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Die Dinslakener Weltverschwörung ist real! Überall finden sich in meinem Leben Dinslakener wieder. Auf aller Welt. An jeder Ecke. Zu Hause sitzt bei mir auch einer und in Füssen fand ich bei einem Wochenendbesuch sofort wieder Menschen aus Dinslaken: Oliver Radke, Geigenbauer in Füssen.
Lauten- und Geigenbauer mit Tradition
Die kleine Stadt Füssen im Allgäu, am Rande der Alpen, gilt als Wiege des Lauten- und Geigenbaus in Europa. Auch wenn Cremona Dank Stradivari später größere Berühmtheit erlangte, so begann doch alles hier. Durch die günstige Lage an der römischen Via Claudia Augusta befand sich Füssen auch im Mittelalter noch an einer wichtigen Handelsstraße, die Augsburg und Venedig verband. Dazu kommt der Lech, der auch zur damaligen Zeit schon befahren werden konnte. So konnten Waren bis Wien und Budapest gebracht werden.
Doch das Wichtigste war natürlich das vor Ort vorhandene Material für die Lauten und Geigen: das Holz. Füssen ist umgeben von Wäldern bestehend aus Ahorn, Fichten und Eiben – Bergwälder, die sich besonders gut für Instrumente eignen. Vor allem Eiben sind ein guter Grundstoff für die Lauteninstrumente.
Die europäischen Lauten sind wohl eine Weiterentwicklung der arabischen Oud, die sich im 9. Jahrhundert aus der barbat in Persien entwickelte. Durch Kreuzfahrer, mauretanische Spanier oder über Byzanz, welches an Persien grenzte, kam die Laute voraussichtlich nach Mitteleuropa. In Füssen ist der erste Lautenbauer 1436 verbrieft. Er zahlte an das Kloster Sankt Mang seine Pacht.
1562 gründeten die Füssener die erste Lautenmacherzunft, die aber auch viele zwang, auszuwandern. In den italienischen Hochburgen Venedig, Padua, Rom und Neapel beherrschten die in Füssen ausgebildeten Lautenbauer im 15. und 16. Jahrhundert das Geschehen. Mit dem Dreißigjährigen Krieg kam ein erster Einschnitt, um 1800 ging es dann aber mit den Napoleonischen Kriegen weiter bergab. 1866 starb der letzte Lauten- und Geigenbauer in Füssen und erst 1982 wurde die Tradition wiederbelebt.
Werkstatt von Geigenbauer Oliver Radke
Oliver Radke ist einer der wenigen Lauten- und Geigenbauer, die aktuell in Füssen mit einer Werkstatt ansässig sind. Nach seiner Ausbildung in Mittenwald verschlug es ihn für seine Gesellenzeit ins Ostallgäu zu Geigenbaumeister Pierre Chaubert. Nach seiner Meisterprüfung 1992 in Hamburg zog es ihn aber erst einmal in die USA. In Michigan arbeitete er sieben Jahre lang als Restaurator. Doch 9/11 holte ihn hier ein und er zog weiter durch die Welt, bevor er nach Deutschland zurück kehrte.
2006 eröffnete er seine Werkstatt, die ich in der Brunnengasse besuchte. Hier fertigt er Geigen und Bratschen, Celli sowie Kontrabässe. Vor allem die letztgenannten Instrumente liegen ihm am Herzen. Sein Meisterstück steht mitten im Raum.
Oliver Radke ist auch selbst manchmal am großen Streichinstrument zu bewundern. Er spielt in mehreren Bands, habe ich mir sagen lassen. Ich merke ihm die Liebe zum Instrument an, während er erzählt.
„Meine Instrumente sind verlässliche Partner, die Freude am Spielen bereiten, weil sie ein reiches Spektrum an Klangfarben bieten“.
Der Wandel zwischen zwei Welten
Doch Geigenbauer Oliver Radke pendelt zwischen zwei Welten. Eigentlich hat er mal Elektrotechnik studiert und so bastelt er auch an elektrischen Tonanlagen. Seine Stereoanlage ist ein spannendes Bastelwerk inmitten seiner Werkstatt, in der er nicht nur neue Instrumente für Kunden in aller Welt schafft (leider hat Füssen kein Orchester), sondern auch alte liebevoll restauriert.
Hier lernt er viel von den Instrumenten. Dies inspiriert ihn wieder zu neuen Kreationen und Verbesserungen seiner Instrumente, mit seiner eigenen Handschrift – und so lebt in Füssen die Tradition weiter.
Ich könnte hier stundenlang bleiben, um tiefer in den Bau von Streichinstrumenten abzutauchen. So eine Werkstatt bietet einfach an jeder Ecke etwas Neues, was sich zu entdecken lohnt.
Die Lacke für die Instrumente, die Oliver Radke eigenes herstellt. Dazu die unzähligen Werkzeuge, die notwendig sind, das Holz präzise in Form zu bringen. Oder Holz zum Beispiel, welches Oliver Radke selbst aussucht und schlägt und über Jahre trocknet, bis es reif ist für ein Instrument der Spitzenklasse.
Weitere Informationen
Geigenbaumeister Oliver Radke
Brunnengasse 19
D-87629 Füssen
E-Mail: Oliver@masterviolins.com
Telefon: 08362 38828
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Diese und weitere Bilder findest Du auch auf Flickr. Sie unterliegen meinem Urheberrecht.
Unbezahlte individuelle Recherchereise: In Füssen und bei Oliver Radke war ich auf Einladung von Füssen Tourismus und Marketing. Meine Meinung blieb davon unbeeindruckt.
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