Wein spricht, wenn man zuhört. In jedem Glas steckt eine Geschichte: vom Boden, vom Klima und von den Menschen dahinter. Beim WSET® Level 1 Award in Wines-Kurs auf Schloss Schellenberg in Essen habe ich Anfang Mai gelernt, diese Geschichten zu verstehen.
Es war ein Tag voller Eindrücke: das feine Klirren der Gläser, das konzentrierte Schweigen beim Riechen, die Freude, wenn jemand ein Aroma richtig beschreibt. Theorie und Praxis verschmolzen zu einem Erlebnis, das mich weiter in die Genusswelt rund um Wein hinein zog.
Dieses Seminar war kein trockener Unterricht, sondern der Beginn einer neuen Leidenschaft und meiner Genussreise, die noch immer andauert.
Lernen mit Stil im Schloss Schellenberg in Essen
Schon der Ort selbst war eine Einladung zum Genießen. Schloss Schellenberg liegt etwas versteckt im Grünen im Essener Süden. Ich trat durch das Tor und spürte sofort, “das heute wird ein guter Tag”. Das Schloss bot mir einen sehr stimmungsvollen Rahmen für einen Tag, der ganz dem Wein gewidmet war.



Im Kursraum im Obergeschoss der dort ansässigen Kochschule standen die Gläser bereits aufgereit, daneben Wasser und Spucknäpfe.

Unterrichtsmaterial und Notizblöcke lagen bereit. Es herrschte bereits ein reges Treiben, als ich als Letzte zu dieser für mich frühen Stunde eintraf.

Unsere Dozentin Betty begrüßte uns mit einem gewinnenden Lächeln und nach einer kurzen Vorstellungsrunde, bei der von Mitarbeitenden im Weinhandel bis hin zu privat Interessierten wie mir alles vertreten war, legten wir los. Der Tag wollte gut genutzt werden.
Was ist WSET® eigentlich?
Der Wine & Spirit Education Trust ist eine international anerkannte Ausbildungsorganisation mit Sitz in London. Sie vermittelt Weinwissen auf verschiedenen Levels – vom Einsteigerkurs bis hin zum Diploma für Wein, Spirituosen, Bier oder Sake.
Das Level 1 Award in Wines ist dabei der ideale Einstieg: ein eintägiger Kurs (auch online möglich), der die Grundlagen zu Rebsorten, Weinstilen, Verkostungstechniken und Foodpairing vermittelt. Praxisnah, verständlich und für alle, die Wein besser verstehen (und bewusster genießen) möchten.

Es gibt verschiedene Anbieter für WSET®-Zertifizierungen. Ich habe mich für die Deutsche Wein- und Sommelierschule, die Teil des Gastronomischen Bildungszentrums (IHK) Koblenz ist, entschieden. Diese bietet nicht nur in Koblenz, sondern auch oft in Hamburg, Berlin, Essen, Ulm sowie auf Schloss Salem oder in Neustadt an der Weinstraße Weiterbildungen an.
Modul |
Thema |
Inhalt |
|---|---|---|
1 |
Weinproduktion Die wichtigsten Phasen beim Traubenanbau und bei der Weinbereitung kennen |
Bestandteile der Traube, Traubenabbau, Klima, alkoholische Gärung, Produktion von stillen Weiß-, Rot- und Roséweinen |
2 |
Weintypen, Eigenschaften und Stile Die Typen, Eigenschaften und Stile sowohl der Weine von den wichtigsten Rebsorten als auch von speziellen Arten für Weine kennen |
Die wichtigsten Weintypen und -stile, wichtigsten Rebsorten, Beispiel für Weine der wichtigsten Rebsorten, andere Beispiele für spezielle Weinarten |
3 |
Lagerung und Servieren von Wein Die Prinzipien und Praktiken kennen, die mit der Lagerung un dem Servieren von Wein zu tun haben |
Lagerung von Wein, Serviertemperaturen, Wein servieren, Wichtigste Wechselwirkungen zwischen Speisen und Wein |
4 |
Wiederholung und Vertiefung |
Wiederholung aller Themenbereiche, Gelegenheit für letzte Fragen |
5 |
WSET® Exam Level 1 Award in Wines |
45 min, 30 Multiple-Choice-Fragen |
Tab. 1: Rahmenplan der WSET®1 Exam Level 1 Award in Wines
Theorie trifft Genuss: Von der Traube bis zum ersten Tasting
Das WSET® Level 1 Award in Wines ist als Einstieg konzipiert (Anfängerniveau), aber es überrascht, wie viel Tiefe selbst die Grundlagen haben können. Wir sprachen über die wichtigsten Rebsorten wie Chardonnay, Sauvignon Blanc, Riesling, Cabernet Sauvignon, Pinot Noir, Merlot, aber auch darüber, wie Klima, Boden und Ausbau (z.B. Holzfässer) den Geschmack beeinflussen. Doch auch, was alkoholische Gärung ist, wie Trauben angebaut werden, welche Stadien durchlaufen werden und wie Weiß- und Rotweine bzw. Rosé erzeugt wird.
Begonnen haben wir aber erstmal, eine Traube genauer zu betrachten und die Haut abzupeelen.

Doch erst beim ersten Tasting wurde klar, was das alles bedeutet. Ich lernte, bewusst zu riechen – nicht einfach „Frucht“, sondern Zitrus, Birne, weiße Blüten sowie die typischen Aromen den entsprechenden Rebsorten zuzuordnen. Ich lernte, Strukturen wahrzunehmen und zu beschreiben: Säure, Süße, Körper, Tannine und Alkohol.
Aha-Momente im Glas
Ein Glas Chardonnay brachte den ersten echten Aha-Moment. Die Dame neben mir behauptete, dass sie bei Weißweinen nur Chardonnay mögen würde. Dachte sie zumindest. Doch Betty zeigte uns an diesem Tag, wie viel Potential auch in anderen Weißweinen steckt.
Beim Rotwein wurde es noch spannender. Erstaunlich viele Frauen mögen keinen Rotwein, habe ich das Gefühl. Ich hingegen liebe Cabernet Sauvignon – kräftig, tief, mit Tanninen, die auf der Zunge dieses leicht pelzige Gefühl hinterlassen. Doch oftmals bestimmen nicht nur Textur und Gegend den Geschmack eines Weines, sondern auch Eindrücke und Erfahrungen aus der Vergangenheit. Nicht jeder Wein schmeckt jedem und das macht es so interessant. Weingenuss ist hochgradig ein subjektives Erlebnis.
Servieren, Öffnen & Food Pairing
Ein Teil des Kurses widmete sich auch dem, was oft unterschätzt wird: dem richtigen Lagern und Servieren von Wein. Vom kontrollierten Öffnen einer Flasche bis zur idealen Trinktemperatur. Es sind die kleinen Details, die den Genuss beeinflussen.

Ein leicht gekühlter Rotwein kann ebenso überraschen wie ein zu warmer Weißer. Wir übten das Flaschenöffnen mit einem Kellnermesser und lernten, warum verschiedene Gläser für verschiedene Weinstile sinnvoll sind, warum ein Glas sauber sein sollte und sogar, wie es richtig geputzt wird.

Dann kam der Moment, auf den viele gewartet hatten: das Food Pairing. Wie verändert sich ein Wein durch ein Stück Käse, eine Zitronennote oder etwas Salz? Schon kleine Bissen ließen den Geschmack im Glas völlig neu wirken. Ich habe an dieser Stelle für mich mitgenommen, dass Wein und Essen ein extrem spannendes Feld ist und dass ich noch viel zu wenig darüber weiß.
WSET® Level 1 ist mehr als ein Kurs
Am Ende des Tages war ich überrascht, wie viel ich gelernt hatte und wie sehr sich meine Wahrnehmung verändert hatte. Wein war für mich immer ein Begleiter zu gutem Essen, zu Reisen, zu Momenten. Jetzt wurde er selbst zur Reise. Zum Startpunkt einer ganzen Reihe an Genussreisen.
Doch zuerst musste ich mich der 45-minütigen Prüfung für den WSET® Level 1 Award in Wines stellen. 30 Multiple Choice Fragen in einem standardisierten, vorgefertigten Fragebogen warteten auf mich und mir stand trotz meiner guten Vorbereitung der Angstschweiß auf der Stirn. Welcher Wein kann nochmal Spargelaromen beinhalten? Welchen Einfluss hat wärmeres Klima auf die Aromen im Chardonnay? Bei welcher Temperatur serviert man am besten schlanke, leichte Rotweine?
Im Anschluss an die Prüfung schickte Betty die Fragebögen zur Auswertung nach London. Es hieß also zunächst einmal, Geduld zu bewahren und abzuwarten. Rund vier Wochen später erhielt ich mein Ergebnis sowie die Bestätigung der bestandenen Prüfung. Doch es dauerte noch viel länger, bis ich das offizielle Zertifikat und den dazugehörigen Pin (aus London) in den Händen halten konnte. Da wurde meine Geduld arg strapaziert.

Dennoch verließ ich Schloss Schellenberg mit einem neuen Blick auf das Glas in meiner Hand. Nicht elitär, nicht verkopft, sondern bewusster. Wein hat für mich mehr Tiefe und Bedeutung gewonnen. Darüber möchte ich einfach mehr lernen.
Meine Genussreise nach dem WSET® Level 1 geht weiter
Dieser Tag war also nur der Anfang. Mein Ziel? Weiterlernen, weiterschmecken, vielleicht beim WSET® Level 2 Award in Wines, vielleicht auf einer Weinreise durch Europa. Ich möchte Weine nicht nur trinken, sondern verstehen.
Wein ist Kultur, Handwerk und Emotion zugleich und ich freue mich darauf, all das auf meiner Genussreise weiterzuentdecken. Doch als Nächstes sollte ich mich erstmal dem Schaumwein, genauer gesagt dem Champagner, widmen.
Und Du?
Hast Du selbst schon einmal eine Wein-Weiterbildung oder sogar einen WSET®-Kurs absolviert oder überlegt, Dein Weinwissen zu vertiefen?
Schreib mir gern in die Kommentare, welche Weinerlebnisse Dich geprägt haben. Ich bin gespannt auf Deine Geschichten! 🍷





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