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Ich war im Theater Dortmund und habe “Die schwarze Flotte” gesehen – und das lässt mich gar nicht mehr los. Als ich im Sommer die Programmvorstellung besucht habe, hatte Anne-Kathrin Schulz erzählt, dass sie aus der Recherche von Correctiv ein Theaterstück geschrieben hat. Ein einziger Schauspieler, der einen fast zweistündigen Monolog hält. Keine weiter Handlung, keine Liebesgeschichte, keine verwobenen Handlungsstränge. Anstrengend, war das Erste, was ich gedacht habe. Ob das funktioniert?
Es funktioniert! Von Anfang an. Anne-Kathrin Schulz hat ein gutes Händchen bewiesen. Der einzige Schauspieler auf der Bühne, Andreas Beck, ist großartig!
Das, was wir im Megastore von Kay Voges (Regie) sehen, untermalt mit der Musik von Tommy Finke und der Videoart von Julia Gründer, Mario Simon und Tobias Höft, ist Megatheater!
Handlung des Stücks “Die schwarze Flotte”
Andreas Beck kommt auf die Bühne und erzählt davon, dass er, wie immer, morgens die Nachrichten gesehen hat. Hier waren, wie im Moment so oft, die üblichen Bilder von Flüchtlingen zu sehen. Zitternd und entkräftet, in Decken gehüllt, wie sie in Italien von einen Schiff an Land gebracht werden. Der Redakteur guckt so nebenbei die Bilder, die wir alle schon viel zu oft gesehen haben. Und auf einmal bleibt er an einen Detail im Hintergrund hängen. Die kommen da gar nicht von einen Schlauchboot oder einen Fischerboot – die kommen aus einen riesigen Kahn! Einem hochseetauglichen Frachtschiff. Ein Schiff, das Ladung von A nach B fährt, das vor dieser Fracht Fracht hatte und davor – und einen Besitzer!
Damit wird die Richtung der Recherche klar. Wir suchen den Besitzer eines Hochsee-Cargo-Unternehmens, welches Flüchtlinge, Drogen oder Waffen verschifft.
Zuerst denkt man, bei einen so großen Schiff kann das ja nicht all zu schwer sein. Nach vielen Briefkastenfirmen, Firmen auf den Marshallinseln und anderen Verschleierungen ist klar – die Recherche ist ein Fass ohne Boden. Was dann noch kommt, solltet ihr selbst sehen!
Fazit
Das Stück ist großartig. Andreas Beck ist so präsent und authentisch, dass wirklich ein Vergnügen ist, ihn zu erleben. Das Ganze ist ein Krimi, der viele Fragen stellt.
Die Frage nach der Moral. Die Ware Mensch ist für so einen schrottreifen Kahn ideal. Man könnte so ein Schiff verschrotten, zum Beispiel in Indien. Da bekommt man dann vielleicht 300.000 Dollar, muss aber auch erst nach Indien. Wenn man das Schiff wie in unserem Beispiel mit 375 Flüchtlingen belädt, die alle zwischen 3.000 und 5.000 Dollar bezahlen, sind das schon 1,12 bis 1,87 Millionen Dollar. Für die einzige Ware, die im Voraus bezahlt (wird) und nicht erst, wenn die Ware wohlbehalten in Ordnung ankommt, wie zum Beispiel Drogen. Die Flüchtlinge zahlen – auch wenn sie gar nicht ankommen.
Die Frage danach, wer am Meisten daran verdient. Was ist denn wirklich der Unterschied zwischen der weissen (die weisse Flotte verschifft die legalen Waffentransporte) und der schwarzen Flotte?
Zum CORRECT!V
Correctiv ist ein Recherchezentrum. Das Erste in Deutschland.Und wenn ihr glaubt, ihr habt den Namen schon mal gehört – genau das sind die, die bei Facebook nachrecherchieren, und auch die, die die Reporterfabrik gegründet haben. Institutionen, die Fakten recherchieren beziehungsweise uns alle etwas sensibler machen wollen, nicht alles zu glauben, aber alles zu hinterfragen.
Nie zuvor war die veröffentlichte Meinung vielfältiger. Nie zuvor war die veröffentlichte Meinung unqualifizierter. Wir möchten einen Wandel einleiten. Den Wandel zur redaktionellen Gesellschaft.
David Schraven
Schaut doch mal bei Correktiv.org vorbei und informiert euch oder helft ein wenig mit.
Um es ganz prosaisch zu sagen: Im Kampf David gegen Goliath braucht David mehr Steine.
Details
“Die schwarze Flotte”
Frei nach einer Recherche von Cecilia Anesi, Frederik Richter, Giulio Rubino und David Schraven (CORRECT!V)
Hauptdarsteller: Andreas Beck
Regie und Bühne: Kay Voges
Autorin: Anne-Kathrin Schulz
Kostüme: Mona Ulrich
Komposition: Tommy Finke
Dramaturgie: Michael Eickhoff
Videoart: Mario Simon
Licht: Sibylle Stuck
Nächste Möglichkeit, das Stück zu sehen: Wiederaufnahme im Schauspielhaus Dortmund (Hiltropwall) am 18.01.2018 sowie am 03.02.2018, weitere Termine sollen folgen
Preise
15 Euro
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