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Es mussten etliche Jahre vergehen, bis ich wieder einer Inszenierung begegnet bin, die mich in den Maßen berührt hat. Es handelt sich dabei um Robert Wilsons Interpretation von E.T.A. Hoffmanns Schauerroman „Der Sandmann“.
Worum geht es bei “Der Sandmann”
Kurz gesagt geht es in dem Roman um den Studenten Nathanael, der aufgrund eines Kindheitstraumas allmählich in eine Wahnwelt abdriftet und letztendlich Selbstmord begeht. Wilson legt den Focus dabei auf Nathanaels vergebliche Liebe zu der Automatenpuppe Olympia.
Was macht diese Inszenierung nun zu etwas ganz besonderem?
Auf dem ersten Blick wirkt alles wie ein Horror-Musical, ähnlich wie die Horror Picture Show; doch das ist es eben nicht! Robert Wilsons Arbeit steht für Regie-Theater par excellence. Er zaubert mit ausgefeilter Lichttechnik und Choreografie ein immens dichtes und sehr emotionales Theater. Die Figuren, in angedeuteten Biedermeier-Kostümen, werden von den Schauspielern in artifizieller Form dargestellt. Sie wirken in Gestik, Mimik und Sprache überzeichnet und bringen dies doch mit einer phänomenalen Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit auf die Bühne. In all ihrer Puppenhaftigkeit wirken die dargestellten Figuren lebendig.
Hinzu kommt ein Soundtrack, von Anna Calvi komponiert, der Ohrwurmcharakter hat und dem Stück noch mehr Tiefe gibt. All diese Elemente greifen wie ein Räderwerk ineinander. Es ist das Perfekte und das Ästhetische, was den Zuschauer so in seinen Bann zieht. Es ist dieses klar gezeichnete Bühnenbild und es sind diese großartigen Schauspieler, die so fesseln.
Ich will hier nicht in Schwärmereien verfallen… aber diese Inszenierung ist einfach ein grandioses Gesamtkunstwerk. Egal, wie oft man es anschaut… es büßt nichts an seinem Zauber ein.
Details
Düsseldorfer Schaupielhaus
Gustaf-Gründgens-Platz 1
40211 Düsseldorf
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