Jedes Jahr im November stellt die Deutsche Bahn im Rahmen von “Mobilität erleben” die Neuigkeiten für das kommende Jahr und langfristige Pläne vor. 2020 fand “Mobilität erleben” virtuell statt. Nicht minder spannend. Die wichtigsten Neuigkeiten habe ich für Dich zusammengefasst.
- Rückblick auf ein turbulentes 2020
- Strategie “Starke Schiene”
- “Mobilität erleben” – Fahrplanwechsel 2020/21
- “Mobilität erleben” – Neuigkeiten im & zum Zug sowie am Bahnhof
- Neue und verbesserte Apps fürs moderne Reisen
- New Mobility – Mobilitätskonzepte abseits der Schiene
- Weitere Neuigkeiten für Stuttgart
- Ausblick in die Zukunft
Jedes Jahr veranstaltet die Deutsche Bahn eine Produktshow namens “Mobilität erleben” zu ihren Neuigkeiten, Veränderungen, Verbesserungen und vieles mehr aus dem Bahnuniversum. Die letzten Jahre war ich dafür gerne Gast in Berlin und testete den ICE 4 zum Beispiel 2016 vorab. Doch dieses Jahr ist bekanntlich alles anders und so fand “Mobilität erleben” 2020 komplett virtuell statt. Knüppelvolle zwei Stunden, in denen die Deutsche Bahn Neuigkeiten rund ums Bahnreisen 2021 präsentierte. Diese News und meine Eindrücke habe ich für Dich hier zusammengefasst.
Rückblick auf ein turbulentes 2020
Zur Begrüßung stimmten uns die Vorstände der Deutschen Bahn, Dr. Michael Peterson (Vorstandsvorsitzender DB Fernverkehr) und Stefanie Berck (Vorstand Marketing DB Fernverkehr), auf die kommenden Stunden ein. Wie das Jahr gut startete und Verspätungen auf einmal das geringste Problem des Bahnkonzerns wurden. Dabei wurde das gute Team aller Bahner gelobt, auf die Erfolge 2019 eingegangen und auch das Wachstum an Fahrgästen Anfang 2020 (+10% ggü. 2019), als die MwSt. von 19% auf 7% abgesenkt wurde. Doch dann kam Corona…
Auch die Bahn stand vor der schwierigen Aufgabe, wie sie mit der Situation umgeht. Doch bald war klar, dass weitergefahren wird. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist und war das auch sinnvoll. Denn die Bahn ist stark fixkostenlastig. Es nimmt sich also bei den Kosten nicht viel, ob die Bahn fährt oder steht. Auch eine geringe Auslastung hilft daher, variablen Kosten zurückzuverdienen und somit einen Beitrag zur Fixkostendeckung zu leisten. Über 300 ICEs können außerdem nicht einfach abgestellt werden! Ein Runterfahren sowie später Anfahren des deutschlandweiten Betriebs würde mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Außerdem müsste wie auch bei Hotels und Gaststätten immer ein Mindestmaß an Betrieb aufrecht erhalten werden (Wasserkreisläufe, Klimaanlagen,…), um einer Verpilzung/Verkeimung vorzubeugen.
Es lag also auf der Hand weiterzufahren – mit einem Grundangebot von 75% während der ersten Maßnahmen zur Coronakrise im Frühling 2020. Denn die Bahn versteht sich selbst auch als Rückrat der Mobilität. Mit diesem Grundangebot sollte die Mobilität für Deutschland aufrecht erhalten werden. Somit wurde sichergestellt, das auch in schwierigen Situationen die Menschen von A nach B kamen.
Mehrfahrtentickets – neue Tickets als schnelle Lösung
Kurzfristig konnte die Bahn auch auf die Krise reagieren und hat gezeigt, dass sie durchaus auch agil sein kann. Sie haben somit wichtige Impulse gesetzt. Die Herausforderung dabei: die Produkte sind auf das “Vielfahren” ausgelegt, was im Frühling fast zum Erliegen kam. Sie führten daher ein 10er Ticket für den Nahverkehr und ein 20er Ticket für den Fernverkehr ein. Beide ganz flexibel einsetzbar und zu 2/3 der Kosten des normalen (Monats-)Tickets. Die Tickets können auf allen bekannten Wegen (Reisezentrum, digital, …) erworben werden.
Hygienemaßnahmen
Verlässlichkeit war und ist also das Credo für die Deutsche Bahn in 2020 und darüber hinaus. Verlässlichkeit bedeutet aber auch Sicherheit sowie sicheres Reisen. Dabei zählt dieses Jahr neben den Sicherheitsvorschriften natürlich auch die Hygiene. Zum Schutz von Reisenden und Mitarbeitenden soll und darf Reisen nicht zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Eine Studie der Charité hat nach Eigenaussage gezeigt, dass die eingeführten Maßnahmen greifen. Zugbegleiter*innen können unter annehmbaren, sicheren Rahmenbedingungen arbeiten. Das Reisen mit der Deutschen Bahn ist unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen somit auch für Gäste ein akzeptables Risiko.
Strategie “Starke Schiene”
Die Deutsche Bahn ist positiver Dinge, dass die Nachfrage nach ihrem Angebot auch nach der Krise wieder zurück kommt. Denn Deutschland braucht eine nachhaltige Mobilität und das ist ohne Zugverkehr nicht denkbar. Bereits jetzt fährt die Deutsche Bahn mit bis zu 60% Ökostrom auf das gesamte Netz bezogen und zu 100% im Fernverkehr seit bereits 2018. Sie leisten somit einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Leider soll es noch bis 2038 dauern, bis konzernweit die 100% Ökostrom erreicht werden.
Doch die Deutsche Bahn investiert nicht nur in den Ausbau von Angebot und Verbindungen sowie Klimaschutz. Sie möchten auch, dass das Produkt und der Service besser wird und haben für “Mobilität erleben” virtuell einiges vorbereitet, wie das Reisen heute und in den kommenden Monaten aussehen wird – auf jeden Fall digitaler und sicherer in der Interaktion zwischen Reisenden und Mitarbeitenden soll es werden unter der Strategie “Starke Schiene”.
Mit den vorgestellten Innovationen setzt die Deutsche Bahn notwendige Impulse für die dringend notwendige Verkehrswende. Die Strategie “Starke Schiene” sehen sie dabei als zentralen Bestandteil vernetzer Mobilität, die damit einen entscheidenden Beitrag zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands leistet. Nun liegt es an der Bahn selbst, Menschen vom Vorteil des Bahnfahrens zu überzeugen und perfekte Gastgeber zu werden.
Digitale Stellwerke
2020 hat die Deutsche Bahn zwölf Milliarden Euro in die Schiene investiert. Das sind 1,9 Milliarden mehr als im vergangenen Jahr. Auch im kommenden Jahr wollen sie massiv investieren. Dazu gehört auch, die Infrastruktur zu digitalisieren. Zehn Bahnknoten sollen 2021 mit digitalen Stellwerken ausgestattet werden. Der erster digitale Bahnknoten Deutschlands wird dabei Stuttgart werden. Das bedeutet am Ende: Mehr Kapazität und somit mehr Verbindungen in Deutschland.
“Mobilität erleben” – Fahrplanwechsel 2020/21
Am 12. Dezember 2020 findet der traditionelle, jährliche Fahrplanwechsel statt, der mit neuen Angeboten und neuen Verbindungen sowie neuen Fahrzeugen, mehr Platz und Komfort verspricht. Mehr Platz also, um Abstand zu halten und damit sicheres Reisen zu ermöglichen. Die Tickets dafür sind bereits seit dem 13. Oktober 2020 erhältlich.
Der erste Schritt zum Deutschlandtakt
Erstmals live erlebbar: der Deutschlandtakt. 2019 vorgestellt, soll er bis 2030 komplett eingeführt werden und bereits zum diesjährigen Fahrplanwechsel werden wir erste Schritte zur Implementierung sehen. Ab 12.12. sollen auf der Strecke Hamburg-Berlin zwischen 6 und 22 Uhr halbstündig Züge fahren – bis zu 60 Züge pro Tag (bisher 46). Sukzessive sollen weitere dieser hochfrequenten Verbindungen eingeführt werden. Ein Vorgeschmack auf den Deutschlandtakt.
Zum Beispiel die Strecke München-Zürich mit dem Eurocity-Express. Die Strecke wurde komplett elektrifiziert und somit sollen Reisende auf täglich bis zu 12 Fahren schneller ans Ziel kommen. Anfang 2021 soll die Fahrzeit vier Stunden betragen, Ende 2021 nur noch 3 1/2 Stunden und somit eine Stunde schneller sein als vor dem Fahrplanwechsel.
Auch werden wieder mehr Direktverbindungen zwischen Bonn und Berlin eingeführt (14 statt bisher 4) – sollen so die Politiker auf die Schiene gebracht werden? Ich bin gespannt. Auf jeden Fall wird damit auch die Strecke Berlin-Ruhrgebiet/Rheinland gestärkt, die mich als in Dortmund Lebende betrifft. Es ist eine der am stärksten frequentiertesten Strecken und war auch im Sommer eine der Strecken, die ich eher versucht habe zu meiden, da es dort kaum möglich war, Abstand zu halten. Auch Neuss und Mönchengladbach werden dann täglich angefahren. Als neuer ICE-Halt kommt Erkelenz hinzu.
Mit dem Stärken der drei Achsen werden insgesamt täglich 13.000 neue Sitzplätze in neuen Zügen geschaffen. Zwischen Berlin und Köln werden dabei die neuen siebenteiligen ICE 4 mit jeweils 444 Sitzplätzen (+17% mehr als bisher beim ICE 2) eingesetzt. Es können nun auch Fahrräder im ICE mitgenommen werden.
Verstärkung touristischer Ziele
Auch wenn Tourismus und private Reisen nicht gerade in jedermanns Fokus sind, so baut die Deutsche Bahn dennoch kontinuierlich ihr Angebot und ihren Takt aus, versucht Lücken im Takt zu schließen. Täglich wird mit dem neuen Fahrplan ein Eurocity von Berlin über Breslau nach Krakau rollen. Falls Wintersport möglich sein sollte, kommst Du an Samstagen im Winter ohne Umstieg von Berlin nach Tirol (über Erfurt und Würzburg).
Ganzjährig statt saisonal sollen nun auch die Küsten an Nord- und Ostsee häufiger mit ICEs sowie ICs angefahren werden. Zusätzlich kommt auch der Freizeitspaß im neuen Fahrplan nicht zu kurz. Erstmalig wird nun der Europa-Park Rust (Ringsheim) vom Fernverkehr angefahren. Zwei Mal täglich werden hier Züge halten. Um den Takt zu schließen, kommt eine zusätzliche ICE-Verbindung zwischen Hamburg, Kassel und München hinzu, damit auch Lüneburg, Uelzen, Celle und Augsburg von mehr Direktverbindungen profitieren können.
XXL-ICE 4
Der XXL-ICE sind neue ICE 4-Züge, die aus 13 Wagen bestehen und 918 Sitzplätze beinhalten sollen – mehr als jeder anderer ICE. Erstmalig kommt ein XXL-ICE am 13. Juni 2021 auf der Strecke Hamburg-Frankfurt-Basel-Zürich-Chur zum Einsatz. Züge zwischen NRW und München sollen im September 2021 folgen. Der “Kurze” kommt bereits ab Dezember 2020 zwischen Berlin und Düsseldorf/Köln zum Einsatz, so dass ab dann auch Fahrräder (Reservierung erforderlich) mitgenommen werden können.
“Mobilität erleben” – Neuigkeiten im & zum Zug sowie am Bahnhof
Neben dem XXL-ICE 4 gibt es weitere Neuigkeiten rund um ICEs und Züge im Allgemeinen. Übrigens bekommen die sich immer noch im Einsatz befindlichen ICE 1, die nun bereits seit 30 Jahren fahren, auch einige Modernisierungen. Dazu ist ein neuer ICE in Auftrag gegeben worden. Er soll schon ab Ende 2022 im Einsatz sein und auf den Hochgeschwindigkeitstrassen zwischen Dortmund und München mit bis zu 320 km/h eingesetzt werden.
Damit wird die Flotte der Deutschen Bahn weiter ausgebaut, um dem steigenden Bedarf an umweltfreundlichen Reisemöglichkeiten Rechnung zu tragen. Von heute rund 300 ICEs soll der Bestand bis 2026 auf 2026 wachsen.
Die bei der letzten “Mobilität erleben” 2019 bereits vorgestellten neuen Sitze für den ICE 4 und die modernisierten ICE 3 werden seit Juli 2020 im Werk München eingebaut. Coronabedingt leider etwas verzögert. Doch bald solen die ca. 60.000 Sitze mit u.a. weicherer Polsterung und Armlehnen flächendeckend für alle Gäste erlebbar sein. Diese Verbesserung wurde aufgrund von zahlreichem Kundenfeedback vorgenommen. Noch nicht ausgelieferte ICE 4s erhalten direkt die neuen SItze ab Werk.
WIFI@DB – WLAN an Bord
Ich arbeite gerne von unterwegs, denn meist bin ich extrem produktiv in der Bahn. Kaum Ablenkung und auch auf immer mehr Strecken funktioniert das WLAN an Bord der Deutschen Bahn sehr gut. Alle ICEs sind mittlerweile mit “WIFI@DB” ausgestattet. Auch alle DB Lounges und mehr als 100 Bahnhöfe sind mittlerweile damit ausgestattet (bis Ende 2020 >130), viele ICs Wagons ebenfalls, erste Regionalzüge sowie die IC-Busse. 2021 werden weitere folgen.
Connectivity Radar
Manchmal ist es ja ganz entspannend, auch ohne Internet zu arbeiten, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – auch im Zug. Doch wenn ich mehrere Stunden im Zug sitze, dann ist ein Internetzugang unabdingbar. Auf meinen Hauptstrecken – wie Dortmund-Hamburg – kenne ich die Lücken des Netzes mittlerweile sehr gut und kann mich gut darauf einstellen. Auf anderen Strecken hingegen ärgere ich mich dann wieder, dass das Netz nicht funktioniert und fluche vor mich hin. Ich gehöre damit zu den 80 Prozent der Reisenden, die laut Bitkom “nicht ohne ihr Smartphone leben können”.
Dafür wird nun in mehreren Stufen im ICE Portal der Connectivity Radar eingeführt, um Reisenden mehr Infromationen zur Internetverfügbarkeit während der Reise zu geben. Dort fließen Daten aus mehr als 600 WLAN-Systemen aus ICEs und ICs zusmmen und ermöglichen eine Aussage über die aktuellen Internetanbindung des Zuges und wie sich dies im Laufe der Reise möglicherweise ändert. Dazu kommen Hintergrundinformationen, die zu mehr Verständnis auch für technische Herausforderungen wie WLAN bei 300 km/h im Tunnel führen sollen.
Bordgastronomie – Bestellen am Platz
Auch beim leiblichen Wohl gibt es Neuigkeiten. Der Am-Platz-Service der ersten Klasse wird nun digital und auch für 2. Klasse möglich werden. Ab 2. Halbjahr 2021 soll der neue digitale Bestellservice in ausgewählten ICE-Zügen getestet werden. Dabei soll es Gästen möglich sein, über ihr Smartphone Speisen und Getränke online einzusehen und zu bestellen. Bestellen am Platz soll über das ICE-Portal integriert werden.
Wie wir alle hoffen, 2021 wieder zumindest durch Europa gefahrlos reisen zu können, so setzt auch die Deutsche Bahn auf das Thema Europa – und zwar in der Bordgastronomie. Dort zeigt sie in Aktionsgerichten die Speisevielfalt Europas. In zweimonatigem Wechsel präsentiert sie kulinarisch Länder und Regionen in Form von Suppen, Snacks und Hauptgerichten – z.B. Mehlspeisen aus Österreich, Pasta aus Italien odder Schmorgerichte aus Frankreich. Ich bin jetzt schon hungrig.
Neues Screendesign & bessere Reiseinformationen
Ab 2021 erhalten auch die Screens in den Fernverkehrszügen ein überarbeitetes und moderneres Design. Sprich, die Monitore innerhalb des Zuges wurden grundlegend überarbeitet, so dass Du auch unabhängig vom Smartphone über die aktuelle Fahrt und Deine Anschlüsse informiert bleibst. Es soll aber dennoch leicht zu erkennen sei und mehr Orientierung im Zug bieten. Das Design wurde regelmäßig mit Nutzern vorab getestet. Ich bin schon gespannt, ob mir die Änderungen sofort auffallen.
Doch nicht nur im Zug, sondern auch am Bahngleis und in den Bahnhören soll es einfachere, verlässlichere Informationen geben. Ein erster Schritt war die 2019 bereits angekündigte neue Stimme für verständliche Durchsagen. Seit Anfang 2020 sorgt Heiko Grauel mit moderner Text-to-Speech-Technologie für deutlichere Ansagen am Bahnhof. Die Reisendeninformationen wurden grundlegend verbessert und nach eine Pilotphase an bereits 170 Bahnhöfen in sechs Bundesländern eingeführt. Bis 2022 sollen alle etwa 900 größeren Bahnhöfe von den Neuerungen profitieren.
Zu den Neuerungen gehören übersichtlichere Anzeigen im Bahnhofsgebäude, an den Zugängen zu den Bahnsteigen und auch auf diesen – z.B. Wagenreihung als stilisierter Zug, Piktogramme sowie Verspätungsanzeigen mit neuer Abfahrtszeit. Die ersten Änderungen am Bahnsteig konnte ich seit einigen Wochen schon in Nordrhein-Westfalen sehen.
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Neue und verbesserte Apps fürs moderne Reisen
Zum modernen Reisen gehört für viele Menschen auch die Nutzung diverser Apps als digitale Reisebegleitung mit dazu. Die Bahn arbeitet stetig an Verbesserungen und neuen Apps, um noch digitaler zu werden und mehr digitale Serivces anbieten zu können. In diesem Bereich waren bei “Mobilität erleben” virtuell viele Neuigkeiten dabei.
DB Navigator – 10 Jahre und die beliebteste Bahn-App
Der DB Navigator ist mit Abstand die beliebteste App aus dem Bahnunviersum (in 2019 pro Monat ca. 3,8 Mio. Tickets verkauft). Sie wird regelmäßig weiterentwickelt, getestet und um weitere Funktionen ergänzt. Ich selbst nutze gerade eine Beta-Version eines neuen DB Navigators. Doch auch die “normal” im App Store verfügbare App hat im Oktober einige Designupdates sowie ein neues App-Icon bekommen und neue Möglichkeiten stehen in den Startlöchern.
Als besonders hilfreich und nützlich in der aktuellen Zeit ist das kontaktlose Einchecken im Zug mit dem Komfort Check-In im DB Navigator, das eine Fahrkartenkontrolle durch das Bordpersonal überflüssig macht und so Deine Kontakte reduziert.
Um den günstigsten Ticketpreis zu finden, wird nun die sog. Bestpreissuche in den DB Navigator integriert, die Dich bei der Reiseauskunft den neidrigsten Preis des Tages finden lässt. Darüber hinaus benachrichtigt die App Dich nicht nur bei Verspätungen, sondern auch bei Änderungen vor und während Deiner Reise, wenn z.B. Baustellen Fahrplanänderungen nötig machen oder ein Gleiswechsel ansteht, inklusive proaktiven Push-Nachrichten zu alternativen Verbindungen.
Außerdem können über die App nun auch Tickets für über 40 Nahverkehrsverbünde gekauft werden – alles aus einer Hand für Dein Reiseerlebnis, ohne weitere Apps installieren zu müssen, ohne weitere Registrierungen und ohne, dass Du Deine Tickets in mehreren Apps verwalten oder vorzeigen musst. Für mich ganz klar ein starkes Argument, um den Navigator der Deutschen Bahn auch weiterhin zu nutzen.
DB Streckenagent – das Tool für Pendler & Vielfahrer
Der DB Streckenagent ist besonders für Pendler und Vielfahrer interessant. Hier kannst Du Strecken hinterlegen, die Du regelmäßig fährst und Dich per Push-Nachricht auf Dein Smartphone zum aktuellen Stand auf dieser Strecke informieren lassen – Verspätungen, Zugausfälle, Störungsmitteilungen, Baustelleninformationen. So behältst Du feste Strecken im Blick.
Nicht nur im Fernverkehr, sondern seit August 2020 auch für den Nahverkehr. Die App bietet alternative Reisewege (auch Ersatzbusse) an für eine bestimmte Verbindung oder für Fahrten in einem festen Zeitintervall (bis zu 2 Stunden). Die perfekte Ergänzung zum DB Navigator.
Im Januar 2021 erscheint die neu überarbeitete App im App Store, die bei “Mobilität erleben” virtuell das erste Mal vorgestellt wurde. Der komplette Bereich für persönliche Alarme wurde überarbeitet und so kannst Du die Pendler-Alarme bequem pausieren. Du willst die App vorab in einer Beta-Version testen, dann bewirb Dich jetzt.
Tickin
Mit Tickin veröffentlicht die Deutsche Bahn eine neue App, die innovativ und smart sein soll. Aktuell steht sie nur Kunden des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN) zu Verfügung. Rund um Mannheim testet die Bahn dort, wie Du noch leichter an Dein Ticket kommst, ohne große nach der richtigen Tarifzone oder nach dem günstigsten Ticket suchen zu müssen. Die Bahn ist bereits im Gespräch mit weiteren Verkehrsverbünden. Hoffentlich gibt es die App also auch bald in Deiner oder meiner Nähe.
Ähnlich wie z.B. die Oyster Card in London berechnet die App die günstigsten Verbindungen und rechnet diese am Monatsende ab, so dass auch Wochen- und Monatskarten berücksichtigt werden können. Dafür musst Du Dich einmal registrieren und bei Fahrtbeginn Dich durch einen Wisch einchecken (“Check-In”). Die App verfolgt dann den Fahrtverlauf im Hintergrund basierend auf GPS- und Schrittzählerdaten Deines Smartphones. Das Auschecken erfolgt dann automatisch (“Be Out”), worüber Du per Push-Nachricht informiert werden. Die App berechnet so nur das, was Du wirklich gefahren bist – aktuell nach VRN eTarif, ermittelt aus der Luftlinienentfernung zwischen Start und Ziel.
Verbundtickets im DB Navigator (PUNK)
Wenn Du auch so viel unterwegs bist wie ich, also bevor alles in unseren Leben durcheinander gewirbelt wurde, dann hast Du sicherlich auch mehr als eine App für den Nahverkehr auf Deinem Smartphone. Überall dann wieder einen Account anlegen, Zahlungsdaten hinterlegen und dann sich durch den Tarifdschungel navigieren – muss jetzt aber auch nicht sein. Daher ist der DB Navigator auch hier empfehlenswert. Denn mittlerweile sind insgesamt 41 Vekehrsverbünde (>90% der in Verbünden lebenden Einwohner Deutschland somit abgedeckt) integriert, über die Du direkt auch ein Ticket kaufen kannst.
Seit Oktober 2020 kann sogar für den VVS (Verkehrsverbund Stuttgart) eine Zeitkarte bzw. ein Abo direkt im DB Navigator gekauft werden – mit monatlicher oder jährlicher Zahlung. Das Ticket ist dann personalisiert, mit Deinem Foto direkt im DB Navigator gespeichert. Du brauchst also keinen Ausdruck oder Chipkarte mehr. Der DB Navigator wird immer mehr zur One-App-Fits-All-Lösung für Mobilität in Deutschland.
Digitale Sprachassistenten
Neben den Apps entwickelt die Deutsche Bahn auch die Skills für Sprachassistenen (so ähnlich wie Apps fürs Smartphone) weiter. Bereits seit 2016 stellte sie dazu den Alexa Skill vor, jetzt folgt der Google Assistant. Damit können Informationen auch über Sprachassistenten auf diversen Endgerääten übermittelt werden. Neu 2021: die Abfrage zur Pünktlichkeit von Zügen.
New Mobility – Mobilitätskonzepte abseits der Schiene
Die Deutsche Bahn konzentriert sich schon lange nicht nur auf die Schiene und Züge, sondern bemüht sich um ganzheitliche Konzepte rund um Mobilität und Reisen. Denn Reisen beginnt und endet nicht am Bahnhof. Dafür bietet es verschiedenste Möglichkeiten der vernetzten Mobilität – Ridepooling, Car- und Bikesharing mit Angeboten wie Call a Bike, CleverShuttle, Flinkster und anderen.
Call a Bike 5.0
Call a Bike ist der Leihfarraddienst der Deutschen Bahn, der in Großstädten wie Berlin, Hamburg und München angeboten wird. Bikesharing wird in der Verkehrswende eine zentrale Rolle spielen, da ist sich die Deutsche Bahn sicher. Daher wird dieses Angebot stetig weiterentwickelt und verbessert. Solarbetriebene Verleihstationen zum Beispiel helfen, schnell und ohne aufwendige Baumaßnahmen das Netz zu erweitern. Solche Stationen konsequent an Verkehrsknotenpunkten des ÖPNV zu realisieren hilft, den Verkehr weg vom Auto zu bekommen. Dazu hat die Deutsche Bahn auch Preismodelle für Unternehmen entwickelt – um Call a Bikes als Dienstfahrrad zu nutzen.
Passend dazu bringt die Deutsche Bahn die nächste Generation des Call a Bikes auf die Straße. Das Call a Bike 5.0 – die fünfte Generation des Leihfahrrads – wird im rot-weißen ICE-Look auf den Markt kommen. Der aktuelle Prototyp ist eine komplette Neuentwicklung und wurde auf der “Mobilität erleben” virtuell vorgestellt. Jetzt ausgestattet mit Smartphonehalterung, Gepäckkorb vorne, eine neues solarbetriebenes Sicherungsschloss, der über Photovoltaikzellen am Korb CO2-neutral betrieben wird. Außerdem soll das neue Fahrrad über ein verbessertes GPS-Modul verfügen und einiges mehr wie LEDs, um besser zu erkennen, ob das Rad bereits vermietet ist und weitere Möglichkeiten zum einfachen Entsperren (z.B. in der App).
Bike+Ride-Offensive und Rad+ App
Auch an das eigene Fahrrad hat die Deutsche Bahn gedacht. Bereits seit 2018 führt die DB Station&Service gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium die Bike+Ride-Offensive durch, um sicheres Parken für Fahrräder am Bahnhof zu ermöglichen. Durch das Förderprogramm sollen bis Ende 2022 100.000 zusätzliche Abstellanlagen für Deinen Drahtesel gebaut werden, z.B. moderne Samelschließanlagen mit digitalen Buchungsmöglichkeiten.
Mit der Rad+ App wirst Du hingegen spielerisch belohnt, dass Du Dein Fahrrad nutzt. Ein Prämiensystem in Kooperation mit Händlern im Bahnhof und in der Stadt belohnt Dich für jeden gefahrenen Kilometer in der Stadt. Ahrensburg in der Nähe von Hamburg hat dies bereits erfolgreich getestet und nun soll die App in weiteren Städten ausgerollt werden. Dabei wirst nicht nur Du, sondern auch Deine Stadt unterstützt, z.B. mit der Beteiligung der Deutschen Bahn an einer Fahrrad-Service-Station am Bahnhof, an dem kleinere Reparaturen am Fahrrad selbst durchgeführt werden können. Auch Reifen von Rollstühlen und Kinderwägen bekommen hier neue Luft.
Weitere Neuigkeiten für Stuttgart
Auch bei der S-Bahn und den Regionalbahnen tut sich einiges. Ab Dezember 2020 informiert die Deutsche Bahn bei einem Störfall im S-Bahn-Netz der S-Bahn Stuttgart über neue digitale Liniennetzplätze in Echtzeit über Störungen. Du wirst über Störungen informiert und bekommst Alternativen angeboten. Das ist im Hinblick auf die Umstellung zum Digitalen Knoten sowie den weiteren Arbeiten rund um Stuttgart 21sicherlich hilfreich. Auch München kommuniziert bereits Störungen per Liniennetzplan, weitere S-Bahnen u.a. im Rhein-Main-Gebiet, Hamburg und Berlin sind in Planung.
Für die 158 Züge der S-Bahn Stuttgart gibt es auch während der Fahrt mehr Service. Die DB Regio führt ebenfalls ein Zugportal ein, bei dem Du kostenlose Informations- und Unterhaltungsangebote über das WLAN des Regionalverkehrs nutzen kannst – Nachrichten, Wissen, Lifestyle, Videos, Podcasts mit regionalem Bezug in Kooperation mit der Stuttgarter Zeitung. Außerdem werden wie aus dem Fernverkehr bekannt diverse Reisendeninformationen bereitgestellt, wie z.B. Streckenverlauf des genutzten Zuges. In Kürze steht das Zugportal der DB Regio auch im Südwest-Expres (SÜWEX) und perspektivisch vielen weiteren Linien zur Verfügung.
Ausblick in die Zukunft
Digitalisierung ist bei der Deutschen Bahn überall zu spüren. So sind Chatbots als virtuelle Assistenten bereits im Kundenservice auf den digitalen Kanälen im Einsatz und werden kontinuierlich verbessert, um klarer, intelligenter und einfacher mit Reisenden zu kommunizieren. Dabei kommt künstliche Intelligenz zum Einsatz. Getestet wird das mit dem Chatbot “Bo” auf www.gemeinsamgehtdas.de, auf der er Fragen rund ums Reisen und Bahnhöfe beantwortet. Er soll konstant weiterentwickelt werden.
Dazu gesellt sich SEMMI Avatar, eine mehrsprachige, skalierbare und lernfähige KI-Concierge-Lösung der Deutschen Bahn. SEMMI soll den Kontekt eines Gesprächs erfassen und Emotionen über Stimmlage, Köpersprache und Mimik (abhängig vom Endgerät) ausdrücken können. SEMMI soll in Zukunft die Servicemitarbeiter an Bahnhöfen unterstützten und eine zusätzliche Informationsmöglichkeit darstellen.
Es bleibt also spannend, was die Deutsche Bahn nächstes Jahr auf der “Mobilität erleben” – ob virtuell oder vor Ort auf einem Event – präsentieren wird. Die Zukunft ist auf jeden Fall digital und wird zahlreiche weitere Innovationen für Dich und mich parat haben.
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Offenlegung: Ich bin zu “Mobilität erleben” virtuell von der Deutschen Bahn eingeladen. Es bestand keine Pflicht, einen Artikel zu schreiben. Doch bin ich als Vielfahrer der Deutschen Bahn immer wieder an Neuerungen interessiert. Meine Meinung blieb von der Einladung unbeeindruckt.
Das mit dem Essen bestellen vom Platz find ich voll cool. Hoffentlich gibts dann auch mehr Personal dafür, durch so einen vollbesetzten Zug nur eine Person zu schicken ist ja nicht so geil.
Es ist noch nicht ganz klar, wie das dann im Zug ablaufen wird. Aber es ist kein “Am Platz”-Service wie in der 1. Klasse, meine ich. Du kannst nur bereits online sehen, was im Bistro/Restaurant angeboten wird und zu welchem Preis und es online bestellen. Ob es dann an den Platz gebracht wird oder nur Zeit im Bistro/Restaurant spart, dazu gab es keine wirkliche Äußerung. Wir werden es sehen.
Da gibt es ja jede Menge Neuerungen und coole Ideen. Vor allem das Call&Bike finde ich sehr spannend!
Hallo Gudrun.
Call a Bike gibt es ja schon sehr lange, z.B. in München. Nur kommen jetzt hoffentlich bald neue Fahrräder, der Prototyp war schon vielversprechend. Wenn dann noch Call a Bike auch in kleineren Städten und Kommunen kommen, wäre das wirklich toll. Wie schnell das aber vor sich geht, bleibt abzuwarten.