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Jedes Jahr steht ein Stummfilmkonzert auf dem Programm des Konzerthauses. In diesem Jahr begleiteten die Dortmunder Philharmoniker den Klassiker “Modern Times” von und mit Charlie Chaplin.
Modern Times – keine Unbekannte
Ich bin immer noch ganz fasziniert davon, dass ich viele Bilder aus dem Film kenne. Als Ausschnitt, als Poster (mit und ohne Sinnspruch), als Pantomime, als … Aber ich hatte den Film noch nie gesehen! Dabei ist er großartig. Dieser Stummfilm ist komisch, kurzweilig, mit wunderbaren Bildern, gesellschaftskritisch, unterhaltsam, und – ganz und gar nicht stumm!
Der Tramp
Chaplin bedient sich seiner berühmten Kunstfigur, dem Tramp. Er arbeitet in einer Fabrik und muss wie seine Kollegen äußerst monotone Arbeit an einen Fließband verrichten. Die Arbeiter werden vom Fabrikanten immer weiter angetrieben, im Fall des Tramp sind physische und psychische Ausfälle die Folge. Dadurch setzt ein Wechsel von arbeitslos, im Gefängnis, Arbeit suchend, im Gefängnis, arbeitslos ein. Er lernt dabei, als Quell der Hoffnung, das Mädchen kennen. Diese ist Waise, mittellos und wird gleich in das ewige arbeitslos – Arbeit – arbeitslos eingereiht. Die beiden sind aber ein wundervolles Paar, das sich immer wieder Hoffnung gibt.
Ton als Stilmittel
Dieser Film von 1936 ist einer der letzten Stummfilme (Tonfilm gibt es seit ca. 1926). Das ist zum einen so, weil Chaplin den Tonfilm sehr kritisch gegenüber steht, zum anderen lässt es ein ganz besonderes Stilmittel zu.
Der Ton im Film wird nur benutzt, wenn die Maschinen sprechen. Es gibt zum Beispiel eine Maschine zum Füttern der Arbeiter. Diese Maßnahme der Rationalisierung wird dem Fabrikdirektor vorgestellt, in dem der Verkäufer eine Schallplatte mit seinem Verkaufstext auflegt. Das ist zwar unnötig – verdeutlich aber die Maschinenhörigkeit und wird mit Ton eingespielt.
Sonst gibt es nur kurze Tonsequenzen, wenn zum Beispiel ein Hund bellt oder der Tramp singt. Es gibt es Geräusche beim Essen oder Hungern. Das ist neben den Maschinen und der Industrialisierung das zweite große Thema im Film. Der Tramp und auch das Mädchen haben immer Hunger, träumen vom Essen und in irgendeiner Weise wird das Essen in jede Szene mit eingebaut. Auch als der Tramp eine Stelle als Kellner bekommt, bei der er auch singen muss, versucht er vorher eine gebratene Gans zu servieren – die am Kronleuchter landet.
Verbunden werden diese beiden Welten – Fabrik und der ewige Hunger – durch zwei Szenen. Am Anfang des Films wird Chaplin durch eine Maschine gefüttert, am Ende füttert Chaplin seinen Vorarbeiter, der in einer Maschine feststeckt – es ist schließlich Pausenzeit!
Was wäre ein Stummfilm ohne Musik…
Musikalisch war das Ganze auch eine große Entdeckung für mich. Die Musik ist zum Großteil ebenfalls vom umtriebigen Charlie Chaplin. Es gibt depressive Passagen genau so wie lustige Tänze. Der große Song, der den Film trägt – von dem ich auch nicht wusste, dass er aus diesem Film ist- “Smile”! Ich kenne eher die Version von Nat King Cole von 1954, bin aber total angetan von der Originalversion. Romy findet ja, dass die warme, samtige Stimme von Gregory Porter, der aktuell mit einem Nat King Cole-Programm tourt, auch gut passt:
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Der Song wird getragen von einem großartigen Orchester: den Dortmunder Philharmonikern. Unter dem Dirigat von Stefanos Tsialis spielen sie so gefühlvoll – Chaplin hätte es sicherlich gemocht.
Chaplin, der selbst keine Noten lesen konnte, hat die komplette, wunderbare Musik seinen musikalischen Sekretären vorgesummt, gespielt sowie pantomimisch dargestellt – und sie mussten das dann aufschreiben. Einfach ein beispielloses Gesamtkunstwerk – Film und Musik!
Stummfilmkonzerte in Dortmund
Nächste Saison hat das Konzerthaus Dortmund gemeinsam mit den Dortmunder Philharmonikern einen weiteren Klassiker im Programm: “Panzerkreuzer Potemkin”. Wie Schade, dass es immer nur eine Aufführung gibt! Die Karten des Stummfilmkonzerts kosten auf allen Plätzen gleich. Wer zuerst kommt, sieht am Besten. Die Karten können ab Spielzeitbeginn käuflich erworben werden.
Details
Orginaltitel: Modern Times
Erscheinungsjahr: 1936
Länge: 89min
Regie: Charles Chaplin
Drehbuch: Charles Chaplin
Produzent: Charles Chaplin
Musik: Charles Chaplin
Ein Arbeiter : Charles Chaplin
Ein Straßenmädchen: Paulette Goddard
Die Dortmunder Philharmoniker spielten am 09.04.2018 “Modern Times” im Konzerthaus Dortmund.
Dirigent : Stefanos Tsialis
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