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1868 gründete sich die erste Dortmunder Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins. Doch bis Herbert Wehner von der Herzkammer der Sozialdemokratie spricht, als die Dortmund heute gilt, wird es allerdings noch etwas dauern (Dortmund stellt heute den größten Unterbezirk der SPD, den größten Unterbezirk der ganzen Welt). Rainald Grebe spendierte zum 150. Jubiläum der „alten Tante“ SPD eine ordentliche Geburtstagsfeier, zu der viele Gäste kamen.
An dieser Stelle muss ich mich zuerst einmal Outen – ich bin auch Genossin, also Mitglied in der SPD. Mit gemischten Gefühlen bin ich also ins Schauspiel Dortmund, denn ich weiß, wo die SPD gerade steht. Aber wie klar möchte ich das von der Bühne hören?
Revue oder Wirklichkeit – die Herzkammer der SPD
Die Bühne stellt eine typische Ortsvereinssitzung mit Jubilarehrung dar. Besonders lustig sind Ortsvereinsversammlungen selten. Doch Grebe schafft es, in gut 2,5 Stunden die SPD-Geschichte in einer Revue zu erzählen, ohne das Langeweile aufkommt. Es ist ein guter Spagat zwischen ernstgemeintem Lob für eine Partei, die sich um Arbeiter gekümmert hat und der aktuellen Orientierungslosigkeit.
Anke Zillich als Ortsvereinsvorsitzende ist großartig. Mit aller falscher Begeisterung begrüßt sie erstmal alle anderen Ortsvereine und ihre Vorsitzenden – das sind in Dortmund immerhin über 70. Christian Freund, Caroline Hanke, Marlena Keil und Uwe Schmieder spielten weitere Mitglieder des Ortsvereins.
Grußwort des Oberbürgermeisters
Wie es sich für eine Jubiläumsveranstaltung gehört, werden natürlich auch Reden geschwungen. Neben Videobotschaften von Andrea Nahles oder Franz Müntefering gab es auch echte Grußworte, gesprochen vom Oberbürgermeister Ullrich Sierau. Dabei spielte Andreas Beck – mit einer herrlichen Perücke – den Dortmunder Oberbürgermeister, während der echte im Publikum saß. Die anderen Gäste kommen aus der Gruft: Ferdinand Lassalle, Willy Brandt, Kurt Schumacher, Rosa Luxemburg.
Singen gegen den Frust
Wie es sich für eine Arbeiterpartei gehört, wurden auch viele Lieder gesungen. „Die Gedanken sind frei“ und „Wann wir schreiten Seit’ an Seit’“ erklangen zusammen mit dem Publikum. Tja, stimmt wohl – wir singen gerne. Dabei werden auf der Feier des fiktiven Ortsvereins auch Gäste begrüßt. Der Chor der Naturfreunde, der AWO und der Tafel (alles der Dortmunder Tafel-Chor) und der Bergmannschor “Harmonie” der Zeche Viktoria (Lünen). So erklang auch das altbekannte „Glück auf“ auf der Bühne.
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Ist die SPD noch eine Arbeiterpartei?
Ab diesem Zeitpunkt wurde aus der fröhlichen Jubiläumsfeier eine Zustandsbestimmung der SPD. „DJ Alexander“ alias Andreas Beck erzählte vom auszehrenden Leben einer „Ich-AG“, die durch Gerhard Schröder in der Regierungszeit von Rot-Grün eingeführt wurde. Doch gibt es noch Arbeiter anno 2019? Wenn ja, wer sind sie?
Die Antwort gab Rosa Luxemburg (Caroline Hanke): Von wegen es gebe keine Arbeiter mehr. Müllmänner, Paketboten, Kindergärtnerin, Krankenpfleger,
„Das ist die Mehrheit. Das sind Millionen. Und das ist die Klientel der SPD. Liebe Genossen, wenn ihr das nicht erkennt: dann löst euch doch auf.“
Wenn es nach „Unsere Herzkammer“ geht, dann geht die SPD ihrem Ende entgegen. Zumindest hat Rainald Grebe eine Beerdigung als Schlusspunkt gesetzt.
„Wir wollen von allen geliebt werden, doch das geht nun mal nicht“, sprach Anke Zillich als Ortsvereinsvorsitzende.
Warum solltest Du “Unsere Herzkammer” sehen?
Doch es gibt noch Hoffnung: „Wir können doch frei aufspielen, was wagen, was riskieren“. Das wünsche ich meiner SPD, das macht mir Hoffnung und so habe ich diesen Abend auch erlebt. Ein Abend, der nicht verschweigt, wo die SPD steht. Der aber auch nicht beschönigt, wie festgefahren Vieles ist (ohne jemals böse oder despektierlich zu sein) und doch eine Hoffnung aufleben lässt.
Neben dem Ensemble gehört natürlich ein großes Lob den Chören sowie den Musikern Umut Akkuş, Tobias Bülow, Jens-Karsten Stoll und Markus Türk, die als Multiinstrumentalisten das Jubiläumsfest perfekt begleiteten.
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“Unsere Herzkammer – 150 Jahre Dortmund SPD” ist ein Abend mit Live-Musik im Schauspielhaus in Dortmund. Ich war in der Premiere am 30.03.2019.
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