxi weiter, direkt nach Leme in die Favela Babilônia. Vorbei am Corcovado mit der berühmten Christusstatue bogen wir an der Copacabana nach rechts ab, wo sich die Straße steil nach oben schlängelt – eins der typischen Merkmale von Favelas. Es war der 02. August 2014 und somit kurz nach der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Es war für das Großereignis, aber auch für die Polizei Rios ein Bedürfnis, sich gegenüber den Banden und den Kriegen der brasilianischen Drogenmafia durchzusetzen – mit Erfolg. Für die Menschen dort ist das eine neu gewonnene Freiheit und so manche von ihnen investierten Geld in ihre Häuser, auch um daraus Hostels für Touristen zu machen.
So kamen Maja und ich zum Chill-Hostel, eine Unterkunft, die vom berühmten Architekten Oscar Niemeyer gebaut und von einem ausgewanderten Franzosen übernommen wurde. Dank der nun dort herrschenden Sicherheit in der Umgebung und durch den ein oder anderen Film, der dort gedreht wurde, ist diese Unterkunft ein heißer Tipp für Backpacker ohne Luxusansprüche. Und sie entpuppte sich als echte Perle: Die Copacabana in bequemer Laufnähe, drumherum Einkaufs- und Shoppingmöglichkeiten und ein unschlagbares Preis-/Leistungsverhältnis mit rund sieben Euro die Nacht. Mitten in Rio, mit einem unglaublichen Blick aufs Meer, von einer riesigen Terrasse aus.
Maja und ich machten kurz nach unserer Ankunft einen Spaziergang entlang der Copacabana. Die Sonne wollte schon langsam unter gehen und ich musste daran denken, wie irrsinnig doch Arm und Reich nebeneinander leben. Für uns ist die Favela ein kleines Abenteuer, doch für 30% der Cariocas ist es harter Alltag. Auf unserem Spaziergang fragte ich Maja, ob sie sauer auf ihre brasilianische Mutter sei, dass sie sie damals als Baby abgegeben hat oder ob das Gegenteil zutrifft. Sie antwortete in fließendem Englisch: “Ich wusste, sie tat es aus Liebe zu mir. Sie verzichtete darauf, mich aufwachsen zu sehen, aber sie nahm all die Sehnsucht in Kauf, damit ich eine Zukunft habe. Ich verdanke ihr mein Leben.”
Nach drei gemeinsamen Tagen trennten sich unsere Wege wieder. Maja ging für eine weitere Sprachschulwoche zurück nach São Paulo und ich zog in den Norden Rios, um dort (eigentlich) Gleitschirm zu fliegen. Der Plan war, sich das Material auszuleihen und zumindest einen Abgleiter zu machen. Dieser Plan wurde zwar vereitelt, doch dafür konnte ich, dank einer Brasilianerin, eine Nachtwanderung auf den Pedra Bonita (schönen Stein) machen.
**Name geändert
Entdecke weitere Aktivitäten in Rio de Janeiro*:
Entdecke hier das passende Hotel für Dich*:
Booking.com* Die Karte wird von booking.com bereitgestellt und enthält Affiliate-Links (Werbelinks) – wenn Du darüber buchst, erhalte ich eine kleine Provision als Dankeschön. Das hilft mir, die Seite am Laufen zu halten.
[…] ich auf meiner Brasilienreise gerne zubereitete. Oder ich schrieb bei der lieben snoopsmaus über die Favelas von Rio – eine Reisegeschichte, die mir einfach am Herzen lag und die niedergeschrieben werden […]
[…] Rio de Janeiro: Es wimmelt von Favelas, den brasilianischen Ghettos mit ihren Banden, Drogen- und Waffenhändlern. 30 von 100 Cariocas (Rios Einwohnern) leben hier. Wenn ich früher mit meinen Eltern in Brasilien war, waren wir nie in die Favelas von São Paulo reingefahren, es war immer sehr gefährlich. Als ich 2013 einen Bericht im ZDF über die Favelas in Rio sah und wie sie durch die erhöhte Polizeigewalt immer sicherer wurden, war mein Wunsch geboren, einmal eine Favela zu besuchen. Zwei konnte ich sehen: die Favela Rocinha und in die Favela Babilônia – in der ich sogar übernachtete. […]
[…] von Muhammad Ali zum Beispiel entstanden in London. Für eine Story für Life besuchte er 1961 die Favelas in Rio, um das Elend in den Slums zu dokumentieren und lernte dort die Familie da Silva kennen. Der […]