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Bereits im Februar ging die Deutsche Erstaufführung des Musicals Lazarus von David Bowie und Enda Walsh in Düsseldorf über die Bühne. Dieses Musical entstand kurz vor David Bowies Tod und es gilt in gewisser Weise als sein Vermächtnis. Er selbst hat gerade noch die Erstaufführung am Off-Broadway erleben dürfen.
Lazarus: die Handlung
Die Handlung des Musicals basiert auf Walter Tevis‘ Roman Der Mann, der vom Himmel fiel, der 1976 mit David Bowie* in der Rolle des Thomas Jerome Newton verfilmt wurde. Es geht um einen Außerirdischen, der auf der Erde landet, um die Wasservorräte seines Planeten wieder aufzufüllen. Er kann jedoch nicht zurück. Er durchlebt den “American Way to Success”, verliebt sich in die Kleinstadtschönheit Mary-Lou und zerbricht aber als emphatisches Wesen an der Kälte der Welt.
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Hier beginnt die eigentliche Handlung von Lazarus. Tom Newton befindet sich immer noch auf der Erde und findet kein Zurück. Er ist mittlerweile allein, trinkt Gin und schaut pausenlos fern, um sich zu betäuben. Er ist ein Mann, der nicht sterben kann, obwohl er sich nichts sehnlicher wünscht.
Es ist schwer, den Plot dieser „the freakiest show“ kurz in Worte zu fassen. Das Musical hat im eigentlichen Sinne keine stringente Handlung. Im Grunde geht es um den Seelenflug eines außerirdischen Mannes zwischen Leben und Tod, der nicht sterben kann und und im Fiebertraum zwischen den verschiedensten Bewusstseinsebenen hin und her wechselt. In diesem psychedelischen Intermezzo erscheinen die verschiedensten Figuren, die letztendlich alle etwas mit ihm zu tun haben: ein ehemaliger Freund, Elli seine Assistentin, die sich in einer anderen Identität verliert, ein glückliches Paar, der Todesengel Valentine und letztendlich das junge Mädchen, das in sein Leben tritt und eher einer Traumgestalt gleicht, als einer realen Person.
Lazarus: Bühnenbild und Kostüm
Beim Versuch, Eindrücke dieser Inszenierung festzuhalten, wird das momenthafte Wesen des Theaters wieder deutlich. Es gelingt höchstens, einige Eckpunkte zu beschreiben…
Inszenierung, sowie Bühnenbild und Kostüm haben sich den 1970er und 80er Jahren verschrieben. Zentrum der Bühne ist die abstrakte Form einer Rakete, die im Grunde einer riesigen Zitronenpresse gleicht. Links und rechts befinden sich Treppen, die als Aufgang und Spielfläche dienen; eine typische Showbühne also. Unter der Spitze der Rakete befindet sich eine Art Wohnraum, der von einem riesigen Bett dominiert wird. Große Flügel, die den Sonnenreflektoren eines Satelliten oder einer Raumstation gleichen, dienen als Projektionsflächen für Videoinstallationen und Direktaufnahmen der Darsteller. Im Grunde ist die Bühne immer in Bewegung und umgeben von einer Bilderflut.
Angelegt ans Bühnenbild spiegeln auch die Kostüme den Geist der Seventies und Eighties wieder. Schrille Farben, Plateauschuhe, Schlaghosen und viel Glitter und Glamour. Manche Gestalten erinnern stark an die Rocky Horror Picture Show.
Lazarus: Die Schauspieler
Die erste Szene hat Gänsehautcharakter. Die Scheinwerfer leuchten auf, die ersten Takte der Musik ertönen und dann steht er da, David Bowie. Die Ähnlichkeit des norwegischen Schauspielers Hans Potter Melø Dahl zu David Bowie ist wirklich frappierend. Gestik und Intonation erinnern jedoch nur entfernt an die Pop-Ikone. Melø will nicht imitieren, sondern bringt seine Interpretation der Figur des Tom Newton auf die Bühne; ein Mann jenseits von Gut und Böse, der bereits mit dem Leben abgeschlossen hat.
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Lieke Hoppe als “The Girl” ist eine zartgliedrige, weiße Erscheinung, die eher einer Traumgestalt gleicht als einer realen Person. Sie brilliert unter anderem durch ihre Leichtfüßigkeit und einer eindrucksvollen Gesangsstimme. Ihre Interpretation des Songs LIFE ON MARS? ist mit all der Emotionalität sehr berührend.
Rosa Enskat spielt die Rolle der Elli als eine genervte Frau in der Midlifecrisis, die sich als Assistentin von Newton eine neue Identität und Lebensaufgabe erhofft. Sie singt die Songs mit einer gewissen Lässigkeit, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Die Figur des Valentine ist eine Paraderolle für André Kaczmarczyk. Er spielt ihn teils als sinnlichen, teils als grausamen Todesengel und zwar mit vollem Körpereinsatz. Auch gesanglich ist er unvergleichbar.
Alle anderen Figuren fügen sich in die Inszenierung ein. Besonders zu erwähnen sind hier die Background-Sängerinnen, die dieses typische Musical-Flair erschaffen. All diese Figuren treten scheinbar ohne jeden Zusammenhang auf und entbehren jeglicher Logik. Der Zuschauer muss sich sich auf eine teils sehr verworrene Handlung einlassen, die einem Fiebertraum ähnelt und alles ebenfalls einen. Erst dann ergibt sich ein roter Faden.
Lazarus: Die Musik
David Bowie hat für sein Requiem eigens drei Songs komponiert und sonst Lieder aus seinem riesigen Repertoire hinzugezogen. Die Songs sollen auf Wunsch Bowies ohne jeden Pathos gesungen werden.
Es ist diese Schlichtheit, die so berührt und spüren lässt, dass hier wirklich jemand vor seinem Tod steht.
Empfehlung – Das Beste von David Bowie*:
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Warum solltest Du Dir “Lazarus” anschauen?
Die Inszenierung lebt vom Wiedererkennungscharakter und die Songs sind Ohrwürmer. Was man hier erlebt ist ein Pop-Happening. Trotzdem ist das Stück auch für denjenigen empfehlenswert, der kein David Bowie-Fan ist… Dieses Musical beinhaltet existentielle Fragen, schafft schöne Bilder und starke Momente und lädt zum wiederholten Anschauen ein.
Weitere Informationen
Düsseldorfer Schauspielhaus
Gustav-Gründgens-Platz 1
40211 Düsseldorf
Aufführungsdauer: 2 Stunden, keine Pause
Weitere Aufführungstermine
- 30.10.2019
- 06.11.2019
- 23.11.2019
- 22.12.2019
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