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Es fällt mir jedes Jahr schwerer, über diese Ausstellung zu schreiben. Nein, die Fotos sind nicht schlechter geworden – im Gegenteil. Sie werden aber immer bedrückender. Dieses Mal ist es leider auch nur ein Review geworden. Denn die World Press Photo-Ausstellung 2017 im Depot in Dortmund ist leider schon vorbei. Ich selbst habe es erst am vorletzten Tag der Ausstellung geschafft, mir die diesjährigen Preisträger anzusehen. Dabei finde ich es wichtiger denn je, die diesjährige Ausstellung zu besuchen. Die wichtigsten zeitgenössischen Themen werden von Fotojournalisten und Pressefotografen aufgegriffen und zeigen die oftmals traurige Realität unserer Erde.
World Press Photo-Ausstellung 2017 – Tagespolitisch
Dabei geht es vorrangig natürlich auch um die Flüchtlingskrise. Schicksale von Gruppen, die z.B. in überfüllten Booten übers Mittelmeer aus Libyen nach Europa flüchten. Dabei kommen immer wieder Menschen zu Tode. Menschen, die wiederum anderen Menschen nahe stehen und die diese betrauern, während sie selbst versuchen, auf der Flucht am Leben zu bleiben. Wo Fischer eine Rettungsweste zum überfüllten Schlauchboot voller afrikanischer Flüchtlinge rüberwerfen, um zu helfen. Aber auch das Leben in der Ost-Ukraine, die seit 2014 unter den Auseinandersetzungen prorussischen Separatisten und den ukrainischen Streitkräften zu leiden haben, wird eindrucksvoll dokumentiert.
Alltag, Sport und Natur
Neben langjährigen politisch-brisanten Projekten – wie die Dokumentation der Lage in der Ost-Ukraine oder die Evakuierung von Zivilisten in Aleppo nach einem Luftangriff, Serien wie die über die Ermordung des russischen Botschafters in der Türkei oder beeindruckende Einzelbilder wie die des Widerstands in Baton Rouge, verkörpert durch eine anmutige und zugleich mutige Frau, die sich der Polizeimacht entgegenstellt – finden auch wieder Alltagsthemen, Natur und Sport ihren Platz in der Ausstellung. Während die tagesaktuellen Bilder fast alle bekannt und nur zu oft auch alltäglich geworden sind, bilden die vor allem die Sportfotos ein Gegengewicht. Tennisspieler im Flug oder eine homosexuelle Rugby-Mannschaft, die weite Reisen auf sich nimmt, um Teil einer Liga homosexueller Mannschaften zu sein.
Auch die Naturfotos sind mit einer ungemeinen Ausdruckskraft behaftet. Vor allem Ami Vitale, die für National Geographic oft bedrohte Tierarten fotografier, hat wieder einmal beeindruckende Bilder geliefert. Dieses Mal ging es um die schwierige Fortpflanzung der schwarz-weißen Bären (Große Pandas), die bekanntlich eher träge sind. Ami Vitale gelingt eine Serie, die zwischen Ernsthaftigkeit und Humor die komplette Bandbreite zeigt. Einerseits wird die Fragilität des neugeborenen Pandalebens klar, andererseits auch die Absurdität, mit der vor allem China versucht, die Pandas vorm Aussterben zu bewahren. Aufrütteln sollte uns aber ein einzelnes Foto einer Schildkröte, die schwimmend gefangen ist in einem Plastiknetz. Die Verschmutzung der Erde nimmt massiv zu und gefährdet unsere Umwelt und somit auch uns.
Entdeckte Trends in der Fotografie
Beeindruckend und eher stark an Filmsettings erinnert eine Serie von den Philippinen, die schonungslos überfüllte Gefängnisse, aber auch Morde auf offener Straße zeigt – beides auf das Durchgreifen von Präsident Duerte zurückzuführen. Er will angeblich sogar Auftragskiller engagiert haben, um die Drogenkriminalität auf den Philippinen einzudämmen. Ähnlich starke Farben und Kontraste scheinen überhaupt ein Thema für die World Press Photo-Ausstellung 2017 zu sein. Mehrere Fotos und Serien wurden von den Fotografen in ähnlicher Art bearbeitet. Ich bin gespannt, wie lange dieser Trend anhalten wird.
Bedrückend ist eine Reihe von Fotos von brasilianischen Kindern, die während der Schwangerschaft dem ZIKA-Virus ausgesetzt waren und Kopfmissbildungen davon trugen. Unterstrichen wurde dieses Gefühl durch die harten Kontraste der Schwarz-Weiß-Fotos, dem zweiten Trend. Traurigkeit löste hingegeben ein Foto aus einer chinesischen Gymnastikschule aus, bei der kleine Mädchen Zehenübungen absolvierten. Der Blick des einen Mädchens scheint die Kamera anzuflehen, sie doch von diesem Elend (oder ist es Langeweile) zu befreien. Die schwarz-weiße Serie über eine Kanadiern, die ohne Beine und Arme geboren wurde und sich an Fitnessgeräten quält, weckt Bewunderung in mir. Die Geräte hat sie für sich so angepasst, dass sie CrossFit betreiben kann.
Weitere Termine der Ausstellung
Wer seine Augen vor der Welt nicht verschließen möchte, sollte definitiv diese World Press Photo-Ausstellung 2017 besuchen. Sie ist weltweit bis März 2018 an verschiedenen Orten zu Gast. Leider ist sie in Dortmund schon gewesen, aber in Deutschland ist sie bis 22.06.2017 noch in Berlin und vom 17.02.-11.03.2018 (!) in Oldenburg. Wer nicht so lange warten kann, bei unseren Nachbarn in den Niederlanden macht die Ausstellung noch in Amsterdam, (bis 09.07.), Zutphen (14.07.-06.08.), Alkmar (14.07.-20.08.), Eindhoven (14.09.-06.10.), Maastricht (20.10.-12.11.) sowie in Rotterdam (07.-28.01.2018) Halt. Auch in der Schweiz, in Italien, Polen, Belgien, Österreich und Dänemark steht die World Press Photo-Ausstellung 2017 in den Startlöchern. Alle Termine befinden sich auf der Website der World Press Photo Foundation.
Fotos (bis auf wenige Ausnahmen): Simon Bierwald, Indeed Photography auf der Eröffnungsfeier der Ausstellung am 05.05.2017, zu der DEW21 eingeladen hatte. Ich selbst war an dem Abend wegen der Mercure Weinlese verhindert.
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