Blick vom Turm auf die Burgruine

Roadtrip durch North Wales: Caernarfon Castle, Snowdonia und die Legende von Hedd Wyn

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Roadtrips haben immer viel zu bieten. Ständig wechselnde Orte, Burgen und Landschaften. Am zweiten Tag meines viertägigen Roadtrips durch North Wales war dies nicht anders. Ging es am Vortag an der Küste entlang und auf die Insel Anglesey, stand heute vorwiegend der Snowdonia National Park und seine rauen Berge auf dem Programm.

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Caernarfon Castle

Anglesey verlasse ich, wie ich gekommen bin über eine der zwei Brücken über die Menaistraße. Noch immer bin ich etwas wehmütig, dass ich von dieser Insel nicht mehr sehen konnte. Vielleicht bei einem nächsten Roadtrip durch Wales? Doch nicht weit entfernt, entlang der Menaistraße auf der A487 in Richtung Süden, wartet das nächste Highlight meines Roadtrips auf mich: Caernarfon Castle.

Caernarfon Castle
Caernarfon Castle

Die Burg ist wohl die beeindruckendste, die sich in Wales findet. Doch traurigerweise war sie nie eine Burg für die walisischen Kelten, sondern eine Machtdemonstration der Engländer. Jahrhunderte lang wehrten sich die Waliser heftig gegen die Besatzung, doch im 13. Jahrhundert eroberte Edward I. von Chester aus den Norden Wales. Mit dem Bau von Conwy und Conwy Castle, Caernarfon und Caernarfon Castle und weitere Burgen festigte Edward I. seine Vormachtstellung in Wales.

Caernarfon Castle thront über dem gleichnamigen Städtchen
Caernarfon Castle thront über dem gleichnamigen Städtchen

Noch heute thront die Burg über dem kleinen Städtchen Caernarfon und ich kann mir lebhaft vorstellen, wie bedrohlich der Herrschaftssitz von Edward I. im Herzen von Gwynedd auf die walisischen Bewohner gewirkt hat. Für den Bau beauftragte er wiederum Jacques de Saint-Georges d’Espéranche (James of St. George), der Meisterarchitekt der damaligen Zeit. Er schuf achteckige Türme und eine Fallbrücke am der Stadt zugewandten King’s Gate, die mit sage und schreibe sechs Fallgittern und Torspionen geschützt wurde. Eine Machtdemonstration sondergleichen – und wie ein Großteil der Burgen von Edward I. UNESCO Welterbestätte.

die achteckigen Türme
die achteckigen Türme

1284 wurde Edward II., der Sohn und Thronerbe Edwards I. in Caernarfon Castle geboren – der erste Prince of Wales. Eduard I. bediente sich dafür eines geschickten Tricks. Er verkündete den Walisern, er würde ihnen einen Prinzen geben, „der in Wales geboren ist, kein Wort Englisch spricht und dem walisischen Volk nie etwas Böses angetan hat.“ Darauf ließen sich die Waliser ein.

Noch heute gibt es die Prinzen von Wales – der Titel wird immer dem Thronerben des englischen Herrschers verliehen. Prinz Charles als Thronerbe von Queen Elizabeth II. wurde 1958 dazu ernannt und am 01. Juli 1969 feierlich in Caernarfon Castle von seiner Mutter gekrönt – und dafür lernte er sogar ein wenig Walisisch am College in Aberystwyth. Das Schloss ist übrigens noch heute der Sitz des Prinzen. Einige Bereiche sind deswegen nicht der Öffentlichkeit zugänglich. Der Rest der Burg lud aber zum Erkunden ein und auf den Türmen hatte ich eine tolle Aussicht über das Wasser und das Städtchen. Da fühlte ich mich ein klein wenig wie ein Burgfräulein. Doch die Reise musste weiter gehen…

Snowdonia National Park

Von Caernarfon Castle ist es nicht mehr weit bis zum Snowdonia National Park. Eine kurze Autofahrt aus dem Ort heraus und die Straße schlängelt sich entlang beeindruckender Bergketten. Grüne Weiden, unzählige Schafe und der Mount Snowdon, der als höchster Berg Wales dem 1951 gegründeten National Park seinen Namen gab. Mit 1.085 m über dem Meeresspiegel ist der Berg kein Mount Everest, diente aber Sir Edmund Hillary und seinem Sherpa Tenzing Norga als Trainingsberg für die Besteigung des Selbigen. Landschaftlich schroff scheint Snowdonia perfekt zu sein, um für die Besteigung des höchsten Berges der Welt zu üben.

schroffes Gelände in Snowdonia
schroffes Gelände in Snowdonia

Leider bleibt uns wenig Zeit auf unserem Roadtrip – der Guide scheint nicht viel für die Berge übrig zu haben. Nur ein kurzer Stop am Pyg Track am Pen-y-Pass lässt uns einen Moment die Schönheit des National Parks außerhalb des Busses mit Blick auf Mount Snowdon genießen.

A propos Wanderweg. Seit den Tagen von Edmund Hillary und Tenzing Norgay erfreut sich Snowdonia großer Beliebtheit bei Wanderern und auch ich würde gerne mehr erkunden. Doch wir haben noch einige Kilometer vor uns und so heißt es auch schnell wieder Abschied nehmen von der kargen Landschaft.

Wanderweg im Snowdonia National Park - Pyg Track am Pen-y-Pass
Wanderweg im Snowdonia National Park – Pyg Track am Pen-y-Pass

Die Legende von Hedd Wyn

Im Snowdonia National Park treffe ich auch auf die Geschichte eines armen Poeten: Hedd Wyn. Er wurde 1887 als Ellis Humphrey Evans in Trawsfynydd im Herzen des Snowdonia National Parks geboren. Er war das Älteste von elf Kindern und wuchs auf dem Bergbauernhof Yr Ysgwrn ein paar Kilometer östlich davon auf. Mit elf Jahren schrieb er bereits seine ersten Gedichte – natürlich in walisischer Sprache. Sein Talent wurde früh entdeckt und gefördert, sicherlich ein Glücksfall für die arme Familie.

der Bauernhof der Familie von Hedd Wyn
der Bauernhof der Familie von Hedd Wyn
Am Haus von Hedd Wyn
Am Haus von Hedd Wyn

Ab 19 nahm Hedd Wyn dann regelmäßig an den regionalen Lyrikwettbewerben der Eisteddfodau teil und konnte 1907 seinen ersten Bardenstuhl, die Auszeichnung dieser beliebten walisischen Wettbewerbe, mit nach Hause nehmen. Ab 1915 beteiligte er sich auch am nationalen Wettbewerb. In der Zeit wurden seine Gedichte düsterer und deutlich vom Krieg geprägt. Denn im Herbst 1916 trat er nach Aufforderung durch die britischen Behörden der Armee bei, um seinen jüngeren Bruder Bob zu verschonen. Während eines Fronturlaubs im Frühjahr 1917 fing er mit den Arbeiten für den Eisteddfodau an. Er vollendete Yr Arwr (“Der Held”) im Juni und schickte es im Juli unter dem Pseudonym “Fleur de lis” an den Eisteddfodau. Doch am 31. Juli fiel Hedd Wyn nach Artilleriebeschuss durch die Deutschen während der Dritten Flandernschlacht bei Ypern in Belgien.

Am 6. September 1917 wurde auf dem Eisteddfod in Birkenhead der Bardenstuhl in Anwesenheit des kymrischsprachigen britischen Premierministers David Lloyd George an „Fleur de lis“ verliehen – zur Überraschung der Anwesenden erhob sich niemand, um den Bardenstuhl einzunehmen. Als bekannt wurde, dass Hedd Wyn sechs Wochen zuvor gefallen war, wurde der Bardenstuhl in schwarzes Tuch gehüllt und in einer Prozession mit Pferd und Wagen nach Yr Ysgwrn gebracht, das in den folgenden Jahrzehnten zum Pilgerziel für kymrischsprachige Waliser wurde.

Wikipedia

Der Bardenstuhl
Der Bardenstuhl

Der Bergbauernhof seiner Eltern ist heute eine Art Museum. Der Bardenstuhl steht immer noch in dem kleinen Haus mit der Einrichtung von vor 100 Jahren – als offizielle Pilgerstätte für Waliser und Gäste wie mich. Während die Schafe auf der Weide vor dem Haus grasen und in der Sonne liegen, fliegen ab und zu Rote Milane und auch Jets der britischen Armee über diesen ruhigen Ort, der so bedeutsam für die walisische Sprache ist. Diese drohte zu verschwinden. Doch mittlerweile erfreut sich Walisisch wieder großer Beliebtheit und immer mehr Menschen sprechen wieder diese außergewöhnliche keltische Sprache.

Castell y Bere

Im Süden des Snowdonia Natonial Parks, wo die Hügel wieder sanfter werden und das Grün satter, liegt Castell y Bere – der nächste Punkt auf unserem Roadtrip. Es gilt als einer der wenigen Beispiele der Baukunst der walisischen Fürsten. 1221 soll die Burg vom Fürsten von Gwynedd gebaut worden sein. Heute ist nur noch eine Ruine auf einem Plateau übrig. Taktisch der höchste Punkt im Tal, doch nicht so günstig gelegen, wie ich es bisher von den Burgen Edwards I. – Conwy und Caernarfon – gewohnt bin.

Teile der Ruine von Castell y Bere
Teile der Ruine von Castell y Bere
Panorama der Umgebung
Panorama der Umgebung

Doch das Gelände ist ruhig, ein schöner Rückzugsort, den auch die walisischen Fürsten während der Eroberung durch die Engländer nutzen, bevor auch hier die Engländer das Land eroberten. Nach Rückeroberung und Revolte war die Burg stark beschädigt und geriet lange Zeit danach in Vergessenheit. Erst im 19. Jahrhundert wurde sie wieder ausgegraben und ist heute für jedermann kostenlos zugänglich.

Eingang für Jedermann frei
Eingang für Jedermann frei

Afternoon Tea in Machynlleth

Dann ist auch schon meine Zeit in Snowdonia vorbei und es wartet das wohl Britischste auf mich, was es gibt: Afternoon Tea im kleinen Örtchen Machynlleth. Während das Frühstück ja auch in Wales ziemlich Britisch ist und ich das gar nicht so gerne mag, könnte es für mich täglich Afternoon Tea geben – Sandwiches, Canapés, Scones mit Clotted Cream und dazu ein Glas Earl Grey, heiß.

Caffi Alys (Café) neben Owain Glyndŵr's Parliament House
Caffi Alys (Café) neben Owain Glyndŵr’s Parliament House

Doch “Mach” hat mehr zu bieten als Afternoon Tea. Das kleine 2.200 Einwohner zählende Örtchen zählt sich selbst als historische Hauptstadt Wales. Denn während der Revolution der Waliser 1400 bis 1415, das letzte Aufbegehren gegen die englische Besatzung, ließ sich Owain Glyndŵr in Machynlleth zum Fürsten von Wales krönen. Außerdem bestimmte er den Ort neben den beiden weiteren Städtchen Dolgellau und Harlech zum Versammlungsort für das Parlament, wenn Wales die Freiheit erlangen würde – was leider nie eintrat. Sein Parlamentshaus kann heute immer noch besichtigt werden.

Uhrenturm in Mach
Uhrenturm in Mach

Das herausragendste Bauwerk des Örtchen ist jedoch sicherlich der neugotische Uhrturm, der 1873 zu Ehren des Markgrafen von Londonderry errichtet wurde, der ein Haus in dem Örtchen besaß. Mich persönlich zog aber quasi der kleine Friedhof an der Kirche magisch an. Am späten Nachmittag tauchte die Sonne hier die bewachsenen Gräber in die verschiedensten Grüntöne. Doch auch so bietet das Örtchen viel Entdeckenswertes bei einem kleinen Spaziergang.

Warten auf Mr. Darcy in Nanteos Mansion

Der Abend nahm seinen Lauf und unsere Unterkunft für die nächsten zwei Nächte wartete schon mit einem Abendessen auf uns. Nanteos Mansion in der Nähe von Aberystwyth ist ein Landhaus aus dem 18. Jahrhundert. Wie in einen Jane Austen Roman versetzt, fühle ich mich ein wenig zu unglamourös für eine Übernachtung. Die Räume sind modern und dennoch vornehm. Die Gegend ruhig und eigentlich warte ich jeden Moment darauf, dass Mr. Darcy in seinem Gehrock um die Ecke biegt.

Nanteos Mansion
Nanteos Mansion
Warten auf Mr. Darcy
Warten auf Mr. Darcy

Mehr zu North Wales auch im ersten, dritten und vierten Teil des Roadtrips.

Weitere Lesetipps:

Diese und weitere meiner Fotos aus Wales findest Du auch auf Flickr.

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Pinterestgraphik Wales Roadtrip Tag 2 - Caernarfon Castle, Snowdonia, Hedd Wyn

Den Roadtrip unternahm ich mit einigen Journalisten und Bloggern als Pressereise auf Einladung von Visit Britain und Visit Wales. Meine Meinung bleibt davon unbeeindruckt. 

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Romy

Romy (*1981) hat ihre Heimatbasis in der Ruhrmetropole Dortmund und arbeitet als Blogger und Freelancer im Bereich Social Media, Content Strategie und Community Management.

Sie bloggt seit 2006.
Übers Reisen regelmäßiger seit 2013. Wenn sie Zeit dazu findet.

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