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Pünktlich zum Düsseldorf Photo Weekend 2017 Anfang Februar präsentierte das NRW-Forum die Ausstellung “Women on Street”. Bei dieser Ausstellung wurden zwei Fotografen geehrt, die eigentlich unterschiedlicher kaum sein könnten. Denn hier trifft Modefotografie auf Street Photography – Peter Lindbergh auf Garry Winogrand.
“Women on Street” bezieht sich dabei auf den Originaltitel der 1975 erstmals veröffentlichten und wohl berühmtesten Serie des amerikanischen Fotografen Garry Winogrand “Women are Beautiful”. Diese Fotos werden der Serie “On Street” eines der bedeutendsten Modefotografen unserer Zeit, Peter Lindbergh, gegenüber gestellt. Natürlich konnte ich nicht widerstehen und habe mir die Ausstellung am 25.02.2017 angesehen.
Peter Lindbergh “On Street”
Ich mag das NRW-Forum. Es nimmt sich selbst nicht zu ernst. Außerdem war ich sehr begeistert von der Arbeit der Kuratoren bei der HORST-Fotoausstellung im letzten Jahr. Auch dieses Mal wurden die Bilder wieder gekonnt in Szene gesetzt und miteinander in Beziehung gebracht. Leider muss ich auch gestehen, dass die Ausstellung ohne die Bilder von Winogrand langweilig gewesen wäre.
Peter Lindbergh ist unbestritten der Supermodelmacher. Seine Modefotos legten den Grundstein für die Supermodels der 90er Jahre. Nur wenige Fotografen prägten die die Modeszene so wie er. Durch ihn wurden Models wie Linda Evangelista, Naomi Campbell und Cindy Crawford mit zu dem, was sie heute sind. Gerade erst fotografierte er Oscar-Preisträgerinnen für den berühmten Pirelli-Kalender.
“Walking”
In einem letztes Jahr neu gedrehten Kurzfilm “Walking” hat er auch einen Großteil dieser Supermodels erneut versammelt. Zusammengeschnitten auf 12 min. lässt Peter Lindbergh die Models durch New York (?) laufen. Dazu lässt der Fotograf gemeinsam mit Filmemacher Thomas Lachambre getragene Musik im Hintergrund zu den Schwarz-Weiß-Aufnahmen laufen. Es unterstützt die Wirkung der oft traurig und verloren wirkenden Models, wie z.B. Milla Jovovich, Nadja Auermann und Helena Christensen. Ursprünglich wurde das Video für die Italienische Vogue aufgenommen. Einen kleinen Ausschnitt stellt Thomas Lachambre auf seinem YouTube-Kanal bereit:
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Gegenüberstellung von Inszenierung und Realität
Doch nur seine in der Ausstellung gezeigten Bilder, die überwiegend Annie Morton in den 1990er Jahren in New York zeigen, erreichen mich nicht. Sie sprachen mich Null an. Der Gesichtsausdruck des Models wirkt oft emotionslos, kalt und entrückt. Klar, dies ist bei Models normal und die Bilder sind inszeniert. Nur ein Foto zeigt ein Lächeln auf ihrem Gesicht.
Doch erst die Bilder von Garry Winogrand verleihen der Ausstellung ein Gegengewicht und erzeugen ein positives Gefühl bei mir bezüglich der Ausstellung. Das ist aber auch bewusst durch die Kuratoren gewollt – eine Gegenüberstellung von Inszenierung und Realität.
Garry Winogrand “Women are Beautiful” & “Color”
Garry Winogrand war ein lustiger, kleiner, etwas untersetzter Mann, der den Zeitgeist der 1950er/60er/70er Jahre zeigte. Gekonnt fing er die Frauenbewegung ein und zeigte emanzipierte Frauen in Alltagssituationen. Dabei war er meist wie ein Tourist unterwegs, fummelte unbeholfen an seiner Kamera rum, um ungestört ungestellte Alltagsfotos aufnehmen zu können. So wirken die Frauen in den Fotos wesentlich realer als bei Peter Lindbergh.
Außerdem zeigt die Ausstellung im NRW-Forum als Weltpremiere einige seltene Farbarbeiten von Garry Winogrand aus den Jahren 1958 bis 1964. Leider sind die original Negative verloren gegangen und die Originale liegen nur noch als kleine Scandateien vor. In Abstimmung mit dem Fotografen Joel Meyerowitz und einem Fotolabor wurden die Fotos so originalgetreu wie möglich für die Ausstellung gedruckt.
Bei so viel Aufwand frage ich mich aber, warum das NRW-Forum eine so schlechte Beleuchtung gewählt hat. Kalte Neonröhren leuchten die Räume stark aus und spiegeln sich auch in unseren Fotos. Leider sehe ich keinen Vorteil in dieser Beleuchtung, denn vor allem die Schwarz-Weiß-Fotos sind kontrastreich und benötigen nicht zwangsläufig eine so kalte und sterile Ausleuchtung.
Fazit
Fotoausstellungen sind immer eine Inspirationsquelle. Ich kannte Garry Winogrand vorher nicht, aber seine Fotos sprachen mich sofort an. Er hat maßgeblich die Street Photography geprägt und dabei nicht einfach nur massenhaft Filme verknipst. Gleichzeitig war er überaus präzise und seine Bilder zeigen ungestellte Szenen aus dem Alltag. Dabei sind seine Fotos aber auch grafisch ansprechend. Eine ganz eigene Welt.
Peter Lindbergh ist unumstritten ein Meister, wenn es um Modefotografie und Models geht. Doch auch er fotografiert viel, wenn der Tag lang ist und ich kann mich nicht dem Eindruck entziehen, dass die gezeigten Fotos gute Ausschussware eines Shootings war, die leider für eine eigene Ausstellung meiner Meinung nach nicht genügend her gibt. Technisch auf höchstem Niveau sprechen mich die Bilder erst in der direkten Gegenüberstellung mit Garry Winogrand an.
Diese und weitere Fotos sind auf Flickr zu finden:
Weitere Informationen zu Peter Lindbergh/Garry Winogrand “Women on Street”
Die Ausstellung Peter Lindbergh/Garry Winogrand “Women on Street” lief vom 03. Februar bis zum 30. April 2017 im NRW-Forum in Düsseldorf.
NRW-Forum Düsseldorf
Ehrenhof 2
40479 Düsseldorf
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